Unterhaltung als Eigensinn

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Eine ostdeutsche Mediengeschichte

ISBN: 3593397285
ISBN 13: 9783593397283
Autor: Mühl-Benninghaus, Wolfgang
Verlag: Campus Verlag
Umfang: 370 S.
Erscheinungsdatum: 10.09.2012
Auflage: 1/2012
Format: 2.3 x 21.5 x 14.2
Gewicht: 468 g
Produktform: Kartoniert
Einband: PB

Geschichte und Geschlechter

InhaltsangabeInhalt Vorwort 9 1Unterhaltung im sozialdemokratischen Milieu 19 1.1Bürgerliche Unterhaltungsvorstellungen um 1800 19 1.2Auffassungen zur Unterhaltung bei Vertretern der frühen Arbeiterbewegung 26 1.3Die Unterhaltungsangebote der organisierten Arbeiterklasse von den Anfängen bis zum Ende des Sozialistengesetzes 31 1.4Unterhaltung im sozialdemokratischen Milieu vor dem Ersten Weltkrieg 41 1.4.1Gesellige Unterhaltung als Norm 42 1.4.2Schmutz und Schund in den Medien 44 1.4.3Sozialdemokratische Vereinskultur 55 1.4.4Von der Kneipe zum Volkshaus 60 1.4.5Lesen als Unterhaltung 62 1.5Unterhaltung in der organisierten Arbeiterbewegung der Weimarer Republik 66 1.5.1Höhepunkt und Niedergang der milieugetragenen Vereinskultur 71 1.5.2Unterhaltung durch Film und Rundfunk? 76 2Zwischen Offenheit und alten Mustern – Unterhaltung in der SBZ 82 2.1Befreiung und vielgestaltiger Neubeginn 82 2.2Erziehende Unterhaltung – Der Einstellungswandel mit Ausbruch des Kalten Krieges 91 2.2.1Frühe Positionsbestimmungen und erste Versuche, sie zu realisieren 92 2.2.2Neue Wort- und Musikunterhaltung? 95 2.2.3Die neuen Vereine und die Laienkünstler 108 2.3Formalismus und Unterhaltung 110 2.4Neue Theorien – neue Inhalte? 120 3Unterhaltung in den 1950er Jahren 126 3.1Die Auswirkungen des Aufstandes am 17. Juni 1953 auf die Unterhaltung 126 3.2Unterhaltung zwischen weltanschaulicher Doktrin und Individualisierung als Gewerkschaftsaufgabe 135 3.2.1Das scheinbar unlösbare Problem: Tanz- und Unterhaltungsmusik 139 3.2.2Volkskunst ohne Rückhalt im Volk 142 3.2.3Unterhaltung als Äußerung von Lebensfreude 145 3.3Unterhaltung in Hörfunk und Fernsehen 147 3.4Rock ’n‘ Roll und Halbstarke – Anfänge einer neuen Jugendkultur 152 3.5Unterhaltung – Ein Beitrag zur politischen Stabilisierung? 