Grenzen der Homogenisierung

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IT-Arbeit zwischen ortsgebundener Regulierung und transnationaler Unternehmensstrategie

ISBN: 3593394146
ISBN 13: 9783593394145
Autor: Mayer-Ahuja, Nicole
Verlag: Campus Verlag
Umfang: 493 S., 2 Fotos, 10 Schaubilder
Erscheinungsdatum: 11.04.2011
Auflage: 1/2011
Format: 3.3 x 21.4 x 14
Gewicht: 668 g
Produktform: Kartoniert
Einband: PB

‚The world is flat!‘ – So lautet eine Gegenwartsdiagnose, die transnationale Konzerne als Wegbereiter globaler Homogenisierung feiert. Nicole Mayer-Ahuja zeigt, dass dieser Homogenisierung Grenzen gesetzt sind. Die Analyse der Softwareprogrammierungsbranche in Deutschland und Indien verdeutlicht, wie markant sich Unternehmensstrategien und Arbeitskraftnutzung unterscheiden und wie sie durch ökonomische, politische und gesellschaftliche Strukturen vor Ort beeinflusst werden.

Artikelnummer: 1365972 Kategorie:

Beschreibung

1. Einleitung "The world is flat!" Als der US-amerikanische Publizist Friedman (2007) unter diesem Titel den Bedeutungsverlust historischer und geographischer Unterschiede im frühen 21. Jahrhundert proklamierte, stürmte er damit die internationalen Bestsellerlisten. Er avancierte zu einem der eloquentesten Vertreter einer weit verbreiteten Argumentation, denn immerhin repräsentierten "Hyper-Globalists" laut Dicken (2007) "the largest body of opinion". Gemeinsam sei ihnen die Position, dass wir in einer grenzenlosen Welt lebten, in which the >national< is no longer relevant. In such a world, >globalization< is the new economic (as well as political and cultural) order. It is a world where nation-states are no longer significant actors or meaningful economic units and in which consumer tastes and cultures are homogenized and satisfied through the provision of standardized global products created by global corporations with no allegiance to place or community. Thus, the >global< is claimed to be the natural order, an inevitable state of affairs, in which time-space has been compressed, the >end of geography< has arrived and everywhere is becoming the same (Dicken 2007, 5). Das Argument nahezu allumfassender Homogenisierung mag hier überzeichnet sein, um sich besser davon abgrenzen zu können. Zudem erscheint es angesichts der im Herbst 2008 virulent gewordenen weltweiten Finanz und Wirtschaftskrise anachronistisch - zumindest in Hinblick auf die angeblich schwindende Rolle von Nationalstaaten, die