Gottfried Keller

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Personenlexikon zu seinem Leben und Werk

ISBN: 3034008708
ISBN 13: 9783034008709
Autor: Müller, Martin
Verlag: Chronos Verlag
Umfang: 502 S.
Erscheinungsdatum: 25.12.2007
Auflage: 1/2007
Format: 4 x 24.5 x 17
Gewicht: 1038 g
Produktform: Gebunden/Hardback
Einband: GEB
Artikelnummer: 1992086 Kategorie:

Beschreibung

Bondeli, Julie (1731–1778), eine der geistig führenden Frauen der Aufklärungszeit, die in Bern im Zentrum des geistigen Lebens stand und mit vielen Schriftstellern, Staatsmännern, Künstlern und Philosophen befreundet war, so u.a. mit Rousseau und Lavater; Freundin und Verlobte Christoph Martin Wielands in dessen Berner Zeit. GK erfuhr Näheres über sie aus Ludmilla Assings Biographie über Sophie von La Roche und äussert sich recht ungnädig über Wielands Liaison mit der bedeutenden Frau: «In welch unwahre und hohle Liebesverhältnisse sich auch die geistreichste Frau hineinduseln kann im Verein mit einem des sentimen­talen Kopfkrauens bedürftigen Poe­ten, beweist auch Julie Bondeli, welcher mit Wielands alberner und affektierter Antwort auf ihre Liebesfrage ganz recht geschah.» (an L. Assing, 15.5.1859). […] Lavater, Johann Caspar (1741–1801), Zürcher Geistlicher, Schriftsteller und Dichter; berühmt geworden durch seine «Physiognomischen Fragmente zur Beförderung der Menschenkenntnis und Menschenliebe» (1775–78). […] In der Erstfassung des «Grünen Heinrich» hat GK dem Zürcher Geistlichen einen kleinen Kranz gewunden: Heinrich erzählt von der beruflichen Laufbahn seines Vaters, erwähnt kurz Goethes kritisches Bild der Schweiz (in den «Briefen aus der Schweiz»), kommt dann auf die Zeit nach der Schlacht von Waterloo (1815) zu sprechen und meint, der grosse Dichter hätte sich in der Schweiz der Restaura­tionszeit nun eher wieder zurecht finden können als seinerzeit – «wenn nicht unterdessen auch sein wackerer Lavater gestorben und mit demselben das letzte Restchen Phantasie aus dem städtischen Zopftume der Schweizer entflohen wäre» (GH [Erstfassung] I/4).[…] Eine Art Verteidigung Lavaters unternimmt GK in seinem Brief an Hegi vom 28.1.1849, wo er ihn sozusagen gegen Goethe in Schutz nimmt, dank dem er aber gleichzeitig auch bekannt geblieben sei: «Es ist etwas Problematisches um die Gesellschaft eines solchen Schlingels, wie Goethe ist, man wird von dem ungeschlachten vordringlichen Herren allzu leicht verdunkelt; doch auch beleuchtet manchmal. Ich glaube positiv, dass man von Lavater noch weniger sprechen würde jetzt, als es geschieht, wenn er sich nicht soviel an Goethe gerieben hätte, und wenn dieser nicht eine solche Menge wunderlicher Liebhabereien gehabt hätte». […] Spiegel, Kater Kein Mensch im Werk GKs ist so lebensklug und gewandt wie der Kater Spiegel mit seinem glatten und glänzenden Pelz – daher sein Name. Immer wieder gelingt es ihm, das Geschlachtetwerden durch Pineiss hinauszuschieben, indem er diesen, wie Scheherazade in «Tausendundeiner Nacht», mit immer neuen Erzählungen hinhält, bis er seine Freiheit als Seldwyler Kater wiedergewinnt. GK hat den Satz von Ludwig Feuerbach, wonach «der Mensch ist, was er isst» (in: «Das Geheimnis des Opfers»; «Kleinere Schriften»), gleichsam auch auf den Kater angewandt: verspürt dieser Hunger, ist er demütig und geht auf Herrn Pineiss’ Vorschläge dankbar ein – kaum jedoch hat er ausreichend geschmaust, wird er klug und gelassen und überlegt, wie er Pineiss hinters Licht führen könnte. […]

Dieses Lexikon vermittelt mit seinen über 1000 Artikeln zu Gottfried Kellers persönlichem und literarischem Umfeld eine neue Grundlage für die wissenschaftliche und liebhaberische Beschäftigung mit dem Dichter. Es stellt dar, mit wem Keller zu tun hatte, wie er seinen Freunden und Feinden begegnete, welchen Umgang er mit Rezensenten und Verlegern pflegte, wie er sich geliebten oder verehrten Frauen näherte - und welche Bücher aus Vergangenheit und Gegenwart er las. Der Kreis, in dem er sich bewegte, war gross. Dazu gehörten so bekannte Persönlichkeiten wie Freiligrath, Feuerbach, Hettner, Brahms, Wagner, Semper, Heyse, Storm, die Geschwister Exner, Böcklin. Manche von ihnen haben sein Denken mitgeprägt und in einzelnen seiner Werke ihre Spuren hinterlassen. Dies gilt auch von mehreren Autoren der Weltliteratur wie Ariost und Shakespeare, Lessing und Schiller. In grösserer Distanz stehen Bekannte, die als eine Art Geschäftsfreunde mit dem Dichter zu tun hatten, wie Rodenberg und Auerbach, Weibert und Vieweg - nicht zu reden von jenen nicht wenigen Publizisten, die Kellers Zorn erregten wie Bruno Bauer ('Esel'), Julius Frese ('tückisches und unheimliches Luder') oder Karl Eduard Vehse (Verfasser eines 'Saubuches'). Für dieses Nachschlagewerk, das erste seiner Art, wurden sämtliche gedruckt vorliegenden Texte Kellers beigezogen: neben den Dichtungen, Aufsätzen und Tagebüchern auch die über 1200 Briefe, aus denen ausführlich zitiert wird, um die persönliche Optik des Verfassers zu widerspiegeln. Dadurch wird Keller als unbestechlicher Beobachter seines gesellschaftlichen und politischen Umfeldes ebenso fassbar wie als charmanter Plauderer, als umfassend gebildeter Intellektueller (der das Licht seiner Belesenheit durchaus nicht unter den Scheffel stellt), aber auch als reizbarer Poet, der empfindlich auf oberflächlich urteilende Zeitgenossen reagiert und gelegentlich auch seine Lust an Médisance und Klatsch nicht verleugnet. Das Buch vermittelt ein farbiges Bild des grossen Autors, wie es in solcher Detailliertheit bisher keines gab.

Autorenporträt

Martin Müller geb. 1938, ist nach langen Jahren als Lektor seit 1997 freier Publizist in Zürich. Früher sind u.a. erschienen: 'Das Schlaraffenland. Der Traum von Faulheit und Müssiggang. Eine Text-Bild-Dokumentation' (1984), 'Goethes merkwürdige Wörter' (in 2. Aufl. 2006).

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