Medizin und Herrschaft

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Malariabekämpfung in Kamerun, Ostafrika und Ostfriesland (1890-1919), Globalgeschichte 26

ISBN: 3593506963
ISBN 13: 9783593506968
Autor: Bauche, Manuela
Verlag: Campus Verlag
Umfang: 390 S.
Erscheinungsdatum: 08.06.2017
Auflage: 1/2017
Format: 2.4 x 21.4 x 14.2
Gewicht: 497 g
Produktform: Kartoniert
Einband: PB

Malaria fand um 1900 eine enorme Beachtung durch europäische Kolonialmächte und Mediziner, galt sie doch als Bedrohung für den “weißen Mann” und sein koloniales Projekt. Malaria kam damals aber auch in Teilen Deutschlands vor. Manuela Bauche zeichnet nach, wie die Behörden in drei Gebieten des Deutschen Kaiserreichs – in Kamerun, Deutsch-Ostafrika und Ostfriesland – versuchten, gegen lokalen Widerstand Maßnahmen zur Malariabekämpfung durchzusetzen. Sie kann dabei zeigen, dass das medizinische Vorgehen sowohl in den Kolonien als auch in Deutschland mit dem Ausbau staatlicher Herrschaft, mit Rassismus und Trennung entlang von Klasse verbunden war.

Artikelnummer: 416458 Kategorie:

Beschreibung

Einleitung "[I]ch bin davon überzeugt, daß wir unseres Kolonialbesitzes nicht eher froh werden, als bis es uns gelingt, Herr dieser Krankheit zu werden", mahnte Robert Koch 1898 in einem Vortrag vor der Deutschen Kolonialgesellschaft. Die Krankheit, die er vor Augen hatte, war Malaria. Robert Koch war Mediziner - sein Blick auf die Krankheit war allerdings weniger mit Utopien vom Heilen als mit Utopien von staatlicher und imperialer Herrschaft verbunden. Die Verbindung aus Medizin, staatlicher und imperialer Herrschaft schlug sich auch in der praktischen Bekämpfung der Malaria nieder. Diese Malariabekämpfung ist Gegenstand des vorliegenden Buches. Aber: Dies ist keine Untersuchung über Malaria und auch keine Arbeit über Afrika. Es ist eine Geschichte über den Auf- und Ausbau staatlicher Herrschaft im Deutschen Kaiserreich, betrachtet am Beispiel der Bekämpfung von Malaria in Kamerun, Deutsch-Ostafrika und Ostfriesland zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Keineswegs betraf die Fiebererkrankung Malaria um 1900 ausschließlich Menschen in tropischen Gebieten. Auch in Europa kam die Krankheit bis in die 1950er Jahre hinein als "einheimische" Krankheit vor, so auch in Deutschland. Meistens behandelten sich erkrankte Menschen - im Süden wie im Norden - selbst. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden aber auch einige medizinische Interventionen durchgeführt, mit denen auf systematische Art und Weise Malaria vorgebeugt bzw. bekämpft werden sollte. Die vorliegende Untersuchung greift fünf solcher Interventionen heraus, die im Deutschen Kaiserreich stattfanden - nämlich jene in Douala (Kamerun), in Dar es Salaam und Tanga (Deutsch-Ostafrika) sowie in Emden und Wilhelmshaven (Ostfriesland). Diese Projekte sahen die Behandlung Kranker mit Chinin sowie die Umgestaltung städtischer Umwelten unter "hygienischen" Gesichts-punkten vor. Die Vorbereitung und Umsetzung dieser Maßnahmen war mit Erkundungen und Beobachtungen verbunden, mit dem Erheben und Auswerten von Daten, mit dem Erfassen und Überwachen von Personen. Diese Maßnahmen waren politische Forschungsprojekte: Sie wurden von ehrgeizigen Medizinern angeregt und von der Wissenschafts- und Kolonialpolitik des Reichs unterstützt. Sie waren auch staatliche Eingriffe: Sie fanden in enger Abstimmung und mit Unterstützung von Regierungsinstitutionen Preußens und des Reichs statt und wurden von den betreffenden Regierungspräsidien bzw. Kolonialregierungen verwaltet. Die Malariabekämpfungsprogramme waren damit Teil der Forschungs- und Gesundheitspolitik des Deutschen Reichs, verquickt mit Herrschaftswissen, mit Ideen bürokratischer Kontrolle und staatlicher Macht. Untersuchungsgegenstand und Fragestellung Die AntiMalariaProgramme, die um 1900 im Kaiserreich eingerichtet wurden, griffen tief in den Alltag der Menschen ein: In den ostafrikanischen und ostfriesischen Städten wurde die Bevölkerung in regelmäßigen Abständen vom medizinischen Personal aufgesucht, untersucht und behandelt. In Dar es Salaam und Tanga wurden ihre Grundstücke auf offene Wasserstellen hin inspiziert; in Douala sollten Wohnquartiere von Afrikanern und Europäern räumlich voneinander getrennt werden in der rassistischen Annahme, dass Afrikaner die Quellen von Infektion darstellten, während Europäer ausschließlich als deren Opfer zu betrachten seien. Diese Eingriffe unterschieden sich von sporadischen Aktionen gegen Malaria oder der individuellen Behandlung der Krankheit, denn die Programme hatten den Anspruch, systematisch, auf breiter Basis und dauerhaft gegen die Krankheit vorzugehen. Tatsächlich hielten sie über mehrere Jahre, teilweise sogar Jahrzehnte an: Sie wurden zwischen 1901 und 1910 initiiert, um in den Kolonien in den 1910er Jahren an ihr Ende zu gelangen, während sie in Ostfriesland bis in die 1920er bzw. 1930er Jahre fortgesetzt wurden. In dem vorliegenden Buch werden die Malariabekämpfungsprogramme im Zeitraum zwischen ihrer Vorbereitung in den 1890er Jahren bis zum offiziellen Ende der deutschen Kolonial

Autorenporträt

Manuela Bauche war wiss. Mitarbeiterin an der Universität Leipzig; derzeit arbeitet sie am Museum für Naturkunde Berlin.

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