Haithabu 983-1066

Lieferzeit: Lieferbar innerhalb 14 Tagen

148,00 

Der Untergang eines dänischen Handelszentrums in der späten Wikingerzeit, Dt/engl – 2 Bde, Die Ausgrabungen in Haithabu 19

ISBN: 3899372824
ISBN 13: 9783899372823
Autor: Hilberg, Volker
Herausgeber: Museum für Archäologie Schloss Gottorf und Zentrum für Baltische und Skandinavische Archäologie in/Römisch-Germanische Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts/Institut für Ur- und Frühgeschichte der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel u a
Verlag: Verlag Dr. Friedrich Pfeil
Umfang: XXIV, 718 S., 47 Tab., 28 Bildtaf., 220 Farb- und 54 Schwarzweißabbildungen
Erscheinungsdatum: 15.02.2023
Auflage: 1/2023
Format: 5.2 x 30.5 x 22
Gewicht: 3219 g
Produktform: Mehrteiliges Produkt
Einband: LN
Packungsgröße: 2 Bde/Tle
Altersangabe: Lesealter: 10-99 J.

Erlebte Haithabu den “Aufbruch ins zweite Jahrtausend” (so der Titel eines 2004 publizierten Sammelbandes; Hubel / Schneidmüller 2004)? Die dort diskutierten Innovationen und Kontinuitäten um das Jahr 1000 schienen sich lange Zeit nicht mehr auf den alten Handelsplatz südlich der Schlei, sondern schon auf die neu entstehende bischöfliche Stadt Schleswig an ihrem Nordufer zu beziehen. Die neuen Geländeuntersuchungen der letzten beiden Jahrzehnte haben dieses Bild ins Wanken gebracht und durch neue Befunde und vor allem neue Fundmaterialien unser Verständnis von Haithabus Untergang maßgeblich verändert und erweitert. Aufgrund des Fundmaterials verfolgt diese Studie einen eindeutig objektbezogenen Zugang und Ansatz, der vielleicht veraltet wirken mag, aber der der Realität der wachsenden archäologischen Quellengrundlage verpflichtet ist. Erst die intensive Auseinandersetzung mit den archäologischen Primarquellen bietet eine gute und verlässliche Basis für jegliche Interpretation. Neuerdings betont etwa Richard Hodges (2020) die Möglichkeiten der Archäologie durch Untersuchungen der materiellen Hinterlassenschaften neue Beitrage zur Mittelalterforschung zu liefern. Berücksichtigt man jedoch die soziale Einbettung wirtschaftlichen Handelns im Sinne von Mark Granovetter (2017) oder von Richard Swedberg (2009) – und dies gerade für die mittelalterlichen Gesellschaften vorindustrieller Zeitstellung -, so wird auch die Relevanz von Untersuchungen an großen Handelszentren frühmittelalterlicher Zeitstellung für die gesamtgesellschaftliche Entwicklung ihrer Zeit verständlich. Die Bedeutung, der heute die Freie und Hansestadt Hamburg in wirtschaftlicher und soziokultureller Hinsicht zukommt, kam vor tausend Jahren der Hafenstadt Haithabu zu, die – wie Johannes Fried formuliert – als Alt-Schleswig nach 1066 von Neu-Schleswig abgelöst wurde. Beide Platze – Haithabu und Schleswig – als einen zentralen Umschlagplatz am inneren Ende der Schlei zu begreifen, war Ausgangspunkt des von Ralf Bleile und Ulrich Muller initiierten und beantragten Drittmittelprojektes “Zwischen Wikingern und Hanse”, das in den Jahren 2012 – 2014/2015 als Kooperationsprojekt am Museum für Archäologie Schloss Gottorf und am Institut für Ur- und Frühgeschichte der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel durchgeführt und von der VolkswagenStiftung in Hannover finanziert worden ist. Diese Studie entstand im Rahmen dieses Forschungsprojektes. Sie beruht auf einer intensiven Durchsicht von tausenden von Kleinfunden, die seit dem Jahr 2003 bei systematischen Detektorbegehungen in Haithabu registriert wurden. Erstmals in der über hundertjährigen Erforschungsgeschichte dieses zentralen Umschlagplatzes der Wikingerzeit, der eben nicht nur ein großer Hafenort für den Fernhandel, sondern auch ein Handwerks- und Machtzentrum der dänischen Könige gewesen ist, soll ein bestimmter Zeitabschnitt in der annähernd dreihundertjährigen Geschichte Haithabus im Mittelpunkt stehen: die Endphase des Ortes nach dem dänischen Aufstand gegen die ottonische Herrschaft im Jahr 983 bis zu den Zerstörungen der Jahre 1050 und 1066 und der damit verbundenen endgültigen Aufgabe des Standortes südlich der Schlei und die mit seiner Transformation an das Nordufer der Schlei in den Bereich der mittelalterlichen civitas Schleswig verbundenen Fragen. Hierzu war es notwendig, diese neuen Fundmassen auf relevantes Fundmaterial durchzugehen und das entsprechende späte Material herauszufiltern. Wegen dieser Materialfülle war es nicht möglich, zusätzlich die Ausgrabung LA 48, die zwischen 2005 und 2010 in einem Grubenhausareal des 10. und 11. Jahrhunderts durchgeführt worden war, umfassend in diese Studie miteinzubeziehen, da sie über 14 000 weitere Funde erbracht hatte. Vielmehr wurden nur ausgewählte Materialgruppen, wie etwa die Fundmünzen, detailliert verwertet. Johannes Fried (Frankfurt a. M. / Heidelberg), Bernard Gratuze (Orleans), Stephen Merkel (Bochum) und Ines Pactat (Besancon) konnten dankenswerte

