MERKUR Deutsche Zeitschrift für europäisches Denken 825

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72. Jahrgang, Februar 2018

ISBN: 3608974644
ISBN 13: 9783608974645
Herausgeber: Christian Demand
Verlag: Klett-Cotta
Umfang: 102 S.
Erscheinungsdatum: 30.06.2022
Auflage: 1/2018
Format: 0.8 x 23.2 x 15.3
Gewicht: 195 g
Produktform: Kartoniert
Einband: KT

Ist die Arbeitsklasse heute rechts? Fragen Thomas Steinfeld und Patrick Eiden-Offe. Benno Heussen denkt über Kochen als Kunst nach, vom Futurismus bis in die Documenta-Gegenwart. Claudia Hamm schreibt über Annie Ernaux und Didier Eribon. Und Kathrin Röggla reagiert auf Enis Maci.

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Artikelnummer: 3404925 Kategorie:

Beschreibung

Zitate aus Merkur, Nr. 825, Februar 2018 Das Lob der Arbeiter gehörte zum elementaren Gedankengut der Faschisten (die sich in Deutschland keineswegs zufällig Nationalsozialisten nannten), heute findet es sich im intellektuellen Repertoire der sogenannten Rechtspopulisten wieder, wenn sie zwischen 'wertschöpfenden' und 'wertabschöpfenden' Klassen unterscheiden. Auch in der Rede von den 'einfachen', aber 'hart arbeitenden Leuten', die 'den Laden am Laufen halten' (Martin Schulz), ist jene Moral enthalten. Thomas Steinfeld, Der Held der Arbeiterklasse Es gibt nichts absolut 'Vorkapitalistisches', das irgendwann dann komplett zerstört und ins kapitalistische Regime integriert wäre. Und wenn alles 'Bisherige' immer neu zerstört werden kann, dann ist Proletarisierung selbst kein abgeschlossener, vielleicht sogar überhaupt kein abschließbarer Prozess. Solidarsysteme und erkämpfte Sozialstandards können ebenso (wieder) angegriffen werden wie 'bisher' noch marktferne Bereiche der kollektiven wie individuellen Existenz. Patrick Eiden-Offe, Der Prolet ist ein anderer 1997 wurde die bürgerliche Regierung Juppé von der sozialistischen Regierung Jospin abgelöst, und als sich diese anschickte, ihrerseits einen politischen Reformkurs einzuschlagen, entbrannte von Neuem der alte Streit, wer die richtige Linke verkörpere. An führender Stelle beteiligt war Bourdieu, unter anderem mit einem Artikel in Le Monde, der den Titel 'Für eine Linke der Linken' trug und im Namen der linken Basis zum Wider¬stand gegen die 'neoliberale Troika Blair-Jospin-Schröder' aufrief. Caspar Hirschi, Eribon und Macron. Bourdieu und Juppé Beim Kochen geht es um die Kunst der Metamorphose, also der Verwandlung in unterschiedliche Zustände. Die Idee und Form eines Gegenstands, den wir essen, enthüllt sich erst in dessen Zerstörung, die beginnt, wenn unsere Hände ihn ergreifen, das Messer ihn zerschneidet, seine ersten Teile unseren Gaumen berühren und die Zähne ihn zerreißen. Während wir die meisten anderen Gegenstände der Kunst nicht einmal berühren dürfen, müssen wir sie hier vernichten, um beurteilen zu können, ob die Grenze zur Trivialität überschritten wird. Benno Heussen, Marinetti, Adrià und die Documenta 12 Die Pointe von Atelier de Conversation besteht dann aber darin, dass im eigentlich Nebensächlichen der einzelnen Sprechakte, la parole, ganz schön viel drinsteckt. Schließlich trifft hier die halbe Welt aufeinander, unterschiedliche Lebensumstände und Herkünfte, Kulturen und Religionen. Manchmal sitzen geopolitische Konflikte direkt nebeneinander - ein pensionierter türkischer Richter neben einem kurdischen Studenten, der aus Istanbul geflohen ist -, manchmal drohen sie auch zu eskalieren. Ein ägyptischer Kopte erregt sich einmal fürchterlich über die harmlose Bemerkung eines Moslems, dass es schwierig sei, in Paris halal-Fleisch zu kaufen. Elena Meilicke, Filmkolumne Früher waren es die Man-Sätze gewesen. Man kann doch nicht. Man muss doch. Wenn meine Mutter diese Man-Sätze sagte, war es aus. Dann half nur die Flucht in die Bücher, und das war die Flucht aus dem Man-Milieu. Und jetzt habe ich ein ganzes Buch voller Mans gelesen und finde mich darin wieder. Dieses Buch ist das 2009 in Frankreich erschienene Les années von Annie Ernaux, das jetzt endlich auch auf Deutsch vorliegt. Ich lerne Annie Ernaux kennen, ich moderiere ein Gespräch mit ihr und Didier Eribon in Frankfurt. Ich bin bewegt, ich bin fast wütend: Warum habe ich Ernaux nicht schon vor zwanzig Jahren gelesen? Claudia Hamm, Oh man In den Partei- und Fraktionszentralen der Bonner Republik arbeiteten Parteisoldaten, die ein Leben in Bonn in Kauf nahmen, um Politik machen zu können. In den Partei- und Fraktionszentralen der Berliner Republik dagegen arbeiten Kosmopoliten, die Politik in Kauf nehmen, um in Berlin leben zu können. Lukas Haffert, Metropole des Populismus - Berlin als Totem der Elitenkritik Einsame Wölfe sind in der Regel innovativ. Da sie nicht durch die

