Alternative Spiritualitäten

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Neue Formen des Glaubens in Europa: Eine empirische Analyse, Akteure und Strukturen, Studien zur vergleichenden empirischen Sozialforschung 1, Akteure und Strukturen. Studien zur vergleichenden empirischen Sozialforschung 1

ISBN: 3593397498
ISBN 13: 9783593397498
Autor: Siegers, Pascal
Verlag: Campus Verlag
Umfang: 373 S.
Erscheinungsdatum: 08.10.2012
Auflage: 1/2012
Format: 2.3 x 21.4 x 14.1
Gewicht: 467 g
Produktform: Kartoniert
Einband: PB

Der Rückgang der christlichen Religiosität in Europa ist vielfach empirisch belegt. Umstritten ist jedoch, ob es sich um einen Rückgang des Glaubens handelt oder ob Religion einen Formwandel erfährt. Pascal Siegers untersucht auf Basis von Daten der Europäischen Wertestudie die Verbreitung spiritueller Glaubensformen in Europa. Seine Analysen machen deutlich, dass alternative Spiritualitäten zur größten religiösen Minderheit geworden sind. Dabei zeigt sich, dass Menschen dann einen spirituellen Glauben wählen, wenn ein Konflikt zwischen Selbstverwirklichungswerten und der Moral der Kirchen vorliegt.

Artikelnummer: 3589080 Kategorie:

Beschreibung

Einleitung Nach der Geburt seines ersten Sohnes erklärte der englische Nationalspieler David Beckham gegenüber der britischen Presse: "I definitely want Brooklyn to be christened, but I don't know into what religion yet." Und als Jürgen Klinsmann im Juli 2008 Trainer von Bayern München wurde, ließ er vier Buddhastatuen auf dem Trainingsgelände aufstellen, die dem Spiel der Mannschaft einen "gewissen Energiefluss" geben sollten. Sollte gerade in der Männerdomäne Fußball eine neue religiöse Sensibilität jenseits der christlichen Tradition Europas entstanden sein? Diese Interpretation wäre sicherlich im Sinne der soziologischen Autoren, die Anzeichen für eine Wiederkehr des Religiösen in Europa erkennen, wenn auch in neuen Formen, ganz oder teilweise losgelöst von der christlichen Tradition des Kontinents. Spätestens seit den fünfziger Jahren hat die Säkularisierungstheorie den soziologischen Blick auf Religion geprägt. Deren Hauptannahme, dass mit zunehmender gesellschaftlicher Modernisierung die Bedeutung von Religion und Religiosität für das Zusammenleben der Menschen kontinuierlich an Bedeutung verliert, wurde bis zum Ende der achziger Jahre nicht in Frage gestellt. Der Rückgang der Religiosität in Europa konnte in empirischen Studien bestätigt werden, auch wenn regionale Unterschiede bestehen. Die Gültigkeit der Säkularisierungsthese war zum religionssoziologischen common sense geworden. Religion wurde immer weniger als relevanter gesellschaftlicher Faktor angesehen. Diese Wahrnehmung wandelte sich in den neunziger Jahren, in denen ein neues religionsbezogenes Problembewusstsein entstand, zum Beispiel mit der Publikation von Huntingtons These des "Clash of Civilizations" (Huntington 1996), die Zivilisationen primär über ihre religiöse Tradition bestimmt. Spätestens mit den Anschlägen vom 11. September 2001 auf das World Trade Center in New York war die gesellschaftliche Bedeutung der Religion wieder in das Bewusstsein der europäischen Gesellschaften und der europäischen Soziologie zurückgekehrt. Im Mittelpunkt dieser neuen Aufmerksamkeit für die Religion steht das Konfliktpotential, das Religionen in der modernen Welt bergen, nicht nur durch die Konfrontation der unterschiedlichen Kulturkreise, wie Huntington sie beschreibt, sondern auch als Folge der Migration aus muslimischen Ländern in die westliche Welt (Roy 2002; 2004; Beck 2008). Insbesondere Olivier Roy hat in seinen Untersuchungen zum islamischen Fundamentalismus gezeigt, dass dieser sich durch eine Entkoppelung des Glaubens von traditionellen lokalen Kulturen auszeichnet (Roy 2006; 2008). Im Fundamentalismus wird der Glaube nicht mehr aus der kulturellen Tradition heraus begründet, sondern als Ausdruck der individuellen Frömmigkeit betrachtet. Fundamentalismus sollte deshalb nicht als Abwehrreaktion gegen die gesellschaftliche Moderne missverstanden, sondern als Ausdruck der religiösen Individualisierung verstanden werden (Beck 2008). Auf das gleiche Grundmotiv - die religiöse Individualisierung - wird in der Religionssoziologie, von der Öffentlichkeit weit weniger beachtet als die Forschung zu islamischen oder christlichen Fundamentalismen, seit den neunziger Jahren das Aufkommen neuer Formen des Glaubens zurückgeführt. Ausgehend von Thomas Luckmanns These der Privatisierung der Religion (Luckmann 1991; 1996a) werden Entstehungsbedingungen und Ausprägungen individualisierter Religiosität diskutiert, die mit den Schlagworten des Believing without Belonging (Davie 1994), des religiösen Bricolage (Hervieu-Léger 2005) oder der Spiritualität (Knoblauch 2008a; Heelas/Woodhead 2005) beschrieben werden. Die Forschung zur religiösen Individualisierung weist aufgrund der unterschiedlichen Entstehungszusammenhänge allerdings nur wenige Berührungspunkte zur allgemeinen soziologischen Individualisierungstheorie auf (z.B. Beck 1986). Gemeinsam ist allen genannten Ansätzen die Kritik an der Säkularisierungstheorie, Religion auf kirchliche Re