159 4Die goldenen Sechziger? Unterhaltung zwischen Aufbruch und „Kahlschlag“ 175 4.1Unterhaltung zwischen Massenerlebnis und Individualisierung 175 4.2Neue Tanzmusik aus Lauchhammer? 180 4.3Überholen und Einholen – Unterhaltung zwischen Bitterfelder Konferenz und Siebenjahrplan 184 4.4Die Kunst des Vergnügens 191 4.5Singt das Lied des Sozialismus – Unterhaltung in den frühen 1960er Jahren 199 4.6Unterhaltung durch den Klassenfeind 204 4.7Mit der Volkskunst in die neue Zeit 207 4.8Unterhaltungsdiskussionen zwischen Angebot und Nachfrage 210 4.9Anfänge einer nachfrageorientierten Unterhaltung zwischen Deutschlandtreffen und Kahlschlag 213 4.9.1″Bleibt taktvoll!“ 214 4.9.2Die Sprache des Beat 222 4.9.3Neue Inhalte und Formen in der Rundfunkunterhaltung 224 4.9.4Das 11. SED-Plenum 229 5Von den Folgen des Plenums bis zum Ende der Ära Ulbricht 236 5.1Leben zwischen Aushandeln und Westverwandtschaft 236 5.2Unterhaltungskunst und Heitere Muse 238 5.3Liebe zur Heimat – neue mediale Unterhaltungsangebote 242 5.4Unterhaltung in der Region 247 5.4.1Bildungs- und Organisationsstrukturen für ein besseres Unterhaltungsangebot 247 5.4.2Die neue Rolle der Jugendklubs 249 5.5Unterhaltung als Mittel politischer Abgrenzung? 251 5.6Die Suche nach alternativen Unterhaltungsangeboten, insbesondere für die Jugend 256 5.6.1Beat im Klassenkampf 256 5.6.2Die Singebewegung als Ausweg? 259 5.6.3Die Unterhaltungsoffensive am Ende der Ära Ulbricht 263 5.4Neue Momente (internationaler) Fernsehunterhaltung 269 5.5Der VII. Parteitag und die sozialistische Unterhaltung 271 6″Jedem nach seinen Bedürfnissen [.]“ Unterhaltung in der Ära Honecker 275 6.1Liberalisierungstendenzen im Zeichen des Machtwechsels 275 6.2Die X. Weltfestspiele und der neue Aufbruch 282 6.2.1Neue Musik, neue Themen 282 6.2.2Neue Reihen im Fernsehen 290 6.3Unterhaltung im Privaten 298 6.4Die Wiederentdeckung der Volkskultur 304 6.5Die Biermann-Ausweisung und ihre Folgen 307

