Professor mit Kind

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Erfahrungsberichte von Wissenschaftlern

ISBN: 3593386615
ISBN 13: 9783593386614
Herausgeber: Julia Reuter/Günther Vedder/Brigitte Liebig
Verlag: Campus Verlag
Umfang: 255 S.
Erscheinungsdatum: 15.09.2008
Auflage: 1/2008
Format: 1.7 x 21.3 x 14
Gewicht: 323 g
Produktform: Kartoniert
Einband: PB

Väter in der Wissenschaft

Artikelnummer: 1033005 Kategorie:

Beschreibung

Professoren als Väter: Befunde und Fragestellungen Julia Reuter/Günther Vedder Von Albert Einstein wird gesagt, dass er ein schlechter Vater gewesen sei, der seine Kinder vernachlässigte, Sigmund Freud galt als Arbeitsmensch und Patriarch, Karl Marx jüngste Tochter stellte sich früh in den Dienst des berühmten Vaters, konnte aber Zeit ihres Lebens nie aus seinem Schatten heraustreten. Während wir von Biographinnen und Biographen über das Leben berühmter verstorbener Wissenschaftler viel erfahren, wissen wir vom Privatleben der lebenden Akademiker wenig. Haben sie überhaupt Familie? Welche Herausforderungen stellen sich ihnen als Vater? Wie vereinbaren sie ihre akademische Karriere und ihr privates Leben? Beim Nachdenken über die Situation von Eltern in der Wissenschaft drängt sich hartnäckig das Bild der kinderlosen Akademikerin an deutschen Universitäten auf, die - zerrieben von den Anforderungen einer Hochschulkarriere - auf Kinder verzichtet, nicht selten verzichten muss. Welche individuellen Ursachen, welche biographischen und gesellschaftlichen Folgen diese häufig individualisierte >(Not-)Lösung< der Vereinbarkeitsproblematik hat, wurde mittlerweile hinreichend thematisiert. Akademikerinnen mit Kind haben seit einigen Jahren ihren festen Platz in der Gleichstellungs- und Förderungspolitik, wie auch in der Geschlechterforschung (vgl. Macha u.a. 2000). Kaum aber wurde bisher über die sich nach wie vor in der Mehrheit befindenden männlichen Hochschullehrer mit Kindern nachgedacht. Wie begegnen Männer den Anforderungen, die vom Hochschulsystem und der scientific community an sie gestellt werden, wie reagieren sie auf die Bedürfnisse, die das private Umfeld, Familie, Freunde an sie herantragen, und wie gehen sie mit ihren eigenen Vorstellungen von Vaterschaft um? Schließlich hat sich parallel zum Mythos der >guten Mutter< auch das Ideal des >engagierten Vaters< in weiten Teilen der Gesellschaft durchgesetzt (vgl. Pohl 2006). Haben auch männliche Wissenschaftler ein Vereinbarkeitsproblem und, wenn ja, welche Formen nimmt dieses im beruflichen und privaten Alltag an? Fragen, denen wir uns in diesem Buch anhand von Erfahrungsberichten von Professoren mit Kindern widmen. Männer zwischen Familie und Beruf Dass es zur Frage der Vereinbarkeit von Familie und Beruf bislang noch kein Buch über Wissenschaftler gibt, ist hierzulande sicherlich der nach wie vor wenig etablierten Männerforschung geschuldet. Sie kann sich im Vergleich zur Frauenforschung nicht auf eine umfassende Männerbewegung berufen und wird zudem von historischen beziehungsweise sozialisationstheoretischen Themen dominiert. Ein weiterer Grund ist, dass (Wissenschafts-)Eliten grundsätzlich wenig erforscht sind und - wenn überhaupt - stehen Fragen nach Karrieremustern und Rekrutierungssystemen und weniger nach Elternschaft und Alltagsbewältigung im Vordergrund (vgl. Bourdieu 2004; Hartmann 2004). Schließlich benötigen außergewöhnliche Buchprojekte wie dieses einen besonderen Impuls - einen Hinweis auf herausfordernde Themen, auf blinde Flecken oder einen besonderen Forschungsbedarf. Den Anstoß zu diesem Buch verdanken wir Michael Meuser, dem Soziologen und Geschlechterforscher. Er konstatierte in seinem Kommentar zu den 2005 unter dem Titel "Kind und Karriere" veröffentlichten Erfahrungsberichten von Wissenschaftlerinnen abschließend, dass "ein Band, in dem Männer darlegen, wie sie ihre wissenschaftliche Karriere und ihre Aufgaben und Pflichten als Vater miteinander vereinbaren, [.] vermutlich in absehbarer Zeit nicht geschrieben werden [wird]" (Meuser 2005: 323). Wie kam Michael Meuser zu dieser Einschätzung? Nach seiner Überzeugung müssen sich Wissenschaftler weniger Gedanken um ihre Work-Life-Balance machen, weil ihnen die Familienarbeit ihrer Partnerinnen als unsichtbare Karriereressource zur Verfügung steht. Die Frauen sind (oder fühlen sich) für das Vereinbarkeitsmanagement in den Familien zuständig, was der beruflichen Laufbahn der Männer eine größ

Professoren werden selten als Väter wahrgenommen, geschweige denn als Väter, die Probleme haben, die wissenschaftliche Karriere mit ihrer Vaterrolle zu vereinbaren. An der Universität zählen uneingeschränkter Einsatz, Mobilität und überdurchschnittliche Leistung. Professoren, die engagierte Väter sein wollen, empfinden ihr Leben zwischen Familie und Beruf daher oft als schwierigen Balanceakt. Mit großer Offenheit berichten Professoren aus Deutschland und der Schweiz über ihre Berufs- und Familienbiografien. Und sie machen Vorschläge, wie Hochschulen familienfreundlicher gestaltet werden können. Die persönlichen Interviews sind aber auch ein Appell an die Kollegen, das eigene Vatersein an der Hochschule zu thematisieren und damit das Bild des Wissenschaftlers und Professors zu emanzipieren.