sich anlässlich der Krise mit "Rettungspaketen" und Regulierungsankündigungen unübersehbar zurückmeldeten. Dies ändert jedoch nichts an der Aktualität der Diskussion über die Reichweite von Homogenisierungstendenzen im Zeichen zunehmend grenzüberschreitender Wirtschaftsaktivitäten (vulgo: "Globalisierung"). Behält also die im Zitat referierte Auffassung Recht, der zufolge alle lokalen Unterschiede eingeebnet werden? Vorsichtiger formuliert: Wie weit geht Homogenisierung und wo stößt sie an Grenzen? Man kann sich dieser Frage auf verschiedenen Ebenen, mit Bezug auf diverse wirtschaftliche Aktivitäten, mit unterschiedlichen Methoden und wissenschaftlichen wie politischen Erkenntnisinteressen nähern. Der spezifische Fokus der vorliegenden Studie wird deutlich, wenn man den Scheinwerferkegel auf eine typische Konfliktkonstellation richtet. In den deutsch-indischen Projektteams vieler Softwarefirmen schwelt ein Dauerkonflikt, denn deutsche Beschäftigte verstehen nicht, warum ihre indischen Kolleg/innen klaglos Nächte durcharbeiten - aber sich weigern, abends eine Viertelstunde länger zu bleiben, um einen Arbeitsschritt abzuschließen. Die Auseinandersetzung um diese "kritische Viertelstunde" lässt ahnen, wo in Bezug auf die Nutzung von Arbeitskraft in transnational operierenden Softwarefirmen, die diese Studie untersucht, Grenzen der Homogenisierung liegen könnten. So spielt der Konflikt etwa nicht überall dieselbe Rolle. Indische wie deutsche Beschäftigte in der indischen Servicefirma, in der eine Fallstudie durchgeführt wurde (und die hier aus Anonymisierungsgründen unter dem Kürzel "I-Serve" erscheint), sprechen dieses Problem öfter an als Beschäftigte einer deutschen Produktfirma (hier analog als "G-Pro" bezeichnet). Dies liegt nicht zuletzt daran, dass kurzfristig anberaumte Kooperationen zwischen Projektmitgliedern in Deutschland und Indien in der Servicefirma deutlich häufiger erforderlich werden als in der Produktfirma, was (wie wir sehen werden) unter anderem mit Projektlaufzeiten sowie der Rolle von Kunden und Vorgesetzten bei der Projektabwicklung zusammenhängt. Weil das Erbringen von Software-Dienstleistungen andere Formen der Nutzung von Arbeitskraft erfordert als die Herstellung von Software-Produkten, so die erste Vermutung, kann man nicht von "der" Arbeit im Softwaresektor sprechen - vielmehr sind wesentliche Grenzen von Homogenisierung in unterschiedlichen Geschäftsmodellen begründet. Doch warum arbeiten indische Besch