Artikelnummer: 3589110 Kategorie:

Beschreibung

Seit dem 19. Jahrhundert erschien eine unübersehbare Vielfalt von Publikationen zur deutschen Kulturgeschichte. So unterschiedlich ihre Aussagen und Schwerpunksetzungen im Einzelnen auch waren und sind, so eint sie doch die fast ausschließlich ablehnende Haltung bzw. deren weitgehende Ignoranz gegenüber historischen Unterhaltungsangeboten. Diese wurden, anders sind die Defizite nicht erklärbar, von den jeweiligen Autoren nicht als Bestandteil deutscher Kultur betrachtet. Die wenigen Bücher, die von diesem Prinzip abwichen, konzentrieren sich ausschließlich auf die medialen Angebote, die jedoch oft unter Verzicht auf die Darstellung der konkreten Gegebenheiten analysiert wurden. Deshalb werfen diese Darstellungen teilweise mehr Fragen auf, als sie beantworten. Beispielhaft für diese Behauptung steht die umfangreiche Kulturgeschichte der Bundesrepublik Deutschland von Jost Hermand. Der Autor nähert sich seinem Thema mit einem sehr breiten Kulturverständnis. Es ermöglicht ihm, innerhalb des konstatierten "kulturellen Pluralismus" der "massenverbreiteten Kunst" bzw. den "Unterhaltungs- und Zerstreuungsmedien" einen breiten Raum zu geben. In Ansätzen verfolgt er auch die Verflechtungen zwischen den einzelnen Medien, um so dem Phänomen des zunehmenden Medienverbunds gerecht zu werden. Die ideologischen Perspektiven jedoch stehen für Hermand dabei fest: "Die bundesrepublikanischen Massenmedien" erwiesen sich spätestens seit Ende der fünfziger Jahre als "die effektivsten Manipulationsorgane, die es je gegeben hat und die in Wirkung selbst die Opiumfunktion älterer Religionen weit übertrafen". Im Folgenden verschwinden beim Autor fast alle Differenzierungen. Selbst die Programme des öffentlich-rechtlichen Rundfunks stehen für ihn seit der zweiten Hälfte der 1950er Jahre für den zunehmenden Kulturverfall der gesamten Gesellschaft: "Wenn man mehrere Jahrgänge der Zeitschrift >Hör zu< aus den fünfziger Jahren durchblättert, ist man überrascht, welches hohe Kulturbewusstsein diese Sender anfangs vertraten. [.] Doch je größer die Hörbeteiligung wurde, je schärfer der Rundfunk mit anderen Massenmedien wie den Illustrierten, der Heftchenliteratur und dann dem Fernsehen konkurrieren musste, je weiter die Erfahrung der Kriegs- und Nachkriegszeit abrückte, desto größer wurde der Anteil der reinen Unterhaltungsprogramme [.] Während zu Anfang selbst die anspruchsvolle Musik, ob nun in Form neuer Funkopern oder schönbergisierender Orchesterstücke, eine lebhafte Unterstützung erfuhr, wurden die Musikprogramme der ARD-Stationen schon in der zweiten Hälfte der fünfziger Jahre, zum Teil aus Konkurrenz mit Radio Luxemburg und dem us-amerikanischen Soldatensender AFN, die vorwiegend Pop-, Rock- und Jazzmusik brachten, immer anspruchsloser und wandten sich vor allem an jene Bevölkerungsschichten, die vom Radio lediglich ein beschwingt-dudelndes Hintergrundgeräusch erwarteten." Diese Einstellungen sind nicht nur, wie die vorliegende Monographie nachweisen kann, mehr als 200 Jahre alten, spezifisch deutschen Denktraditionen geschuldet. Es fehlen darüber bis heute auch Forschungen im deutschen Sprachraum, die sich mit den verschiedenen Facetten von Unterhaltungsangeboten beschäftigen, sie zusammenführen und in größere Zusammenhänge einbetten. Diese Behauptung stützt sich nicht nur auf die Kulturgeschichtsschreibung, sondern ist auch durch andere historische Ansätze wie etwa Studien zur Geschichte von Jugendkulturen zu belegen. Befunde wie die Feststellung, die "Musikkultur der 80er Jahre erweist sich als allgemeinstes Mittel jugendlicher Selbstdarstellung" sind zwar eindeutig, aber es fehlen weitergehende historische Dimensionen. So sucht man etwa vergeblich nach Darstellungen jener Elemente, gegen die sich die erwähnten Formen von Selbstpräsentation wenden. Gleichzeitig fehlen Beschreibungen der konkreten musikalischen Inhalte, weil sich die Aufmerksamkeit der Autoren auf die Rezipientenseite beschränkt. Deshalb befinden sich in

