Die Psyche als Ort der Gestaltung

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Eranos-Aufsätze Band II

ISBN: 3937845097
ISBN 13: 9783937845098
Autor: Neumann, Erich
Verlag: Johanna Nordländer Verlag
Umfang: 132 S.
Erscheinungsdatum: 15.12.2007
Format: 1.2 x 22 x 16
Gewicht: 222 g
Produktform: Kartoniert
Einband: KT
Artikelnummer: 1234867 Kategorie:

Beschreibung

Der vorliegende Band umfasst die drei Eranos - Vorträge "Die Bedeutung des Erdarchetyps für die Neuzeit" (Eranos-Jahrbuch 1953), "Die Psyche und die Wandlung der Wirklichkeitsebenen" (Eranos-Jahrbuch 1952) und "Die Psyche als Ort der Gestaltung" (Eranos-Jahrbuch 1960). Dieser Ausgabe würde ich gerne ein Zitat voranstellen, das am Ende des dritten Vortrages steht: 'Zwar ist es eine wandelnde Erfahrung, dass in jedem Stein und jeder Pflanze das gleiche Gestaltlose durchscheinend ist wie im Tier und im Menschen. Aber gefährdet ist heute der Mensch und mit ihm alles Lebendige, nicht aber Berge und Steine, Sterne und Welten, deren über­legenes Dasein in einer uns unbekannten Sicherheit und Geborgenheit dauert. So erweist sich das Individuum gleichzeitig als das Gefährdetste, Gebrechlichste und Unwichtigste, als das, was in der ungeheuerlichen Welt zahlloser Quantitäten nicht zählt, in dem aber zugleich das einzige geschieht, mit dem gerechnet wird. Von dem Erfahren des Außen läuft die Entwicklung zur Erfahrung des Objektiv-Innen und zum Innerlich-Sein, von dem Biopsychischen über das Sozio­psychische zur Individuation, vom "Großen Einzelnen" als dem vorwegnehmenden und richtungsweisenden Ausnahmemenschen zum Gemeintsein jedes einzelnen.' Wie ist die sich wandelnde Erfahrung vom Gestaltlosen zu verstehen? Für den frühen Mensch vermochte in jedem Baum, jedem Stein, jedem Bach das ganz andere erlebbar mitzuschwingen. Der moderne Mensch sieht sich jedoch zunächst einer Objekt-Welt gegenüber. Als in der frühen Neuzeit die Erde ihre Mittelpunktstellung verliert, wird sie zu einem Gestirn unter unfassbar vielen anderen in einem unendlichen Universum, und der Mensch muss sich seiner selbst vergewissern, um darin nicht unterzugehen. Er muss sich als Kind der Erde verstehen lernen und fängt an, die Erdennatur und den Erdenmenschen zu erforschen, das Organische und Seelische zu ergründen und entwickelt darin eine Selbstbewusstheit, die dem Ich zunehmend Freiheit und Autonomie ermöglicht. So ist der Stein längst nicht mehr der Sitz von Gottheiten, der Stein wird einfach zu einem Stein. Er lässt sich auf naturwissenschaftliche Weise be­schreiben, oder der Mensch nimmt ihn mit seinen Sinnen und seinem emotionalen Erleben wahr, gibt ihm Gestalt als Formel oder als Erlebnis. Doch wo wäre in der objektiven Formel und der subjektiven Wahrnehmung dieselbe ge­stalt­lose Gestalt auszumachen? Das Erforschen, das Eintauchen des Ich in das Erdinnere bedeutet den Gang in die Unterwelt anzutreten und den Mächten und dem Lauf des Lebensprozesses, dem Zersetzenden und dem Hervorbringenden, dem Verschlingenden und dem Gebärenden ausgeliefert zu sein. Der Himmel jedoch ist nicht mehr Wohnstätte eines Gottes, der im Kampf gegen das Böse und den Unter­gang hilft. Das sich Einlassen-Müssen mit der Erdseite bedeutet ein existentielles Ausgesetztsein, in dem es keine Garantie für ein Entkommen oder Gelingen gibt. Gerade da aber kann ein Umschlagen geschehen, in dem ein Licht in der Dunkelheit anfängt zu leuchten, ein weibliches Erdlicht, die geistige Seite der Erde. Tritt der einzelne auf dem Individuationsweg in dieses Geschehen ein, so betritt er gleichzeitig eine neue Wirklichkeitsebene, ein Einheitsfeld des absoluten Wissens, wo er seine eigene schöpferische, nicht fassbare Mitte, die gestalt­lose Gestalt, zugleich als die gestaltende Mitte des Weltganzen erfährt, und wo die Gegensatzspaltung sich aufhebt. Dieses absolute Wissen, das extrane Wissen, liegt jedem lebendigen Prozess zugrunde. Im Verlauf der Individuation entsteht eine Verbindung zwischen dem Ich und dem Selbst, in der sich im Selbstfeld das extrane Wissen als zentrierende Kraft formt und nun auch dem Ich als dirigierende Ordnung bewusst werden kann. Der Stein für sich genommen, der Stein als Objekt, als Begriff der Naturwissenschaft und der Stein als inneres Bild, es erscheint so letztlich alles in der Einheitswirklicheit des Geist-Körperlichen. Der Mensch und das Lebendige ist das Gefähr

Eranos-Vorträge Band II: Die Bedeutung des Erdarchetyps für die Neuzeit Die Psyche und die Wandlung der Wirklichkeitsebenen Die Psyche als Ort der Gestaltung

Autorenporträt

Erich Neumann (geboren 1905 in Berlin; gestorben 1960 in Tel-Aviv) war der herausragendste Schüler von C. G. Jung. 1934 emigrierte er nach Israel, wo er die Tiefenpsychologie eigenständig weiterentwickelte. Nach dem Zweiten Welt-krieg bis kurz vor seinem Tod hielt er an den jährlich stattfindenden Eranos-Tagungen Vorträge, die zentrale Erkenntnisse seiner Praxis und Forschung um-fassen.

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