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Zugänge und Perspektiven Integrierter Sozialraumplanung

ISBN: 3593392844
ISBN 13: 9783593392844
Herausgeber: Veronika Hammer/Ronald Lutz/Silke Mardorf u a
Verlag: Campus Verlag
Umfang: 286 S.
Erscheinungsdatum: 10.08.2010
Auflage: 1/2010
Format: 1.9 x 21.3 x 14
Gewicht: 363 g
Produktform: Kartoniert
Einband: PB

Die integrierte Sozialraumplanung ist ein neuer Ansatz städtischer Sozialplanung. Akteure aus Politik und Verwaltung sollen dabei ressortübergreifend und gemeinsam mit Wohlfahrtsorganisationen und den Bürgern vor Ort Projekte entwickeln und realisieren. Institutionelles Wissen, praxisnahe Erfahrungen und Kompetenzen werden dadurch effektiv gebündelt. Der Band stellt das Konzept vor und eröffnet damit Perspektiven für eine bedarfsgerechte Sozial- und Stadtentwicklungspolitik.

Artikelnummer: 1154359 Kategorie:

Beschreibung

Dieser Diskurs verlässt notwendig, da über das klassische Klientel der Randlagen hinaus in die Mitte der Gesellschaft vorzustoßen ist, die Definition von Gemeinwesenarbeit wie sie bisher praktiziert wurde. Diese wird zu einer politischen Arbeit in Sozialen Räumen, die nicht mehr Soziale Arbeit als eine fürsorgliche Belagerung ist, sondern Erfahrungen des Quartiermanagements aufgreifend und fortführend Menschen und Institutionen aktiviert, moderiert und vernetzt und Entwicklungen anstößt. Damit mündet eine politische Gemeinwesenarbeit im hier entwickelten Verständnis zwangsläufig in den schillernden Begriff der Bürgergesellschaft. Diesen Überlegungen liegt deshalb ein Politikverständnis zu Grunde, in dem Politik als menschliche Fähigkeit zur Reflektion, zum Wollen und zur Gestaltung begriffen wird. Politik ist ein Prozess, in dem die öffentlichen Angelegenheiten einer Gesellschaft durch die Menschen und deren Institutionen entschieden werden; sie entscheidet aber auch immer zwischen Lösungsmöglichkeiten und setzt eine Lösung gegen die andere durch. Somit ist sie notwendig Aushandlung und Prozess. Deswegen ist Politik eine ständig zu überprüfende Grundlage des Zusammenlebens. Wenn Menschen dieser Fähigkeit zur Selbstbemächtigung Grenzen gezogen werden, die sie nicht beeinflussen können und an denen sie zu scheitern drohen, dann ist eine befreiende Praxis nötig, sie wieder in ihr Wesen zu setzen, sie zu bemächtigen damit sie ihr politisches Handeln auch weiterhin wahrnehmen können, ihr Leben im Einklang zu führen und dieses zu bejahen. Das ist das originäre Mandat einer politischen Gemeinwesenarbeit. Insbesondere im Diskurs, der im vorliegenden Buch geführt wird, gewinnt diese in den Quartieren über die vielfach diskutierte Sozialräumlichkeit hinaus, die hier nicht aufgegriffen werden soll, eine herausgehobene Bedeutung. Um eine integrative Planung umsetzen und den Prozess in Gang halten zu können sind die Bewohner zu beteiligen und zu aktivieren. Das aber ist ein essentieller Bestandteil und proklamierte Absicht einer politischen Gemeinwesenarbeit, in der auch die Konzepte des Quartiers- oder des Stadtteilmanagements, die sich in den Projekten der Stadtteilerneuerung formierten, aufgehoben sind und fortgeführt werden. Dies erfordert eine offene und weite Perspektive, um die Herausforderungen und Chancen zu sehen und um Fallstricke und Begrenzungen wahrzunehmen. Notwendig ist eine Vernetzung in den Sozialen Räumen, eine Moderation von Prozessen, eine Steuerung von Aushandlungen. Das ist sicherlich ein Risiko, da eine Kollision mit anderen Professionen programmiert ist, es ist aber auch eine wirkliche Chance, eigene Fähigkeiten und Kompetenzen neu zu entwerfen und zu entwickeln. Ich will dieses alte Spannungsfeld, das in den Projektanalysen zur Sozialen Stadt bereits vielfach reflektiert wurde, mit aktuellen Thesen ausleuchten - dabei werde ich konsequent von der beabsichtigt populistischen Aussage des Titels ausgehen, dass "Politik bei den Leuten beginnt". Ich befinde mich mit meinen Vorstellungen zudem bewusst in der Nähe des Begriffes "Menschlicher Entwicklung" und werde mit meinen Überlegungen konsequent in das Konzept einer "Sozialen Entwicklung" einmünden, das sich in meiner Lesart auf die Verhältnisse einer komplexen und entwickelten Gesellschaft anwenden lässt, die sich immer mehr spaltet und nicht nur Armutsinseln sondern auch Unterentwicklung befördert. Vergewisserungen: Kontexte und Fragen der Gemeinwesenarbeit Auf der Website