Beschreibung
In der freien Reichsstadt Regensburg lag die Geburtshilfe in den Händen der Stadthebammen. Sie versorgten städtische und ortsfremde Frauen in eigenen Geburtsinstituten, die ihnen über Jahrhunderte hinweg zu Ansehen und Wohlstand verholfen hatten. Die Einrichtung der ersten Gebäranstalt der Oberpfalz 1821 setzte ihrem Berufsstand allmählich ein Ende. Diese Studie untersucht ein Jahrhundert Geburtshilfe am Beispiel der Regensburger Hebammen und Hebärzte. Rekonstruiert wird die Gründung der Gebäranstalt, gefolgt von Jahrzehnten des Protestes und dem Widerstand der Stadthebammen bis zum Verbot des freiberuflichen Gewerbes und dem Untergang ihrer Existenz, mit dem die Durchsetzung eines öffentlichen, staatlich kontrollierten Geburtshauses verbunden war. Den geschichtlichen Rahmen bildet der akademische Aufstieg der Bader, Wundärzte und Chirurgen in Europa, mit der die Geburtshilfe zur 'höheren Entbindungskunst' aus der weiblichen Arbeitswelt herausgelöst und dem männlich dominierten medizinischen Fächerkanon einverleibt wurde.
Autorenporträt
Marion Stadlober-Degwerth ist Mitarbeiterin der Memoric Clinic am Bezirksklinikum der Universität Regensburg.