Rokko’s Adventures

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Menschen, Tiere, Sensationen, Glitzer & Grind

ISBN: 3903460125
ISBN 13: 9783903460126
Autor: Clemens, Marschall/Rokko
Verlag: Milena Verlag
Umfang: 300 S.
Erscheinungsdatum: 24.03.2023
Produktform: Gebunden/Hardback
Einband: GEB

Rokko, der rasende Reporter des Wiener Untergrunds, dokumentiert in seinen Abenteuern herrlich skurrile Gestalten und bizarre Phänomene vom Rande unserer Gesellschaft. Er porträtiert Menschen, die sich selbst Löcher in den Schädel bohren, menschliche Kanonenkugeln, Exorzisten oder Kinder, die von Tieren aufgezogen werden.

Artikelnummer: 7563501 Kategorie:

Beschreibung

Dr. Bart Huges: Der Heimwerkerkönig Ein wenig später fing die Sache dann in Europa langsam an zu brodeln, jetzt kommt der spannende Teil, indem die ursprünglichen Ideen verdreht und kiloweise Drogen konsumiert werden. Quasi eine Neuauslegung, da Trepanation zu der Zeit im Westen nur mehr in der Neurochirurgie angewandt wurde, um Eingriffe im Schädelinnern zu ermöglichen. Einer sah das aber ganz, ganz anders, darf ich vorstellen: Dr. Bart Huges, der Meister unter den autosexuellen Bohrmaschinen. Dieser war zwar nur ehrenhalber unter seinen Anhängern ein Doktor, da die Uni ihn wegen seiner affirmativen Ansicht zwecks Drogenkonsums verwiesen hatte, aber egal: Er wurde 1934 in Amsterdam geboren, seine Mutter starb, als er zweieinhalb Jahre alt war, mit elf hatte er laut Eigenangaben bereits 25 feste Freundinnen. 1958 nahm er zum ersten Mal LSD, 1960 heiratete er, 1963 kam die erste Tochter zur Welt und so weiter und so fort. Was für uns interessant ist: 1965 nahm er sich einen elektrischen Bohrer, ein Skalpell und injizierte sich ein Betäubungsmittel. Eine dreiviertel Stunde später ward das Loch im Schädel, Huges' "Drittes Auge" war geboren - und er sich seine eigene Hebamme gewesen. Keine Schmerzen vor und nach der Operation, der Heilungsprozess dauerte drei Tage. Wie fühlt man sich nach der Einlösung des eigenen Manifestes? "I feel like I did when I was 14." Heißt: Man hat die Vorstellungskraft und die intensive Wahrnehmung eines Kindes, ohne durch Neurosen und Egoismus an sich selbst zu leiden. Die Theorie, die Huges' Trepanation begründet, veröffentlichte er bereits 1962 unter dem Titel "Homo Sapiens Correctus" und kam so zustande: Urlaub in Ibiza, fleißig am Kiffen und Acidieren, und plötzlich macht jemand in Sichtweite einen Kopfstand und erklärt dessen berauschende Wirkung. Huges dachte zurück an früher und erinnerte sich, dass auch er selbst und sein Vater bei der täglichen Morgengymnastik den Kopfstand nicht ausgelassen hatten - und dass dieser sehr wohl seinen Nutzen hatte. Das Puzzle zusammenzustellen gelang ihm just in dem Moment, als gerade Meskalin für geistige Frische garantierte: Es ist nämlich so, dass es, ganz einfach gesagt, auf die Menge an Blut ankommt, die im Kopf zirkuliert. Je mehr, desto klarer und höher der Bewusstseinszustand. Glück ist lediglich eine Frage des Hirnblutdrucks und ein Loch im Schädel das dauerhafte Pendant zum LSD-Rausch - oder zum Kopfstand. Doch die Blutmenge, die pro Minute durch das Gehirn pulsiert, erfolgt normalerweise durch Autoregulation und bleibt konstant. Laut Immo Jalass kann ein Loch im Schädel das Druckverhältnis in der Hirnkammer manipulieren, und 90 Milliliter Hirnflüssigkeit machen sodann Platz für 90 Milliliter Blut. In einem Schädel mit geschlossener Decke ist aber nicht genug Platz für die Ideale Menge an Blut und Zerebrospinalflüssigkeit, sprich: Hirnwasser. Die einzige Möglichkeit, ein angenehmes Gleichgewicht zu erreichen ist, ja, richtig! die Bohrmaschine anzusetzen und den Schädel zu entjungfern. Mehr Blut heißt dann auch mehr Sauerstoff und Glucose heißt weiters mehr Zufriedenheit. Das wäre dann quasi die Rückkehr zum Urzustand, da Neugeborene die ersten paar Monate mit einem weichen Schädelknochen den Rhythmus des Herzschlages auf die Stirn projizieren und über die alles entscheidende Hirnpulsation verfügen. Die lockere Schädeldecke wird in den nächsten Monaten jedoch von Mutter Natur gefestigt, was, laut Dr. Huges, den Effekt hat, weniger Blut in den Kopf zu lassen, was wiederum die Lebensqualität drastisch einschränkt. Das einzige, was hilft, das Expandieren und Kontrahieren des Hirnes wieder mit der Vorgabe des Blutdruckes zu vereinen. Wir wissen es. Belohnt wurden Huges' Erkenntnisse mit der Einweisung in eine geschlossene Anstalt. Ein weiterer Feind seiner Theorie ist die Schwerkraft, vereint mit der Evolution und dem aufrechten Gang: Die Trinität spielt gegen uns, und das konsequent. Wieder sind es die Kleinen, die im Vorteil liegen, immerhin kr