Artikelnummer: 8749622 Kategorie:

Beschreibung

Haithabu - maritimes Fernhandelszentrum zwischen Nord- und Ostsee, Skandinavien und dem Kontinent, multifunktionaler und legendarer Zentralort der Wikingerzeit - fasziniert seit mehr als einhundert Jahren. Lang ist die Namensliste der Archäologinnen und Archäologen, die hier ihre Spuren hinterließen. Jeder Eingriff in den historischen Boden, jeder Gang mit geübtem Auge oder dem Metalldetektor, fördern wikingerzeitliche Funde der mehrere Jahrhunderte umspannenden Ortsgeschichte zutage. Einer endlosen Geschichte, wie die Gründung des Wikinger Museums Haithabu 1985, der Bau der Wikinger Hauser Haithabu 2004 - 2010, jüngste Ausgrabungen im Flachgräberfeld im Jahr 2017, die Aufnahme Haithabus in die Liste des Welterbes der UNESCO im Jahr 2018, jährliche Detektorbegehungen und die Aufarbeitung des ideologischen Missbrauchs archäologischer Forschungen insbesondere in Haithabu während der Zeit des Nationalsozialismus zeigen. Sie wird auch mit diesem Buch nicht beendet sein. Aber ein Ende gab es - für das wikingerzeitliche Leben an jenem Ort am Westufer des Haddebyer Noores, den ein beeindruckender Halbkreiswall schützte. In der Mitte des 11. Jahrhunderts war der Zerstörung genug, gab es offensichtlich Gründe, am Nordufer der Schlei, nur 2 km entfernt, einen neuen, andersartigen Hafen zu bauen. Schleswig blühte binnen Jahrzehnten. Aus weiter Entfernung - in Raum wie in Zeit - verschmelzen Haithabu und Schleswig, so, wie diese Namen bereits in der Wikingerzeit verschmolzen waren. Am inneren Ende der Schlei, dort, wo der Landweg zwischen Nord- und Ostsee am kürzesten war, wo Dänemarks Grenze verteidigt wurde, gab es auch nach 1066 bis zur Zeit der Hanse optimale Bedingungen für einen Handel, der die gesamte hochmittelalterliche Welt umspannte. Doch wie genau vollzog sich der Ortswechsel von Alt-Schleswig (Haithabu) nach Neu-Schleswig (Schleswig) und wie viel Kontinuität und Wandel stecken in ihm? War es der Tag nach der Schlacht im Jahr 1066, an dem Neu-Schleswig seinen Anfang nahm, oder war der Ortswechsel die Folge eines bereits davor begonnenen Verlagerungsprozesses? Die Befunde der großen Flächengrabungen in Haithabu nahe am Noorufer stammen aus dem 9. und 10. Jahrhundert. Das 11. Jahrhundert hingegen liegt unter dem Pflug, zu hoch für die Bewahrung von Holz und ungestörten Kulturschichten. Doch es ist präsent, wie geophysikalische Aufnahmen in Verbindung mit den Grabungsbefunden eines Grubenhauses und vor allem die vielen Tausend Detektorfunde eindrucksvoll beweisen.

Das könnte Ihnen auch gefallen …