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Harry Graf Kessler – Die Biografie 1,1868 – 1898

ISBN: 373740268X
ISBN 13: 9783737402682
Herausgeber: Hans-Dieter Mück
Verlag: Weimarer Taschenbuch Verlag
Umfang: 252 S., über 300 Farb- und s/w-Abbildungen
Erscheinungsdatum: 20.06.2021
Auflage: 1/2021
Produktform: Gebunden/Hardback
Einband: GEB

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Artikelnummer: 5109543 Kategorie:

Beschreibung

Um in diese >Zukunft schreiten< zu können, mußte Harry Graf Kessler in den kommendenWochen am Schreibtisch, nicht mehr in der Stammkneipe der >Canitzer<, >pauken<. Denn:Nach seiner Exmatrikulation (am 11. Sept. 1891) _ und der Erkenntnis, daß sein Studium in Bonnund in Leipzig (3. Nov. 1888 bis 11. Sept. 1891) 'eine glückliche und gesegnete Zeit für ihn gewesenist, [obwohl] sozial und namentlich geistig solche Veränderungen mit ihm vorgegangen sind,daß er kaum noch derselbe Mensch ist' (Tgb. 11. Sept. 1891) _ waren mit dem ersten juristischenStaatsexamen und mit der mündlichen Promotion zwei wichtige Abschlußprüfungen von ihm zubewältigen.Mitte September 1891 reiste Harry Graf Kessler nach Kassel, um sich bei Max Eccius (1835-1918), dem Präsidenten des Oberlandesgerichtes der preußischen Provinz Hessen-Nassau, zurpreußischen Staatsexamensprüfung anzumelden. Von Ende September bis 3. November 1891 verfaßteer seine >Referendararbeit< _ mit einer kurzen Unterbrechung Anfang Oktober anläßlich derSilbernen Hochzeit seiner Eltern in Paris (die jetzt im Haus Nr 19 des Boulevards Montmorencywohnten). Am 20. November 1891 legte er in Kassel mit 'drei anderen Unglücklichen' (Tgb.) seinerstes juristisches Staatsexamen mit 'gutem' Erfolg ab.Zwei Wochen später, am 5. Dezember 1891, bestand er an der Universität Leipzig seine mündlichePromotion, das Rigorosum, mit der Note 'magna cum laude' _ und besprach am 8. Dezembermit seinem Doktorvater Adolf Wach (s.o.) die noch zuschreibende Dissertation über das Thema >Die geschichtlicheEntwicklung des modernen Hochverratsbegriffs< (die allerdings_ wegen seiner Weltreise [Kap. IV] und seines Einjährig-Freiwilligen-Dienstes in Potsdam [Kap. V]_ erst am 3. Dez.1893 'endgültig beendet' und am 28. Jan. 1894 von seinenehemaligen Professoren Adolf Wach und Karl Binding mit'magna cum laude' benotet wurde)NB: Trotz dieses Prüfungsmarathons fand er aber nochZeit, sich vom 'Monsterfeuerwerk' von Nietzsches Geist>benebeln< zu lassen. Die Lektüre von Téodor de WyzewasArtikel (in der >Revue Bleue< vom 7. Nov. 1891) über >FrédéricNietsche [sic!], le dernier métaphysicien< verschaffte demNietzscheaner Kessler erstmals eine 'Vorstellung von der Person[dieses] Mannes von hohem Wuchs [Abb. 68 und 64], mitlangen mageren Armen und einem mächtigen runden Kopf[mit] tiefschwarzem Schnurrbart' (Kessler nach Wyzewskyin GuZ) _ und von der 'Seelengeschichte eines Genies, das[als geistig vornehmer aber nervös zerrütteter Mensch] inseltenem Maasse an den gewaltigen moralischen Kämpfenseiner Zeit gelitten hat.' (Tgb. 13. Jan. 1894)Es ist nachvollziehbar, daß Harry Graf Kessler geradenach seinen an der Universität Leipzig gewonnenen 'ganzneuen Einsichten in die Geschichte und Entwicklung vonRecht und Kultur, von Staat und Geist' (CV), >innere Kämpfe< hinsichtlich seiner beruflichen Zukunftin der für ihn fragwürdigen wilhelminischen Gesellschaft auszufechten hatte.Um sich nach den beiden bestandenen Abschlußprüfungen die Türen für eine diplomatischeLaufbahn oder eine juristische Karriere oder für den höheren Verwaltungsdienst offen zu halten,kümmerte er sich im Dezember 1891 um das für examinierte Jurastudenten obligatorische Referendariatim Justizdienst.Weil das Kammergericht in Berlin sein Gesuch abwies, Referendar des Oberlandesgerichtes derpreußischen Provinz Brandenburg zu werden, wurde er nochmals (s.o.) beim OberlandesgerichtspräsidentenMax Eccius in Kassel vorstellig, von dem er am 19. Dezember 1891 die 'Ernennungzum >Referendar im königl. Preussischen Justizdienst<' (Tgb.) ausgehändigt bekam.

Er kannte sie alle: ob exotische Tänzerinnen wie Josephine Baker, wahnsinnig gewordene Philosophen wie Friedrich Nietzsche, greise Monarchen wie Wilhelm I. oder die größten Künstler und Literaten seiner Zeit. Harry Graf Kessler, geboren vor 150 Jahren in Paris, war Kunstsammler, Mäzen, Publizist, Pazifist und Diplomat. Seine Tagebücher, die über ein halbes Jahrhundert abdecken, sind bedeutende Zeitzeugnisse, die nicht nur wertvolle Informationen für Kulturinteressierte enthalten, sondern wegen ihrer lebendigen Darstellung jener Epoche vom Kaiserreich bis zum Nationalsozialismus ein purer Lesegenuss sind. Kessler war ein Networker der ersten Stunde, ein 'Gesellschaftskünstler' und 'Menschensammler', wie es vor ihm wohl keinen gegeben hat. Dabei stets auch ein Freund und Förderer jener, deren Ausnahmetalent er als Erster erkannte oder die weniger begünstigt waren als er selbst.In seiner opulent illustrierten Biographie zeichnet der Kunst- und Literaturkenner Hans-Dieter Mück das faszinierende Bild eines Weltmannes und Homme de lettres par excellence auf eindrückliche Weise nach.

Autorenporträt

Hans-Dieter Mück wurde 1947 in Stuttgart geboren, wo er von 1969 bis 1975 Germanistik, Anglistik, Kunstgeschichte und Philosophie studierte (Promotion 1979). Nach Stationen als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Deutschen Literaturarchiv in Marbach/Neckar, Leiter der städtischen Galerie in Böblingen ist er seit 1989 freiberuflich als Ausstellungskurator im In- und Ausland tätig. Der Gründer und Vorsitzende der Otto Mueller-Gesellschaft e.V. (Weimar) veröffentlichte zahlreiche Monographien und Bücher in den Bereichen Kunst und Literatur. In der Weimarer Verlagsgesellschaft erschienen zuletzt: Künstler in Weimars Kunstschule 1860-1919 (2018) und Max Ackermann 1887 - 1975: Leben und Werk 1887 - 1912 (2017).

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