Rokko, der rasende Reporter des Wiener Untergrunds, dokumentiert in seinen Abenteuern herrlich skurrile Gestalten und bizarre Phänomene vom Rande unserer Gesellschaft. Er porträtiert Menschen, die sich selbst Löcher in den Schädel bohren, menschliche Kanonenkugeln, Exorzisten oder Kinder, die von Tieren aufgezogen werden. Die Untergrund-Gazette Rokko's Adventures wurde 2007 von Clemens Marschall (Rokko) und Grafiker Michael Hanisch (van Deigo) gegründet und erschien bis 2019 halbjährlich in gedruckter Form und zwischenzeitlich als vierteiliges ORF-Fernsehmagazin (produziert von David Schalko). Berichtet wurde darin über Absonderlichkeiten wie Menschen, die Partys sprengen, indem sie sich selbst in die Luft jagen, sich aus Protest selbst Gliedmaßen abschneiden oder sich mit einer Kartoffel in der Hand an Wiener Kreuzungen stellen, um berühmt zu werden. Außerdem gab es Vor-Ort-Berichterstattungen aus der Wiener Unterwelt, vom Auto-Crash-Rennen, der Kanalisation oder dem heiteren Männerverein Schlaraffia sowie Porträts von Persönlichkeiten wie Hermes Phettberg, Georg Friedrich, Olga Neuwirth, Ronnie Rocket Urini oder Michael Thomas und deren unkonventionellem Zugang zu ihrem Schaffen. Von Sozialvoyeurismus ist Rokko dabei weit entfernt, im Gegenteil begegnet er seinen Protagonisten stets mit aufrichtigem Interesse an ihren exzentrischen Lebensentwürfen. In diesem Band versammeln sich die besten Geschichten aus den ersten zehn, längst vergriffenen Ausgaben. "Glück ist lediglich eine Frage des Hirnblutdrucks, und ein Loch im Schädel das dauerhafte Pendant zum LSD-Rausch."

Autorenporträt

geb. 1985 in Ried im Innkreis, Mastermind von Rokko's Adventures, abgeschlossenes Doktoratsstudium der Musikwissenschaft, lange Mitglied der Literaturgruppe Wortwerft, lebt und arbeitet als freier Journalist (Wiener Zeitung, Die Zeit, Radio Ö1) und Autor (u.a. "Golden Days Before They End", "Avant-Garde from Below", "Der Wiener Prater: Eine Kultur- und Sittengeschichte", "Edition Privat: Claudias und Rudis Wien intim", "Meine Reise zum Regenbogen" - Autobiographie des Circus Roncalli-Gründers Bernhard Paul) zwischen London und Wien.

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