Jüdisches Denken – Theologie, Philosophie, Mystik 2

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Von der mittelalterlichen Kabbala zum Hasidismus, Jüdisches Denken – Theologie, Philosophie, Mystik 2

ISBN: 3593375133
ISBN 13: 9783593375137
Autor: Grözinger, Karl Erich
Verlag: Campus Verlag
Umfang: 935 S.
Erscheinungsdatum: 02.07.2021
Format: 5.9 x 23.4 x 16.4
Gewicht: 1412 g
Produktform: Gebunden/Hardback
Einband: GEB

Die Kabbala – Geheimlehre oder Philosophie?

“Kabbala” ist heute ein Zauberwort und eine Mode, womit Gelehrte, Esoteriker und Scharlatane gerne die Welt erklären. Es gibt jedoch kaum ein Thema, über das so viel Unsinn und Falsches verbreitet wird. Ist die Kabbala Magie, Geheimlehre oder Philosophie? Band 2 der Geschichte des jüdischen Denkens bietet zum ersten Mal eine systematische Darstellung kabbalistischen Denkens.

Artikelnummer: 1547087 Kategorie:

Beschreibung

Vorwort Der zweite Band von Jüdisches Denken widmet sich ausschließlich dem, was im allgemeinen Bewusstsein als 'Jüdische Mystik' firmiert. Das sind die mittelalterliche und frühneuzeitliche Kabbala sowie der mittelalterliche und der spätere osteuropäische Hasidismus des 18./19. Jahrhunderts samt dessen Ausläufern in der Gegenwart. Der Leser dieses Bandes wird jedoch sehr bald erkennen, dass Kabbala und Hasidismus in erster Linie als esoterische Theologien zu betrachten sind, die wie die anderen Richtungen der jüdischen Theologie und Philosophie auch ihre mystischen Seiten haben. Die Kabbalisten nennen ihre Lehre darum Hochma nisteret, 'Verborgene Weisheit', was sich durch das schöne Kürzel HeN, mit der Bedeutung 'Huld' ausdrücken ließ. Überdies zeigt die Einfügung dieser esoterischen Theologien in das Denken der mittelalterlichen jüdischen Philosophen, die im ersten Band dargestellt wurden, dass Kabbala und Hasidismus sich als eine spezifische jüdische Synthese aus altrabbinischer Tradition und mittelalterlicher Philosophie darstellen, die man mit den Kabbalisten sehr wohl die Torat 'Emet, die 'Wahre Tora', also die vera philosophia judaica, des Mittelalters bezeichnen kann. Haben die mittelalterlichen jüdischen Philosophen den Versuch unternommen, die altjüdische Theologie, Kosmologie und Anthropologie mit den Mitteln der griechisch-arabischen Philosophie darzustellen, so haben die Kabbalisten den umgekehrten Weg beschritten. Sie haben die zentralen Gedanken der Philosophie in das Gewand der genuin jüdischen Traditionen gekleidet. Hier wird unter Berücksichtigung nicht hintergehbarer philosophischer Positionen Judentum mit den zentralen Themen jüdischen Denkens neu formuliert. Darum ist es nicht verwunderlich, dass die Kabbala bis in die Gegenwart, vor allem in Gestalt des Hasidismus, sich eine feste und weit ausgebreitete Bleibe im Judentum verschaffen konnte, während die Philosophie eher den Rückzug antrat, um erst durch die Aufklärung wieder in den Vordergrund treten zu können. Die Einfügung von Kabbala und Hasidismus in ihren mittelalterlichen geistigen Mutterboden hat zahlreiche neue Sichten und Seiten des kabbalistischen Denkens zutage gefördert, die weithin unbekannt sind. Gewiss hat die hiermit vorgelegte Darstellung reichen Gebrauch von den Ergebnissen der internationalen modernen Kabbala-Forschung gemacht, aber die auf ausgedehnte Quellenlektüre gestützte Zusammenschau hat doch viele neue Einsichten erbracht und bisher nicht dagewesene Deutungen ermöglicht. An dieser Stelle muss auch ein Wort zu der Abweichung von der dem deutschen Leser vertrauten Schreibung des Begriffs Chassidismus gesagt werden. Die hier verwendete Schreibweise, die im Übrigen in der wissenschaftlichen Welt allgemein verbreitet ist, wurde darum gewählt, um den vielen geläufigen Verballhornungen dieses Wortes vorzubeugen. Wie für den Hasidismus wurde für alle hebräischen Wörter eine Transkription angewandt, die einzig das Ziel verfolgt, im Munde des Nichthebraisten eine Aussprache zu erzeugen, die der hebräischen Aussprache mit Hilfe der deutschen Phonetik so nahe wie möglich kommt. Dieses Ziel steht vor dem System einer stets gleichen Wiedergabe hebräischer Buchstaben durch einen entsprechenden deutschen. Im Vergleich zum ersten Band wird der Leser auch feststellen, dass ihm im zweiten sehr viel mehr hebräische Wörter zugemutet werden, deren Übersetzung aber möglichst häufig in Klammern beigefügt wird. Diese Vermehrung des Hebräischen hat mit dem Gegenstand zu tun, der nicht nur, wie schon angedeutet, sich sehr viel stärker der alten hebräischen Tradition zuwendet, sondern aus der hebräischen Sprache einen zentralen Teil seiner Theologie macht, deren Übersetzung gleich der Übertragung von Poesie in eine andere Sprache schwierig, wenn oft fast unmöglich ist. Eine andere Unregelmäßigkeit neben der Transkriptionsweise, dieses Mal eine nicht freiwillig gewählte und noch weniger gerne angenommene, ist durch das über uns hereingebrochene Chaos de

