Faschismus

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Begriff und Realität

ISBN: 3737411662
ISBN 13: 9783737411660
Autor: Wippermann, Wolfgang
Verlag: S. Marix Verlag GmbH
Umfang: 224 S.
Erscheinungsdatum: 20.03.2021
Auflage: 1/2021
Produktform: Gebunden/Hardback
Einband: GEB

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Artikelnummer: 293882 Kategorie:

Beschreibung

Vonseiten der Regierung und von einigen der in der Regierung vertretenen Parteien ist der Corona-Protestbewegung daraufhin vorgeworfen worden, die Systemfrage gestellt und die demokratischen Spielregeln missachtet zu haben. Kann man sie deshalb, wie vom Verfassungsschutz vorgeschlagen wird, als 'extremistisch' bezeichnen? Da sind einige Zweifel angebracht. Nicht alle Angehörigen der Corona-Protestbewegung können dem 'rechtsextremistischen Spektrum' zugeordnet werden. Antisemiten, Esoteriker, Hooligans, Impfgegner und Verschwörungstheoretiker sind weder links noch rechts eingestellt und vertreten eine Ideologie, die ebenfalls als weder links noch rechts zu klassifizieren ist. Gemeint ist die Corona-Verschwörungsideologie - die neue 'Weltanschauung' der neuen Corona-Protestbewegung. Sie kann nicht in das allgemeine Links-Rechts-Schema eingeordnet werden. Eine Anwendung des ohnehin problematischen Extremismusbegriffs kommt nicht infrage. Welche begrifflichen Alternativen gibt es? Kann man die Corona-Protestbewegung als faschistisch bezeichnen? Kommt darauf an, was unter Faschismus zu verstehen ist. Hier haben wir ein Problem. Liegt doch bisher keine allgemein anerkannte Definition des Faschismus vor. Über die Deutung des Faschismus wird immer noch heftig, aber letztlich ergebnislos gestritten. Einigkeit besteht nur in einem Punkt: In der Differenzierung zwischen dem italienischen und dem allgemeinen oder generischen Faschismus. Die Selbstbezeichnung der Partei und des Regimes Benito Mussolinis ist nämlich seit Anfang der 1920er-Jahre auf einige andere nicht italienische Parteien und Regime übertragen worden. Aus 'fascismo' wurde der politische Gattungsbegriff 'Faschismus'. Er unterscheidet sich von anderen Gattungsbegriffen wie Kommunismus, Konservativismus, Sozialismus etc. durch seine Inhaltsleere. Der aus dem italienischen Wort für Bund, 'fascio', abgeleitete Begriff Faschismus bedeutet wörtlich übersetzt so viel wie >Bündlertum<. Das macht keinen Sinn. Der Begriff selbst sagt über das Wesen des Faschismus nichts aus. Wie ist Faschismus dann zu definieren? Durch die Beantwortung der Frage, wer welches real existierende historische Phänomen zu welcher Zeit und mit welcher wissenschaftlichen Begründung und politischen Zielsetzung als faschistisch bezeichnet hat. Letzteres ist besonders wichtig. Sowohl die wissenschaftliche Begründung wie die politische Zielsetzung. 'Faschismus' hat einen Doppelcharakter. Er war sowohl wertneutraler historischer Fachbegriff wie negativ wertender politischer Kampfbegriff. Mit dem Fachbegriff wurde die Geschichte erklärt; mit dem Kampfbegriff wurde sie gemacht.

Diese Begriffs- und Realgeschichte des Faschismus - von den Anfängen bis heute - wendet sich an alle historisch und politisch Interessierten, die sich über ein Phänomen informieren wollen, mit dem wir noch lange nicht fertig sind. Er war mit dem Jahr 1945, wie vielfach behauptet wird, nicht einfach Vergangenheit, sondern existierte fort. Ein Ende ist nicht in Sicht. Zu differenzieren ist zwischen dem italienischen und dem allgemeinen oder generischen Faschismus. Faschistische Parteien und Regime unterscheiden sich seit den Anfängen in den 1920er-Jahren im Hinblick auf ihre Erscheinung, ihren Politikstil und ihre Ideologie von allen anderen linken und rechten Parteien und Regimen. Dies ist von der bisherigen Forschung kaum erkannt worden. Linke haben den Faschismus als rechts bezeichnet und ihn mit seiner prokapitalistisch-sozialen Funktion erklärt; Rechte haben den Faschismus als links angesehen und mit dem Kommunismus verglichen. Tatsächlich war der Faschismus weder links noch rechts. Aufbau, Fragestellung und methodisches Vorgehen des vorliegenden Buches sind neu und unterscheiden es von allen anderen zum Thema Faschismus.

Autorenporträt

Prof. Dr. Wolfgang Wippermann, geb. 1945 in Bremerhaven studierte Geschichte, Germanistik und Politische Wissenschaft in Göttingen und Marburg; Promotion 1975: Der Ordensstaat als Ideologie; Habilitation 1978: Die Bonapartismustheorie von Marx und Engels. Er veröffentlichte zahlreiche Publikationen über Faschismus und Totalitarismus, Antisemitismus und Antiziganismus, Marx und Marxismus.

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