InhaltsangabeInhalt Vorwort 9 1Unterhaltung im sozialdemokratischen Milieu 19 1.1Bürgerliche Unterhaltungsvorstellungen um 1800 19 1.2Auffassungen zur Unterhaltung bei Vertretern der frühen Arbeiterbewegung 26 1.3Die Unterhaltungsangebote der organisierten Arbeiterklasse von den Anfängen bis zum Ende des Sozialistengesetzes 31 1.4Unterhaltung im sozialdemokratischen Milieu vor dem Ersten Weltkrieg 41 1.4.1Gesellige Unterhaltung als Norm 42 1.4.2Schmutz und Schund in den Medien 44 1.4.3Sozialdemokratische Vereinskultur 55 1.4.4Von der Kneipe zum Volkshaus 60 1.4.5Lesen als Unterhaltung 62 1.5Unterhaltung in der organisierten Arbeiterbewegung der Weimarer Republik 66 1.5.1Höhepunkt und Niedergang der milieugetragenen Vereinskultur 71 1.5.2Unterhaltung durch Film und Rundfunk? 76 2Zwischen Offenheit und alten Mustern - Unterhaltung in der SBZ 82 2.1Befreiung und vielgestaltiger Neubeginn 82 2.2Erziehende Unterhaltung - Der Einstellungswandel mit Ausbruch des Kalten Krieges 91 2.2.1Frühe Positionsbestimmungen und erste Versuche, sie zu realisieren 92 2.2.2Neue Wort- und Musikunterhaltung? 95 2.2.3Die neuen Vereine und die Laienkünstler 108 2.3Formalismus und Unterhaltung 110 2.4Neue Theorien - neue Inhalte? 120 3Unterhaltung in den 1950er Jahren 126 3.1Die Auswirkungen des Aufstandes am 17. Juni 1953 auf die Unterhaltung 126 3.2Unterhaltung zwischen weltanschaulicher Doktrin und Individualisierung als Gewerkschaftsaufgabe 135 3.2.1Das scheinbar unlösbare Problem: Tanz- und Unterhaltungsmusik 139 3.2.2Volkskunst ohne Rückhalt im Volk 142 3.2.3Unterhaltung als Äußerung von Lebensfreude 145 3.3Unterhaltung in Hörfunk und Fernsehen 147 3.4Rock 'n' Roll und Halbstarke - Anfänge einer neuen Jugendkultur 152 3.5Unterhaltung - Ein Beitrag zur politischen Stabilisierung? 159 4Die goldenen Sechziger? Unterhaltung zwischen Aufbruch und "Kahlschlag" 175 4.1Unterhaltung zwischen Massenerlebnis und Individualisierung 175 4.2Neue Tanzmusik aus Lauchhammer? 180 4.3Überholen und Einholen - Unterhaltung zwischen Bitterfelder Konferenz und Siebenjahrplan 184 4.4Die Kunst des Vergnügens 191 4.5Singt das Lied des Sozialismus - Unterhaltung in den frühen 1960er Jahren 199 4.6Unterhaltung durch den Klassenfeind 204 4.7Mit der Volkskunst in die neue Zeit 207 4.8Unterhaltungsdiskussionen zwischen Angebot und Nachfrage 210 4.9Anfänge einer nachfrageorientierten Unterhaltung zwischen Deutschlandtreffen und Kahlschlag 213 4.9.1"Bleibt taktvoll!" 214 4.9.2Die Sprache des Beat 222 4.9.3Neue Inhalte und Formen in der Rundfunkunterhaltung 224 4.9.4Das 11. SED-Plenum 229 5Von den Folgen des Plenums bis zum Ende der Ära Ulbricht 236 5.1Leben zwischen Aushandeln und Westverwandtschaft 236 5.2Unterhaltungskunst und Heitere Muse 238 5.3Liebe zur Heimat - neue mediale Unterhaltungsangebote 242 5.4Unterhaltung in der Region 247 5.4.1Bildungs- und Organisationsstrukturen für ein besseres Unterhaltungsangebot 247 5.4.2Die neue Rolle der Jugendklubs 249 5.5Unterhaltung als Mittel politischer Abgrenzung? 251 5.6Die Suche nach alternativen Unterhaltungsangeboten, insbesondere für die Jugend 256 5.6.1Beat im Klassenkampf 256 5.6.2Die Singebewegung als Ausweg? 259 5.6.3Die Unterhaltungsoffensive am Ende der Ära Ulbricht 263 5.4Neue Momente (internationaler) Fernsehunterhaltung 269 5.5Der VII. Parteitag und die sozialistische Unterhaltung 271 6"Jedem nach seinen Bedürfnissen [.]" Unterhaltung in der Ära Honecker 275 6.1Liberalisierungstendenzen im Zeichen des Machtwechsels 275 6.2Die X. Weltfestspiele und der neue Aufbruch 282 6.2.1Neue Musik, neue Themen 282 6.2.2Neue Reihen im Fernsehen 290 6.3Unterhaltung im Privaten 298 6.4Die Wiederentdeckung der Volkskultur 304 6.5Die Biermann-Ausweisung und ihre Folgen 307

Autorenporträt

Wolfgang Mühl-Benninghaus ist Professor für Theorie und Geschichte des Films an der Humboldt-Universität Berlin.

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