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Wirtschaftspraktiken im Friseursalon und die Eigenlogik der Städte, Interdisziplinäre Stadtforschung 24

ISBN: 3593510634
ISBN 13: 9783593510637
Autor: Raschke, Anna Laura
Verlag: Campus Verlag
Umfang: 187 S.
Erscheinungsdatum: 13.06.2019
Auflage: 1/2019
Format: 1.1 x 21.2 x 14
Gewicht: 245 g
Produktform: Kartoniert
Einband: KT

Dieses Buch nimmt einen bisher unterbeleuchteten Ort in den Blick: den Friseursalon. Was verrät das alltägliche, wirtschaftliche Handeln von Friseurinnen an ihrem Arbeitsplatz über Frankfurt am Main, Dortmund, Glasgow und Birmingham? Unter dem Paradigma „Eigenlogik der Städte“ etablieren junge sozialwissenschaftliche Ansätze urbane Räume als lokal spezifische (Sinn-)Welten, in denen sich bestimmte Eigenarten beobachten lassen, die von den Bewohnerinnen und Bewohnern mittels unbewusster, alltäglicher Praktiken beständig reproduziert werden. Anna Laura Raschke eröffnet über die Verbindung von Stadt- und Wirtschaftssoziologie eine originelle Perspektive für die Stadtforschung.

Artikelnummer: 5888397 Kategorie:

Beschreibung

Einleitung 'You take delight not in a city's seven or seventy wonders, but in the answer it gives to a question of yours.' Italo Calvino, Invisible Cities Städte haben viel gemeinsam; sie sind verdichtete Ansammlungen von Gebäuden und Menschen, sie haben Straßen unterschiedlicher Größe, Parks und Plätze, Straßen oder U-Bahnen, Schulen, Ämter, Wohnhäuser. Aufgrund unserer Erfahrung wissen wir, ob wir uns in einer Stadt aufhalten. Und wir wissen, dass sich Städte unterscheiden, in ihrer Materialität, in der Anordnung der Gebäude, in Größe und Dichte, Klima und Kultur. Dass man sich in Darmstadt und nicht in Offenbach befindet, ist ein körperlich spürbarer Umstand. Offenbach funktioniert einfach anders als Darmstadt, New York ist nicht Wanne-Eickel (Berking 2008). Diese Alltagserfahrung in soziologische Theorie und Forschung zu fassen, ist die Aufgabe der Arbeiten zur Eigenlogik der Städte, in deren Reihen sich auch dieses Buch einfügt. Es behandelt eine bestimmte Frage: Welche Unterschiede lassen sich im Alltagshandeln von Friseurinnen und Friseuren erkennen und was kann man hieraus aus der Perspektive der Eigenlogik über die jeweilige Stadt lernen? Dass diese Frage so und nicht anders gestellt wurde, hat eine eigene Geschichte. Sie folgt der Erkenntnis, dass Städte ein relevanter Ort der Vergemeinschaftung sind und dass wir, trotz einer langen Tradition der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit ihr (S. 10ff.), noch nicht an der Weisheit letztem Schluss angekommen sind. Die Frage steht auch im Zusammenhang mit einer Neuerung der soziologischen Stadtforschung in Deutschland, der Öffnung für kultursoziologische Betrachtungen und Fragestellungen jenseits von subsumtionslogischen und konkretionslogischen Versuchen. Die Arbeit ist ein Versuch, die Idee der Eigenlogik der Städte empirisch zu probieren (Berking/Löw 2008; Löw 2010; Frank u.a. 2013), wie es auch von ihren Kritikerinnen und Kritikern angeregt wurde (Kemper/Vogelpohl 2011). Dabei widme ich mich in der empirischen Forschung einem konkreten Bereich innerhalb der Städte, nämlich dem Alltag und alltäglichen, wirtschaftlichen Handeln von Friseurinnen und Friseuren an ihrem Arbeitsplatz im Salon. Wirtschaftliche Themen machen einen großen Teil der Forschung zur Stadt aus, jedoch sind städtische Themen in der wirtschaftssoziologischen Forschung unterrepräsentiert (S. 72ff.). Der Umstand, dass Märkte und Akteure empirisch in Städten verhaftet sind, wird nicht systematisch beleuchtet. Hier ist die Verbindung der Ökonomie der Konventionen und der Eigenlogik der Städte ein vielversprechender Ansatz, der sowohl neue Erkenntnisse über Städte anhand ihrer Wirtschaftspraktiken verspricht als auch die Möglichkeit bietet, die lokalen Umstände des Wirtschaftens auf städtischer Ebene in die Überlegungen zu Konventionen einzubinden. Wirtschaft und Markt sind soziale und soziologische Tatsachen (Durkheim 1984), also beobachtbar und sinnvoll. Aus der Marktsoziologie nutze ich für die vorliegende Arbeit den Ansatz der Ökonomie der Konventionen. Mit der Ökonomie der Konventionen ist es möglich, einen praktischen Zugang zum Markt zu erlangen. Sie verbindet den Mikroblick der qualitativen Empirie mit dem abstrakten Handlungsbegriff. Aus der Beobachtung von Praktiken lassen sich Rückschlüsse auf Einstellungen, Überzeugungen und Konventionen ziehen. Die Untersuchung von Praktiken ermöglicht es, die anfangs erwähnte körperliche Alltagserfahrung in wissenschaftlich analysierbare Beobachtungen zu überführen. Dieses Buch ist das Ergebnis eines Dissertationsvorhabens, das im Rahmen eines Teilprojektes innerhalb eines Forschungsverbundes durchgeführt wurde (S. 96ff.). Das Teilprojekt hatte es sich zum Ziel gesetzt, die Wirtschafspraktiken von Friseurinnen und Friseuren in bestimmten Städten zu untersuchen. Friseurinnen und Friseure sind ein fruchtbares und passendes Untersuchungsobjekt, um wirtschaftliches Handeln in verschiedenen Städten zu vergleichen. Sie üben ein Handwerk aus, das hi

Dieses Buch nimmt einen bisher unterbeleuchteten Ort in den Blick: den Friseursalon. Was verrät das alltägliche, wirtschaftliche Handeln von Friseurinnen an ihrem Arbeitsplatz über Frankfurt am Main, Dortmund, Glasgow und Birmingham? Unter dem Paradigma 'Eigenlogik der Städte' etablieren junge sozialwissenschaftliche Ansätze urbane Räume als lokal spezifische (Sinn-)Welten, in denen sich bestimmte Eigenarten beobachten lassen, die von den Bewohnerinnen und Bewohnern mittels unbewusster, alltäglicher Praktiken beständig reproduziert werden. Anna Laura Raschke eröffnet über die Verbindung von Stadt- und Wirtschaftssoziologie eine originelle Perspektive für die Stadtforschung.

Autorenporträt

Anna Laura Raschke, Dr. phil., ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Soziologie der TU Darmstadt.

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