Inhaltsverzeichnis

Inhalt Vorwort Professoren als Väter: Befunde und Fragestellungen Julia Reuter/Günther Vedder "Man ist manchmal ein bisschen in der Beobachterrolle" Axel Haunschild "Der Beruf war mein Hobby" Bernd Hamm "Die Gesellschaft tut sich offensichtlich noch schwer mit der Entwicklung eines neuen Rollensystems" Christian Leumann Wissenschaftliche und private Flugbahnen: die unplanbare Vereinbarkeit von Familie und Beruf Christian Suter "Das System nimmt keine Rücksicht darauf, dass Kinder ein Normalfall sein könnten" Christoph Antweiler "Wir haben das ganz gut gemanagt" Dieter Sadowski "Es bleiben nach wie vor 80 Prozent an den Frauen hängen" Eckhard Knappe "Uns hat es sicherlich erleichtert, dass meine Frau keine festen beruflichen Karriereabsichten hatte" Gerhard Krieger "Dass es auch für einen Vater eine doppelte Belastung sein kann, Beruf und Familie zu vereinbaren, fällt unter den Tisch" Gregor Bachmann "Alle haben Email, um jederzeit den Papa erreichen zu können" Helmut Schauer "Ein Zölibatärer hat ganz andere Ausgangsbedingungen" Joachim Theis "Die Abwesenheit gehört zur Karriere dazu" Karl Hölz "Eigentlich ist das der ideale Beruf, um Kinder zu haben" Lukas Clemens "Wenn man um 17 Uhr zu Hause ist, ist das in meinen Augen früh" Markus Artz "Ich fand immer die Familie dufte" Michael Albrecht "Männer sollten ihren Umgang mit Kindern stärker kultivieren" Norbert Platz "Das Vatersein bereichert meine Lehre" Sebastian Harnisch "Wenn man sich eine familienfreundliche Situation schafft, dann faulenzt man" Wolf-Andreas Liebert "Für das Kind zu sorgen, habe ich als Erholung empfunden" Wolfgang Göbel "Ich werde auch als Pater angeredet, das bedeutet ja Vater" Wolfgang Ockenfels Schluss Vaterschaft und Professur - Männerbiographien zwischen Familie und Wissenschaft Brigitte Liebig Nachwort "Auch Väter haben es nicht (immer) leicht": Moderne Dilemmata der Männlichkeit Walter Hollstein

Autorenporträt

Jun.-Prof. Dr. Julia Reuter studierte Soziologie, Psychologie und Germanistik an der RWTH Aachen und promovierte sich dort 2001 mit der Arbeit "Ordnungen des Anderen. Zum Problem des Eigenen in der Soziologie des Fremden", für die sie u.a. den Friedrich-Wilhelm-Forschungspreis der Universität Aachen erhielt. Seit 2004 ist sie Juniorprofessorin für Allgemeine Soziologie mit dem Schwerpunkt Entwicklungssoziologie an der Universität Trier. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der Kultur-, Migrations- und Religionssoziologie, sowie aktuellen Theorien und Themen der Geschlechterforschung, zu denen sie zahlreiche Veröffentlichungen vorgelegt hat. Sie lebt mit ihrem Mann und Sohn in Olpe. Dr. Günther Vedder, Diplom-Kaufmann und Diplom-Soziologe, ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Department für Betriebswirtschaftslehre der Georg-August-Universität Göttingen. Er promovierte sich 2001 an der Universität Trier mit der Arbeit "Zeitnutzung und Zeitknappheit im mittleren Management" und arbeitet seitdem im Themenfeld "Diversity Management im internationalen Vergleich". Seine weiteren Lehr- und Forschungsinteressen liegen in den Bereichen Familiengerechte Hochschule, Arbeitszeitmanagement, Instrumente der Personalpolitik sowie Neue Organisationskonzepte. Er ist verheiratet und aktiver Vater von zwei Kindern (12 und 17 Jahre). Prof. Dr. Brigitte Liebig studierte Psychologie, Soziologie und Ethnologie an den Universitäten Frankfurt a.M., Zürich und der Freien Universität Berlin. 1997 promovierte sie an der Universität Zürich mit einem empirischen Beitrag zu Geschlechterverhältnissen in politischen und wirtschaftlichen Eliten der Schweiz. Seit 2004 ist sie in Forschung & Lehre an der Fachhochschule Nordwestschweiz tätig. 2006/07 hatte sie die internationale, interdisziplinäre Gastprofessur für Gender Studies des Bundeslandes Rheinland-Pfalz inne. Schwerpunkte ihrer aktuellen Arbeit bilden Fragen im Bereich der Organisations-, Bildungs- und Arbeitsmarktforschung. Mit ihrem Mann und ihren zwei Töchtern lebt sie in Zürich.

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