Autorenporträt

InhaltsangabeInhalt Vorwort9 Einleitung11 1 Definition der Grundbegriffe: Religiosität, Spiritualität und säkulare Weltanschauungen21 1.1 Der Religionsbegriff21 1.2 Kirchenreligiosität und alternative Spiritualitäten als eigenständige Sozialformen von Religion33 1.3 Säkulare Weltanschauungen64 1.4 Zusammenfassung: Panorama religiöser Orientierungen in Europa66 2 Religionssoziologische Theorien und die Erklärung alternativer Spiritualitäten69 2.1 Die Säkularisierungstheorie und die Erklärung alternativer Spiritualitäten70 2.2 Alternative Spiritualitäten aus der Perspektive der Theorie der rationalen Wahl83 2.3 Individualisierung der Religion und die Erklärung alternativer Spiritualitäten94 2.4 Zusammenfassung: Alternative Spiritualitäten im Lichte religionssoziologischer Theorien117 3 Das zweistufige Erklärungsmodell religiöser Orientierungen120 3.1 Das religiöse Bedürfnis als Grundlage der religiösen Wahl121 3.2 Das Modell der religiösen Wahl130 3.3 Gesellschaftliche Modernisierung und alternative Spiritualitäten: Kontexte der religiösen Wahl158 3.4 Zusammenfassung: Das Erklärungsmodell religiöser Orientierungen169 4 Die Verbreitung alternativer Spiritualitäten in Europa173 4.1 Übersicht über Operationalisierungen spiritueller Glaubensformen175 4.2 Auswahl der Indikatoren aus dem Religionsmodul des EVS179 4.3 Methode: Einführung in das latente Klassenmodell184 4.4 Religiöse Orientierungen in Europa: Ergebnisse des latenten Klassenmodells193 4.5 Validierung der latenten Klassen230 4.6 Zusammenfassung: Alternative Spiritualitäten als Option der religiösen Wahl in Europa244 5 Hypothesentest des Erklärungsmodells religiöser Orientierungen245 5.1 Operationalisierung245 5.2 Methode265 5.3 Ergebnisse272 5.4 Zusammenfassung des Hypothesentests: Wertkonflikt und religiöse Wahlfreiheit316 6 Zusammenfassung und Diskussion: Eine spirituelle Revolution in Europa?319 6.1 Zusammenfassung der Ergebnisse319 6.2 Implikationen für die religionssoziologischen Paradigmen322 6.3 Ausblick: Alternative Spiritualitäten in der Zukunft?326 Tabellenverzeichnis329 Abbildungsverzeichnis331 Literatur332 Anhang356

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