Das möge Gott verhüten

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Warum ich keine Nonne mehr sein kann

ISBN: 3442156424
ISBN 13: 9783442156429
Autor: Lenzen, Majella
Verlag: Goldmann Verlag
Umfang: 288 S., 53 farbige Illustr.
Erscheinungsdatum: 14.12.2010
Format: 2.1 x 18.3 x 12.5
Gewicht: 290 g
Produktform: Kartoniert
Reihe; Bandnummer 1. Reihe: G15642
Einband: KT

Nicht vorrätig

Artikelnummer: 1915489 Kategorie:

Beschreibung

Wir haben einen neuen Papst', tönt es aus dem Fernseher. Und wenig später sehe ich Josef Kardinal Ratzinger, der sich als Papst Benedikt XVI. den begeisterten Menschen auf dem Petersplatz zeigt. Als er Präfekt der Glaubenskongregation in Rom war, hat er leider zugelassen, dass durch das Verbot von Kondomen meine Aids-Arbeit in Ostafrika zu einem jähen Ende kam - was schließlich zum Austritt aus meinem Orden führte. Jetzt bekleidet er das höchste kirchliche Amt. Ich bin sprachlos und kämpfe mit den Tränen. Als ich den Papst dann aber in Ruhe anschaue und in seiner menschlichen Gebrechlichkeit da stehen sehe, empfinde ich Mitgefühl. Auch er kann sich nur im Rahmen des Systems Kirche bewegen, unter dem Mandat der 'Frohen Botschaft', wie das Evangelium zeitgemäß genannt wird. Am selben Abend ging ich zu einer Aufführung des Russischen Balletts, Peter Tschaikowskys Dornröschen stand auf dem Spielplan. Die Musik war etwas laut für das kleine Stadttheater in Düren, wo ich jetzt lebe. Aber die Geschichte trug mich über das Erstaunen, ja, Erschrecken des Tages hinaus, in längst vergangene Zeiten. Oder waren sie noch gar nicht so lange vergangen, wie ich glaubte? Die Uraufführung von Dornröschen hatte 1890 in Sankt Petersburg stattgefunden. Und Tschaikowsky selbst hielt dieses Ballett für sein bestes Werk. Die Grazie und Anmut der Tanzenden, ihre perfekte Körperdisziplin und die träumerische Musik waren auch an diesem Abend ein Genuss. Ein Geschenk des Himmels, würde ich am liebsten sagen, und ein Hinweis darauf, dass es sich lohnt zu leben. Während die Freude über diesen Kunstgenuss auch jetzt noch - beim Aufschreiben des Erlebnisses - nachschwingt, wird ein früheres wach, das mich schnell ernüchtert. Denn vor gut einem Jahrzehnt hatte ich eine andere Erfahrung mit Tschaikowsky gemacht, und zwar in einem unserer Klöster in Ostafrika. Meinen Mitschwestern machte ich damals den Vorschlag, gemeinsam ein Video des Balletts Schwanensee anzuschauen - ich hatte es bei einer befreundeten Ärztin ausgeliehen. Die Einführung zu der Inszenierung war in einem verständlichen Englisch, sodass wir alle wussten, worum es beim 'Tanz der vier kleinen Schwäne' ging. Das Gehörte begeisterte mich, und ich freute mich, den nun kommenden Genuss mit den anderen zu teilen. Doch es kam nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Meine Mitschwestern merkten nichts von der schönen Musik und der ausdrucksstarken Darbietung. Nein, überhaupt nicht. Sie reagierten nur auf die vermeintlich obszöne Kleidung, auf die 'unanständigen' Posen. Von Kunst keine Rede. Und da ich als Überbringerin des Videos der Auslöser für ihren Unmut war, wurde ich auch als Teil dieses Bösen gesehen, das ich den Mitschwestern zugemutet hatte. Sie protestierten derart vehement, dass ich schließlich kopfschüttelnd die Vorführung abbrach und den Videorekorder ausschaltete. Es handelt sich hier nicht um irgendeine Anekdote. Es geht auch nicht darum, dass die damalige Schwesternkommunität wohl nie zuvor in einem Ballett war. Nein, dieses Erlebnis war für mich deshalb so schmerzhaft, weil ich spürte, dass es keine Chance gab, über diese Aufführung, über die Märchenmotive, über die unglücklich verzauberte Prinzessin zu diskutieren. Für die Schwestern existierte nur die eine Wahrnehmung, das Gut-und-Böse-Prinzip, so wie es in der Ordensregel festgelegt worden war und wie es, leicht verständlich, als Gradmesser für alles angelegt werden konnte. Ein Dialog war unmöglich, weil wir nicht angeleitet wurden, in gegenseitigem Austausch voneinander zu lernen. Und das betraf nicht nur diese Situation, ich erlebte dies bei vielen Gelegenheiten. In unserem Orden verhinderten Gebote und Kontrollen eine eigenständige, freie Meinungsfindung. Im Bemühen um das ideale Ordensleben spielten wir alle unsere vorgegebene Rolle. Das hieß: Das System Orden ließ keine Individualität zu. Man kann das auch Indoktrination nennen. Und wer wie ich gegen dieses System rebellierte, musste mit kirchlichem Mobbi

Fesselnd, erschütternd, bewegend! Eine ehemalige katholische Ordensschwester bricht ein Tabu - und ihr Schweigen ...

''Die Wahrheit bedarf eines mutigen Menschen, der sie ausspricht!'' Majella Lenzen ist so ein Mensch. 33 Jahre lang war sie als Nonne Maria Lauda im Dienst der katholischen Kirche in Afrika tätig, hat ein Krankenhaus aufgebaut mitten im Busch. Doch als sie Kondome zum Schutz vor Aids befürwortet und sich an ihrer Verteilung in einem Rotlichtviertel beteiligt, muss sie den Orden verlassen. Ihr Buch erzählt die Lebensgeschichte einer couragierten Frau, die das Schweigen bricht und offen über das Leben in der katholischen Ordensgemeinschaft, über starre Rituale und Machtstrukturen in der katholischen Kirche spricht.

Autorenporträt

Majella Lenzen wurde 1938 in Aachen geboren, 1959 legte sie ihre Gelübde ab. Im selben Jahr begann ihr Einsatz als Missionarin in Afrika. 18 Jahre lang leitete sie das Turiani Hospital in Tansania. 1982 übernahm sie die Leitung der Ordensprovinz in Simbabwe. Ab 1990 koordinierte sie die katholische Aidsarbeit in der Diözese Moshi am Kilimandscharo. Dabei kam es zu einem Konflikt mit der Kirche, so dass sie 1995 von ihren Gelübden entbunden wurde und aus dem Orden austrat (Verhütungs- und Kondomverbot). Bereits 2009 und 2012 schrieb die Bestsellerautorin zwei Bücher. Vor 20 Jahren kam sie aus Afrika zurück zu ihrer erkrankten Mutter nach Düren.

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