Kabbala ist heute ein Zauberwort und eine Mode, womit Gelehrte, Esoteriker und Scharlatane gerne die Welt erklären. Es gibt jedoch kaum ein Thema, über das so viel Unsinn und Falsches verbreitet wird. Ist die Kabbala Magie, Geheimlehre oder Philosophie? Band 2 der Geschichte des jüdischen Denkens bietet zum ersten Mal eine systematische Darstellung kabbalistischen Denkens.

Inhaltsverzeichnis

VORWORT EINFÜHRUNG SEFER JEZIRA - 'DAS BUCH DER SCHÖPFUNG' - GRUNDLAGE UND VORAUSSETZUNG DER ASCHKENASISCHEN THEOLOGIE UND DER KABBALA 1. Das Buch der Schöpfung - Sefer Jezira 2. Gott und die Schöpfung 3. Die Einheit als zentrale Botschaft des Buches 4. Die 32 Wege der Weisheit - die Verbindung der Zahlen- und Buchstabentradition 5. Der Sefer Jezira und die Magie - der Erzvater Abraham DIE ESOTERISCHE THEOLOGIE DER ASCHKENASISCHEN HASIDIM 1. Gruppen und Texte 2. Der geistige Ort - zwischen Philosophie und antiker Onomatologie 3. Gott 4. Schöpfung von Welt und Mensch 5. Die ethischen Lehren DIE KABBALA I. DAS SEFIROTISCH-GNOSTISIERENDE MODELL A. Sefer ha-Bahir - 'Das Buch der Helle' 1. Das Buch und sein Charakter 2. Die Kabbala und die Gnosis - Gemeinsames und Trennendes 3. Gott und die Schöpfung 4. Die Herkunft des Bösen 5. Anthropologie 6. Gottesdienst als Theurgie 7. Namen, Buchstaben und Vokale - die Onomatologie B. Die kastilischen Gnostiker: Jaa¿¿akov und Jizchak ha-Kohen, Mosche aus Burgos und Todros ¿Abula¿¿afja 1. Die kastilischen Kabbalisten - ihr Ort in der Entfaltung der Kabbala 2. Gott und seine Offenbarung 3. Die Herkunft des Bösen 4. Die Kosmologie Jizchaks 5. Die gnostisierende Anthropologie - nach Moses aus Burgos II. PHILOSOPHISCH-ONOMATOLOGISCHE DEUTUNGEN DER TRADITION - DIE a¿¿IJJUN-TEXTE 1. Die Schriften des a¿¿Ijjun-Kreises - ihr Ort in der Entfaltung der Kabbala 2. Gott 3. Die vielfältige Rede vom Einen und die Lehre vom vierfachen Schriftsinn III. DAS SEFIROTISCH-PHILOSOPHISCHE MODELL A. Der provencalische Kreis - Jizchak der Blinde 1. Der provencalische Kabbalistenkreis 2. Jizchak Sagi Nahor - der Blinde 3. Gott 4. Der Kosmos 5. Der Mensch 6. Die Herkunft des Bösen B. Der Kabbalistenkreis von Gerona - a¿¿Asri¿el aus Gerona 1. Der Kabbalistenkreis von