des seit Jahrzehnten um die Entwicklung der Gemeinesenarbeit bemühten Burckhardthauses las ich vor einigen Jahren, bezogen auf eine Publikation zur Werkstatt GWA von 2005, folgendes: "Für die Gemeinwesenarbeit, als in den Stadtteilen und in den Sozialräumen verankertes Arbeitsprinzip, geht es perspektivisch darum, in einer Situation des gesellschaftlichen Umbaus und der Aufkündigung von Solidarität die kreative Seite und die Innovationsfähigkeit der Gemeinwesenarbeit deutlich zu machen. Dabei bleibt es nicht aus, sich von (lieb)gewonnenen Traditionen zu verabschieden, sich neuen Herausforderungen zu stellen und adäquate Antworten zu geben, orientiert an den Bedürfnissen der Bewohner." Dies bedeutet in meiner Lesart, dass dem Arbeitsfeld seine strategische Bedeutung in Sozialen Räumen bewusst ist und es sich selbest darüber im Klaren scheint, sich stetig weiterzuentwickeln, neues aufzunehmen, Traditionen zu öffnen um sie innovativ zu erneuern, um auch weiterhin am Puls der Zeit, am Ohr der Leute, zu sein. Diese erneuernde Absicht gilt es immer wieder aufzugreifen. Daraus folgt zugleich, dass eine offene, zukunftsorientierte und politische Gemeinwesenarbeit in gleichen Teilen zur Erweiterung von Handlungsspielräumen der Menschen im Stadtteil und zur Demokratieentwicklung beitragen muss. Sie ist notwendig Partner und elementare Praxis einer integrativen Sozialraumplanung, die Voraussetzungen zur Entwicklung von Stadtkulturen schafft. Das aber geht nur über den Spagat des Befähigens, des Aktivierens und des Beteiligens im Sinne von Bemächtigung, des Aufbaus und der Entwicklung von Verwirklichungskulturen, die zur Ausweitung von Fähigkeiten (capabilities) führen. Um diese strategische Bedeutung im Kontext der Thesen einer Integrierten Sozialraumplanung zu reflektieren sind zunächst die bekannten Randbedingungen kurz zu rezipieren: Die aktuelle gesellschaftliche Debatte um den demografischen Wandel macht deutlich, dass alle, und insbesondere auch soziaräumliche Arbeit - auch wenn es seither vielleicht noch nicht in allen Facetten erkannt wird - damit unmittelbar etwas zu tun haben. Diese Entwicklung ist längst in den Stadtteilen angekommen und fordert Konsequenzen für das praktische Handeln. Dabei geht es vor allem um Nutzungskonflikte zwischen den Generationen aber auch um Visionen und Konzepte für ein verändertes Zusammenleben, in dem zum Beispiel die Fähigkeiten der älteren Generation für die Sozialen Räume von Nutzen werden können. Politische Gemeinwesenarbeit kann und muss hier Moderator und Mediator zugleich sein, um die Wirkungen und Herausforderungen des demografischen Wandels mit den Menschen zu erörtern und darin liegende Konflikte und Potentiale aufzugreifen. Segregation als Prozess der Spaltung städtischer Räume in gut entwickelte der Wohlhabenden und weniger entwickelte der Unterschichten, der neuen Überflüssigen, des Prekariats, stellt zweifellos die größte Herausforderung dar. Daraus erwachsen neue Aufgabe einer kulturellen, sozialen und ökonomischen Aktivierung, Förderung und Unterstützung zugleich, einer Ermöglichung von Teilhabe und einer Fokussierung der Sozialen Arbeit auf Aspekte einer sozialen und ökonomischen Entwicklung. Genau das kann nur mit Hilfe von Partizipationsprozessen geschehen, die bei den Leuten und dem verfügbaren sozialen und kulturellen Kapital beginnen und dieses mit ihnen erweitern (Lutz 2010). In den Quartieren sind noch immer überforderte Nachbarschaften zu identifizieren, die, konfrontiert mit vielfältigen Benachteiligungen und daraus resultierenden Folgen, nicht in der Lage sind das Leben im Quartier aus sich heraus zu steuern und zu organisieren. Die im Kontext der vielfältigen Stadterneuerungsprojekte aufgeworfenen Zielvorgaben einer selbst tragenden Entwicklung sind weiterhin Vision. Nach wie vor stehen kommunalpolitische und sozialräumliche Akteure vor der Aufgabe (dem Dilemma) Instrumente zu finden, mit denen das Gemeinwesen und die Nachbarschaften sowohl unterstützt als auch inszeniert und entwickelt werden können. Es ist darin offensichtlich nicht nur eine Beteiligung zu entfalten, die tatsächliche Gestaltungsspielräume öffnet, Verwirklichungskulturen anstrebt; es sind auch Instrumente zu platzieren, die auf der Basis eines neuen Raumverständnisses (Raum als Konstruktion) Entwicklungen im weiten Bereich des Sozialen, das umfasst auch ökonomische Kontexte, ermöglichen.

