Beschreibung
Insgesamt 600 000 Menschen wurden vom MfS über die Jahre als Inoffizielle Mitarbeiter angeworben. Sie sind aus politischer Überzeugung oder Abenteuerlust, aus Karrieregründen oder Rache, aus Angst vor Repressionen oder mit der Sehnsucht nach Anerkennung und Geborgenheit eine unheil- und leidbringende Allianz mit dem Ministerium für Staatssicherheit eingegangen, haben teilweise Kollegen, Bekannte, Freunde oder sogar die eigene Familie observiert und verraten. Wie stehen diese Menschen zu ihrer damaligen konspirativen Tätigkeit 14 Jahre nach Auflösung des MfS? Erstmals wurde mit dieser psychoanalytischen Untersuchung eine Möglichkeit geschaffen, die unbewußten Motivationen für ihr Handeln zu hinterfragen. Zwanzig ehemalige Inoffizielle Mitarbeiter erzählten ihre Lebensgeschichten, die den Einschätzungen durch das MfS gegen-übergestellt wurden. Eine Gruppe von fünf Psychoanalytikern erarbeitete daraufhin eine Gesamtbeurteilung, die die unterschiedlichen Wahrnehmungen durch den IM selbst und durch seine Führungsoffiziere berücksichtigt und auf diesem Weg zu einer möglichst gerechten Einschätzung von Tat und Tätern gelangt.
Autorenporträt
Jahrgang 1941, Dr. med., Fachärztin für Psychiatrie und Neurologie, Psychoanalytikerin, seit 1978 wiss. Mitarbeiterin am Sigmund-Freud-Institut, Lehranalytikerin am Frankfurter Psychoanalytischen Institut. Veröffentlichungen u.a. zu Zwangsneurose, Folie à deux, Psychoanalyse und Unterschicht, Problem der Objektivität psychoanalytischer Erzählung; Publikationen zu den Transformationsprozessen nach 1989 in der ehemaligen DDR.