InhaltsangabeInhalt Danksagung 9 1. Einleitung 11 1.1 Grenzen der Homogenisierung in der Literatur: Politische Ökonomien und unternehmerische Transnationalisierungswege 13 1.2 Reichweite und Grenzen der Fragestellung 21 1.3 Warum Softwareprogrammierung zwischen Deutschland und Indien? Zur Auswahl des Forschungsfeldes 29 1.4 Warum deutsche Produkt und indische Servicefirma? Zur Auswahl der Untersuchungsbetriebe 39 1.5 Untersuchungsdesign, Methodik und Aufbau der Arbeit 44 2. Konzeptionelles: Regulierungsszenarien und Transnationalisierungswege 54 2.1 Regulierungsszenarien von Arbeitskraft-(Re-)Produktion 54 2.1.1 (Re )Produktion von Arbeitskraft als individuelle und kollektive Analysekategorie 55 2.1.2 Zum Begriff des Regulierungsszenarios 63 2.2 Transnationalisierungswege im Software-Sektor 76 2.2.1 Transnationalisierung von Produkt- und Serviceunternehmen 80 2.2.2 Transnationalisierung zwischen Herkunfts und Niederlassungskontext 94 2.3 Betriebliche Arbeitskraftnutzung als Brennspiegel 116 3. Räumliche Bindung von Arbeitskraft 120 3.1 Unternehmensstrategien zur Steuerung räumlicher Mobilität 121 3.1.1 Transnationale Mobilität 121 3.1.2 Mobilität im Alltag 139 3.1.3 Mobilität im Lebenslauf 143 3.2 Regulierungsszenario und räumliche Mobilität 147 3.2.1 Wirtschaftliche Regulierung: Vergütung, Stadtentwicklung, Branchenkonzentration 148 3.2.2 Gesellschaftliche Regulierung: Mobilität vonGeschlechtern und Generationen 162 3.2.3 Politische Regulierung: Immigrations, Infrastruktur und "Bildungspolitik" 188 4. Arbeitsvertragliche Bindung 201 4.1 Unternehmensstrategien zur arbeitsvertraglichen Bindung 202 4.1.1 Rekrutierung 202 4.1.2 Dominanz unbefristeter Vollzeitarbeit 204 4.1.3 Maßnahmen zur Bindung von Beschäftigten 210 4.2 Regulierungsszenario und arbeitsvertragliche Bindung 219 4.2.1 Wirtschaftliche Regulierung: Beschäftigungsstabilität und Arbeitsmarktdynamik 219 4.2.2 Politische Regulierung: Soziale Sicherung und Arbeitsrecht 232 4.2.3 Gesellschaftliche Regulierung: Sozialstruktur der Belegschaften 240 5. Vergütung 260 5.1 Unternehmensstrategien zu Vergütungsfragen 260 5.1.1 Grundvergütung 261 5.1.2 Variable Gehaltsbestandteile und Gehaltserhöhungen 265 5.1.3 Beiträge für soziale Sicherung 273 5.2 Regulierungsszenario und Vergütungsstandards 279 5.2.1 Politische Regulierung: Vergütung zwischen Individual und Sozialeigentum 279 5.2.2 Gesellschaftliche Regulierung: Individual und Familienlöhne 283 5.2.3 Wirtschaftliche Regulierung: Verdienste und Lebenshaltungskosten 285 6. Arbeitszeit 306 6.1 Unternehmensstrategien der Arbeitszeitgestaltung 307 6.1.1 Unterschiede in der Arbeitszeitgestaltung von G-Pro und I-Serve 309 6.1.2 Arbeitszeitgestaltung und Geschäftsmodell 314 6.2 Regulierungsszenario und Arbeitszeitgestaltung 333 6.2.1 Politische Regulierung: Arbeitszeit und Urlaubsgesetzgebung 335 6.2.2 Wirtschaftliche Regulierung: Arbeitszeitregime 341 6.2.3 Gesellschaftliche Regulierung: Arbeitszeit und Reproduktionsarbeit 346 7. Anforderungsprofile und Qualifikationen 365 7.1 Unternehmensstrategien zur Qualifikationsentwicklung 365 7.1.1 Rekrutierung von Qualifikationsprofilen 366 7.1.2 Einarbeitung 377 7.1.3 Betriebliche Qualifikationsentwicklung 384 7.2 Regulierungsszenario und Qualifikationsentwicklung 410 7.2.1 Wirtschaftliche Regulierung: "work systems" 410 7.2.2 Staatliche Regulierung: Universitäre IT-Ausbildung 415 7.2.3 Gesellschaftliche Regulierung: Familiärer Bildungshintergrund 429 8. Statt eines Resümees: Betriebliche Arbeitskraftnutzung als Fokusfür Kapitalismusforschung 444 8.1 Betrieb und Ökonomie 445 8.2 Betrieb und Staat 453 8.3 Betrieb und Gesellschaft 460 8.4 Ausblick: Dynamik von Regulierungsszenarien und Firmenstrategien 467 9. Anhang 470 9.1 Glossar 470 9.2 Liste der Expert/innengespräche 471 9.3 Verzeichnis der Schaubilder 473 10. Literatur 474