Die integrierte Sozialraumplanung ist ein neuer Ansatz städtischer Sozialplanung. Akteure aus Politik und Verwaltung sollen dabei ressortübergreifend und gemeinsam mit Wohlfahrtsorganisationen und den Bürgern vor Ort Projekte entwickeln und realisieren. Institutionelles Wissen, praxisnahe Erfahrungen und Kompetenzen werden dadurch effektiv gebündelt. Der Band stellt das Konzept vor und eröffnet damit Perspektiven für eine bedarfsgerechte Sozial- und Stadtentwicklungspolitik.

Inhaltsverzeichnis

Inhalt Integrierte Sozialraumplanung: Ein Konzept in der Diskussion Veronika Hammer/Ronald Lutz/Silke Mardorf/Mario Rund Teil 1: Zugänge Planung des Sozialen - Planung des Raumes: Konturen eines erweiterten Planungsverständnisses Mario Rund Raum - Daten - Kommunikation Silke Mardorf Lebenslagen und Verwirklichungschancen: "Linking Capital" und Institutionelle Sozialarbeit als räumliche Beiträge des Dazwischen Veronika Hammer Stadt und Stadtkulturen: Krise oder Herausforderung? Ronald Lutz Teil 2: Perspektiven Politik beginnt bei den Leuten: Politische Gemeinwesenarbeit als Irritation und als Praxis der Integrierten Sozialraumplanung Ronald Lutz Integrierte Stadtentwicklung und öffentlicher Raum: Lokale Partnerschaften zur Mitgestaltung urbaner Qualitäten Heidi Sinning Kommunale Beteiligung von Kindern und Jugendlichen im Kontext Integrierter Sozialraumplanung Stefanie Debiel Integrierte Sozialraumplanung: Ein Beispiel aus der Praxis Ronald Lutz/Mario Rund Autorinnen und Autoren

Autorenporträt

Die Herausgeber sind ausgewiesene Experten der Sozialraumplanung.

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