Das Energiedilemma

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Warum wir über Atomkraft neu nachdenken müssen

ISBN: 3570550370
ISBN 13: 9783570550373
Autor: Rubner, Jeanne
Verlag: Pantheon
Umfang: 288 S.
Erscheinungsdatum: 20.08.2007
Format: 2.5 x 20.1 x 12.9
Gewicht: 360 g
Produktform: Kartoniert
Einband: KT

“Wie die Weltmächte um die begrenzten Ressourcen rivalisieren, was Europa und insbesondere Deutschland tun muss, um seine Energiequellen zu sicher, erörtert das neue Buch der SZ-Redakteurin Jeanne Rubner ‘Das Energiedilemma’.” SZ

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Artikelnummer: 1353102 Kategorie:

Beschreibung

Den gelben Aufkleber konnte man wirklich nicht übersehen. Vor allem nicht in dieser noblen Gegend. Als ich in einem ruhigen Münchner Wohnviertel gemächlich vor mich hin joggte, stach mir ein Sonnensticker in die Augen. Unübersehbar klebte er an einem Papierkorb ausgerechnet zwischen den gepflegten Villen, wo die Menschen mit Geländewagen zum Brötchenholen fahren. Tatsächlich, da war sie wieder, die lachende Sonne mit den Zacken und der geballten Faust. Atomkraft? Nein, danke! Jahrelang war sie praktisch verschwunden gewesen, die Anti-Atom-Sonne, die so plakativ das Solarzeitalter einläuten und das Nuklearzeitalter ausklingen lassen sollte. Man sah sie allenfalls auf der Toilettentür eines alternativen Cafés oder auf der Heckklappe eines rostigen VW-Käfers. Die Sonne war unser Symbol gewesen, das Symbol der Atomkraftgegner. Wir waren stolz darauf. Wir klebten es auf die Leitzordner mit den Vorlesungsskripten, pinnten es als Anstecker an den selbst gestrickten Pullover. Gingen zu den Treffen der neu gegründeten Bürgerinitiative gegen Atomkraft. Als ich anfing zu studieren, das war 1979 in Regensburg, gehörte es irgendwie dazu, gegen Atomkraft zu sein. Zumindest für all jene, die sich politisch engagierten und nicht Jura oder Betriebswirtschaft studierten. Alle, die irgendwie »links« waren, fanden Kernkraftwerke zu gefährlich. Sie hielten den Staat, der sie durchsetzen wollte, für repressiv und die Energiekonzerne, die daran auch noch verdienen wollten, für verbrecherisch. Die Studentengeneration vor uns hatte noch Marx von vorne bis hinten analysiert. Doch in diesen Jahren verflüchtigte sich der Glaube an die kommunistische Beglückung. Der Einmarsch der Russen in Afghanistan im Dezember 1979 nahm vielen den letzten Funken Hoffnung auf Frieden durch Sozialismus. Die älteren Semester schwärmten noch vom Sozialistischen Deutschen Studentenbund SDS. Doch den gab es nicht mehr, und die etwas verquere Marxistische Gruppe oder der Marxistische Studentenbund Spartakus erschienen vielen von uns als zu dogmatisch. Die Atomenergie kam gerade recht als neuer Kristallisationspunkt des Protestes. Sie hatte alle Ingredienzien für eine linke Bewegung: die Repression des Staates, der seine friedlichen Bürger von besetzten Bauplätzen mit Knüppeln vertrieb; die bedrohliche Nähe der Technik zur Rüstung. Wer gegen Kernwaffen war, musste doch auch gegen Atomkraft sein; hinzu kam die Profitgier der kapitalistischen Energieunternehmen, die mit mafiösen Methoden Geld verdienten. Darüber bestand kein Zweifel, spätestens seitdem am 28. März 1979 der Atommeiler von Harrisburg durchgebrannt war. Der »größte anzunehmende Unfall«, der GAU, war also nicht nur ein Menetekel, eine düstere Vorahnung durchgeknallter Atomkraftgegner, sondern Gewissheit. Jetzt glaubte man der »Atomlobby«, die das stets heruntergespielt hatte, kein Wort mehr. Dass in Harrisburg angeblich niemand zu Schaden gekommen war, konnte nur Vertuschung sein. Wer Linke als »Ratten und Schmeißfliegen« bezeichnet, ist selbstredend eine Hassfigur. Als Bayerns Ministerpräsident Franz Josef Strauß Deutschland zeigen wollte, wie man eine Atomanlage durchsetzt, schaffte er damit endlich ein konkretes Projekt, gegen das sich so richtig kämpfen ließ. Wiederaufarbeitung - das war noch ein Schritt weiter auf dem Weg zum totalen Atomstaat, den Robert Jungk bereits 1977 vorhergesagt hatte. Das Hüttendorf im Taxöldener Forst bei Wackersdorf wurde zum Wallfahrtsort, das Motto hieß: »Stoppt den WAAhnsinn«. Es war klar, dass wir Silvester 1985 dort feierten und es als Sieg betrachteten, dass das Camp im Wald zwei Wochen lang stand - eine Räumungsaktion wollte die Polizei so kurz vor Weihnachten wegen der Negativschlagzeilen nicht riskieren. Zeitungen schrieben von »Besetzung« und »Bürgerkrieg«. Dass bei einer Demo ein Asthmakranker an einem Anfall starb, passte zum Bild des unmenschlichen Staates. Die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl bestätigte die schlimmsten Befürchtungen. Ob der Unfall in der Ukr

Sonne, Wind, Atom: Energiepolitik für die Zukunft

Kaum ein Thema hat die Bürger der Bundesrepublik so in gegensätzliche ideologische Lager getrennt wie die Frage nach dem Für und Wider der Kernenergie. Jeanne Rubner legt nun ein Buch vor, das schlüssig begründet, warum ein kompletter Verzicht auf Atomenergie auf absehbare Zeit nicht wünschenswert ist. Eine intelligente Provokation, die gelesen und diskutiert werden muss.

Energie ist das Schlüsselthema der Zukunft. Die wesentlichen weltpolitischen Auseinandersetzungen werden sich an Fragen der Energieversorgung entzünden. Jeanne Rubner argumentiert in ihrem Buch, dass Deutschland aus Gründen der Versorgungssicherheit, des Umweltschutzes sowie aus politisch-strategischen Gründen zur Zeit auf Kernenergie nicht verzichten kann. Wir müssen einsehen, dass wir den Traum vom Atomausstieg verabschieden müssen. Dennoch macht sich Rubner in diesem Buch nicht zum Sprachrohr der Atomlobby. Ihr geht es vielmehr um eine realistische Beurteilung einer zukunftsträchtigen Energiepolitik. Die Dramatik des Buches besteht nicht zuletzt darin, dass sich die Autorin - gegen ihre politischen Wünsche und Hoffnungen - zu einer Revision der eigenen Position gezwungen sieht.

Autorenporträt

Jeanne Rubner, Jahrgang 1961, studierte Physik in Regensburg, Straßburg und Seattle. 1989 promovierte sie an der Technischen Universität München über theoretische Biophysik. Seit 1991 ist sie Redakteurin bei der Süddeutschen Zeitung im Bereich Wissenschaft, seit 2000 in der Politikredaktion. Von ihr sind die Bücher "Was Männer und Frauen so im Kopf haben" (1996), "Vom Wissen und Fühlen" (1999), "Bilden statt Pauken" (2003) und zuletzt "Das wichtigste über Poilitik & Wirtschaft" (2006) erschienen.

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