Inhaltsverzeichnis

Inhalt Danksagung 9 1. Einleitung 11 1.1 Grenzen der Homogenisierung in der Literatur: Politische Ökonomien und unternehmerische Transnationalisierungswege 13 1.2 Reichweite und Grenzen der Fragestellung 21 1.3 Warum Softwareprogrammierung zwischen Deutschland und Indien? Zur Auswahl des Forschungsfeldes 29 1.4 Warum deutsche Produkt und indische Servicefirma? Zur Auswahl der Untersuchungsbetriebe 39 1.5 Untersuchungsdesign, Methodik und Aufbau der Arbeit 44 2. Konzeptionelles: Regulierungsszenarien und Transnationalisierungswege 54 2.1 Regulierungsszenarien von Arbeitskraft-(Re-)Produktion 54 2.1.1 (Re )Produktion von Arbeitskraft als individuelle und kollektive Analysekategorie 55 2.1.2 Zum Begriff des Regulierungsszenarios 63 2.2 Transnationalisierungswege im Software-Sektor 76 2.2.1 Transnationalisierung von Produkt- und Serviceunternehmen 80 2.2.2 Transnationalisierung zwischen Herkunfts und Niederlassungskontext 94 2.3 Betriebliche Arbeitskraftnutzung als Brennspiegel 116 3. Räumliche Bindung von Arbeitskraft 120 3.1 Unternehmensstrategien zur Steuerung räumlicher Mobilität 121 3.1.1 Transnationale Mobilität 121 3.1.2 Mobilität im Alltag 139 3.1.3 Mobilität im Lebenslauf 143 3.2 Regulierungsszenario und räumliche Mobilität 147 3.2.1 Wirtschaftliche Regulierung: Vergütung, Stadtentwicklung, Branchenkonzentration 148 3.2.2 Gesellschaftliche Regulierung: Mobilität vonGeschlechtern und Generationen 162 3.2.3 Politische Regulierung: Immigrations , Infrastruktur und "Bildungspolitik" 188 4. Arbeitsvertragliche Bindung 201 4.1 Unternehmensstrategien zur arbeitsvertraglichen Bindung 202 4.1.1 Rekrutierung 202 4.1.2 Dominanz unbefristeter Vollzeitarbeit 204 4.1.3 Maßnahmen zur Bindung von Beschäftigten 210 4.2 Regulierungsszenario und arbeitsvertragliche Bindung 219 4.2.1 Wirtschaftliche Regulierung: Beschäftigungsstabilität und Arbeitsmarktdynamik 219 4.2.2 Politische Regulierung: Soziale Sicherung und Arbeitsrecht 232 4.2.3 Gesellschaftliche Regulierung: Sozialstruktur der Belegschaften 240 5. Vergütung 260 5.1 Unternehmensstrategien zu Vergütungsfragen 260 5.1.1 Grundvergütung 261 5.1.2 Variable Gehaltsbestandteile und Gehaltserhöhungen 265 5.1.3 Beiträge für soziale Sicherung 273 5.2 Regulierungsszenario und Vergütungsstandards 279 5.2.1 Politische Regulierung: Vergütung zwischen Individual und Sozialeigentum 279 5.2.2 Gesellschaftliche Regulierung: Individual und Familienlöhne 283 5.2.3 Wirtschaftliche Regulierung: Verdienste und Lebenshaltungskosten 285 6. Arbeitszeit 306 6.1 Unternehmensstrategien der Arbeitszeitgestaltung 307 6.1.1 Unterschiede in der Arbeitszeitgestaltung von G-Pro und I-Serve 309 6.1.2 Arbeitszeitgestaltung und Geschäftsmodell 314 6.2 Regulierungsszenario und Arbeitszeitgestaltung 333 6.2.1 Politische Regulierung: Arbeitszeit und Urlaubsgesetzgebung 335 6.2.2 Wirtschaftliche Regulierung: Arbeitszeitregime 341 6.2.3 Gesellschaftliche Regulierung: Arbeitszeit und Reproduktionsarbeit 346 7. Anforderungsprofile und Qualifikationen 365 7.1 Unternehmensstrategien zur Qualifikationsentwicklung 365 7.1.1 Rekrutierung von Qualifikationsprofilen 366 7.1.2 Einarbeitung 377 7.1.3 Betriebliche Qualifikationsentwicklung 384 7.2 Regulierungsszenario und Qualifikationsentwicklung 410 7.2.1 Wirtschaftliche Regulierung: "work systems" 410 7.2.2 Staatliche Regulierung: Universitäre IT-Ausbildung 415 7.2.3 Gesellschaftliche Regulierung: Familiärer Bildungshintergrund 429 8. Statt eines Resümees: Betriebliche Arbeitskraftnutzung als Fokusfür Kapitalismusforschung 444 8.1 Betrieb und Ökonomie 445 8.2 Betrieb und Staat 453 8.3 Betrieb und Gesellschaft 460 8.4 Ausblick: Dynamik von Regulierungsszenarien und Firmenstrategien 467 9. Anhang 470 9.1 Glossar 470 9.2 Liste der ...

Autorenporträt

Nicole Mayer-Ahuja ist wiss. Mitarbeiterin am Soziologischen Forschungsinstitut (SOFI) der Universität Göttingen.

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