Krisis und Kairos

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Eine Analyse der Werkgeschichte Rainer Maria Rilkes, Schriften zur Literaturwissenschaft 20

ISBN: 3428106423
ISBN 13: 9783428106424
Autor: Kluwe, Sandra
Verlag: Duncker und Humblot GmbH
Umfang: 472 S., Abb.
Erscheinungsdatum: 19.05.2003
Format: 2 x 23.3 x 15.6
Gewicht: 623 g
Produktform: Kartoniert
Einband: KT

InhaltsangabeInhaltsübersicht: I. Ideengeschichtliche Grundlegung: Zur Semantik des Substantivs ‘kairos’ – Zur Korrelation von Krisis und Kairos. Abgrenzung der ‘Epiphanie’ als zeitloses Jenseits dieser Korrelation – Zur Ideengeschichte der Krisis – Zur Ideengeschichte des Kairos – II. Krisis und Kairos in der Werkgeschichte Rainer Maria Rilkes: Problemaufriss und Forschungsbericht – Das Frühwerk: Präkritische Kunstmetaphysik und Rühmung des autonomen Kairos – Hommage an die Inkarnation des autonomen Kairos: Die Monographie ‘Auguste Rodin’ (1902/1907) – Die ‘Verwandlung’ der ‘Vision’: Poetische Eigenzeit in den ‘Neuen Gedichten’ (1902-1908) – Kairos als sujet und Erzählprinzip der ‘Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge’ (1904-1910) – Figura des Kairos: Die ersten ‘Duineser Elegien’ (1912) – Ansätze zur Neunten und Zehnten Elegie (1912) – Der Augenblick im Rückblick I: Die Reflexion des Duineser Kairos in ‘Über den Dichter’ (1912), ‘Der Geist Ariel’ (1913) und ‘Über den jungen Dichter’ (1913) – Auf die andere Seite der Chronologie geraten: ‘Erlebnis’ I und II (1913) – Krisis und Kairos des kosmischen Eros in der Dritten Elegie (Spätherbst 1913) und den ‘Sieben Gedichten’ (Oktober/November 1915) – Ansätze zur Sechsten Elegie (1913) – Wendezeit (1914). ‘Fünf Gesänge’, ‘Richtung zur Zukunft’, Krisis der Anschauung – Die Vierte Elegie (November 1915) – Krisenjahre (November 1915 – Februar 1922) – Adimpletio des Kairos: Die Vollendung der ‘Duineser Elegien’ (Februar 1922) – Problemorientierte Einzelanalysen – Summarischer Vergleich der ‘Duineser Elegien’ mit den ‘Sonetten an Orpheus’ – Der Augenblick im Rückblick II: Die Reflexion des Kairos von Muzot in Rilkes letzten Gedichten – Schlussbetrachtung – Bibliographie – Personenregister – Sachregister

Beschreibung

Kairos, bei den Griechen der Gott des günstigen Augenblicks, balanciert auf des Messers Schneide: Er verkörpert jene ambivalente Macht, die den Menschen zur autonomen Gestaltung seiner Zeit herausfordert und sich ihm zugleich - als ein Göttlich-Unverfügbares - entzieht. Dieses Paradoxon einer theonomen Autonomie erfuhr in den Modernitätskrisen des frühen zwanzigsten Jahrhunderts, am Kreuzweg von 'Gott-ist-tot' und Übermensch, eine eigentümliche Renaissance. Zumal die Werkgeschichte Rilkes dokumentiert den bisweilen verzweifelten Versuch, Kairos, den göttlich scheinenden Geistesblitz, den unverfügbaren Augenblick äußersten schöpferischen Vermögens, produktionsästhetisch herbeizuzwingen und werkästhetisch zu »leisten«. Die Folge war ein tiefgreifender Konflikt zwischen Autonomieästhetik und Inspirationspoetik: zwischen dem »Willen zur Macht als Kunst« und der gleichzeitigen Abhängigkeit von einem kairologischen »Diktat«. An Texten verschiedener Werkstufen - vom 'Florenzer Tagebuch' bis zu Rilkes letzten Gedichten -, vor allem jedoch an der Entstehungsgeschichte der 'Duineser Elegien', dem interpretatorischen Schwerpunkt der Studie, zeigt Sandra Kluwe, dass dieser Konflikt Rilkes gesamtes dichterisches Schaffen bestimmte und kaum jemals zum Ausgleich gebracht werden konnte. Was blieb, war die Konstruktion-Dekonstruktion eines göttlichen Augen-Blicks, der vom »Flugsand der Stunden« zersetzt und vom Perspektivismus des Augen-Scheins gebrochen wurde.

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