Gerona 2. Rabbi a¿¿Asri¿el aus Gerona 3. Gott 4. Urzeit - Weltzeit - Endzeit 5. Der Mensch IV. DAS ONOMATOLOGISCHE MODELL - JOSEF GIKATILLA - GINNAT ¿EGOS 1. Die Onomatologie, ihre Herkunft und ihr Ort im Rahmen der Kabbala 2. Der geistige Ort - zwischen Maimonides und Onomatologie 3. Gott 4. Kosmos 5. Der Mensch V. DAS PHILOSOPHISCH-GLOSSOSOPHISCHE MODELL - DIE PROPHETISCHE KABBALA - ¿AVRAHAM ¿ABULa¿¿AFJA 1. ¿Avraham ¿Abula¿¿afja, der Mensch und seine prophetische Kabbala 2. Gott und die Schöpfung 3. Der Mensch 4. Buchstabenkombinatorische Hermeneutik VI. DAS SEFIROTISCH-ONOMATOLOGISCHE MODELL - DER SPÄTE JOSEF GIKATILLA 1. Der späte Josef Gikatilla 2. Gott und die Welt 3. Die Herkunft des Bösen 4. Der Mensch 5. Die Aufgabe des Menschen VII. DIE GROSSE SYNTHESE - DER SOHAR A. Der Sohar B. Das philosophisch-rabbinische Modell: Der Midrasch ha-Nea¿¿elam 1. Geistiger Ort und Charakter des Midrasch ha-Nea¿¿elam 2. Die Schöpfung 3. Der Mensch 4. Aufgabe und Ziel des Menschen in der Welt 5. Der soharische Midrasch zu Ruth und sein Verhältnis zum Midrasch ha-Nea¿¿elam und zum Hauptteil des Sohar C. Das literarisch-mythologische Modell a. Der Sohar zur Tora 1. Die literarische Form des Sohar 2. Die Entsprechungslehre als hermeneutischer Schlüssel zum Verständnis des Sohar 3. Die Gottheit 4. Der Kosmos 5. Die Herkunft des Bösen in der Welt 6. Der Mensch 7. Die Tora und das Ziel des Menschen b. Raa¿¿ja Mehemna und Tikkune ha-Sohar 1. Literarische Form und Charakter der beiden Werke 2. Gott - ¿En Sof und die Sefirot 3. Die Welt - als vierstufige Hierarchie 4. Der Mensch 5. Die Tora und ihre Gebote VIII. DAS KOSMOSOPHISCH-WISSENSCHAFTLICHE MODELL - JIZCHAK LURJA 1. Die 'Schriften des ¿Ari' - das Geflecht der Editionen 2. Lurjas Lehre - Mythos oder 'Wissenschaft'? 3. Gott und Welt 4. Der M ...

Autorenporträt

Karl Erich Grözinger ist Professor emeritus für Religionswissenschaft und Jüdische Studien an der Universität Potsdam und war Senior Professor am Zentrum Jüdische Studien Berlin-Brandenburg. Er ist Vorsitzender der Ephraim Veitel Stiftung, der ältesten und von ihm seit 2007 wiederbelebten jüdischen Stiftung in Deutschland.

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