Beschreibung
Ist das vielzitierte Türkentum Ausdruck einer rein patriotischen oder gar patriotistischen Haltung? Wie lässt es sich mit dem Staatsgrenzen überschreitenden Konzept der islamischen Umma vereinbaren? Sind Laizismus und Religiosität miteinander in Einklang zu bringen? Antworten auf diese Fragen finden sich bei der Betrachtung von Ereignissen, die primär das nationale Wertgefühl formen und dabei religiös eingebettet werden. Ein Beispiel hierfür ist die Dardanellenschlacht im Ersten Weltkrieg, die einerseits Teil des Gründungsmythos der modernen Türkei ist, andererseits aber auch ein exzellentes Beispiel für das islamische Verständnis von Krieg und Märtyrertum darstellt. Entsprechende Schnittstellen finden sich in Abhandlungen, die allen zugänglich und allgemein verständlich sind, wie die Freitagspredigen, die zwar in erster Linie einen religiösen Zweck erfüllen, jedoch - gerade im Zusammenhang mit nationaler Symbolik - politische Tragweite erlangen. Die Autorin analysiert türkische Freitagspredigen seit Gründung der Republik Türkei auf die Art und Weise ihrer Erwähnung der Schlacht von Çanakkale. Dazu wurde eine breite Auswahl an Predigttexten herangezogen, die Mehrzahl davon direkt von der staatlichen Religionsbehörde (Diyanet Isleri Baskanligi) veröffentlicht. Die vorliegende Studie zeigt, dass bestimmte immer wiederkehrende Elemente das Kriegsereignis in einer postoralen Phase historisieren und gleichzeitig auf ein religiöses Fundament stellen.
Autorenporträt
Silvana Becher-Çelik, geboren 1984, schloss das Studium der Rechtswissenschaft ab (Staatsexamen 2008). Parallel dazu studierte sie an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz Islamkunde, Islamische Philologie und Pädagogik (M. A. 2010). Von September 2008 bis Juni 2009 absolvierte sie ein Auslandsstudium an der Marmara Universität Istanbul (Türkische Sprache und Literatur sowie Islamische Theologie). Seit Oktober 2010 ist sie als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Seminar für Orientkunde der Universität Mainz tätig.