Wer ist heute die Arbeiterklasse? Gibt es sie noch? Ist der Begriff überholt, ist der Begriff und ist die Arbeiterklasse heute eher rechts als links? Thomas Steinfeld und Patrick Eiden-Offen geben, beide in Bezug auf die Rezeption Didier Eribons, zum Auftakt des Februarhefts (Nr. 825) recht unterschiedliche Antworten auf diese Frage. Auf Eribon (dazu noch auf Bourdieu) bezieht sich auch Caspar Hirschi in seinem historischen Vergleich der Intellektuellenrolle vor allem in Frankreich. Über Kochen als Kunst von Marinetti bis Adrià denkt Benno Heussen nach. In ihrer Filmkolumne berichtet Elena Meilicke von der Duisburger Filmwoche und nimmt das zum Anlass, über den aktuellen Stand des Dokumentarfilmemachens nachzudenken. Die Übersetzerin Claudia Hamm schreibt über ihre Begegnung mit (den Büchern von) Annie Ernaux und Didier Eribon. Außerdem: Lukas Haffert über Berlin als Ziel deutscher Elitenkritik. Marcel Serr über den Typus des "Lone Wolf"-Terroristen. Martin Sabrow über Sowjetheimkehrer in der DDR-Geschichtswissenschaft. Martin Roda Becher über Patienten im Netz. Dominik Riedo über das Schweizer-Schriftsteller-Sein. Und Kathrin Röggla, in ihrer Reaktion auf Enis Maci, über den NSU-Prozess.

Autorenporträt

Christian Demand, Jg. 1960, hat Philosophie und Politikwissenschaft studiert und die Deutsche Journalistenschule absolviert. Er war als Musiker und Komponist tätig, später als Hörfunkjournalist beim Bayerischen Rundfunk. Nach Promotion und Habilitation in Philosophie unterrichtete er als Gastprofessor für philosophische Ästhetik an der Universität für angewandte Kunst Wien. 2006 wurde er auf den Lehrstuhl für Kunstgeschichte der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg berufen, wo er bis 2012 lehrt. Buchveröffentlichungen: Die Beschämung der Philister: Wie die Kunst sich der Kritik entledigte (2003), Wie kommt die Ordnung in die Kunst? (2010). Christian Demand ist Herausgeber des >> MERKUR.

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