Das Wunschspiel

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9,00 

ISBN: 3442451353
ISBN 13: 9783442451357
Autor: Redmond, Patrick
Verlag: Goldmann Verlag
Umfang: 448 S.
Erscheinungsdatum: 01.02.2002
Format: 3 x 18 x 11.6
Gewicht: 343 g
Produktform: Kartoniert
Reihe; Bandnummer 1. Reihe: G45135
Einband: KT
Originaltitel: The Wishing Game

»Wir können Sie vor diesem Buch nur warnen: Es wird Sie eine schlaflose Nacht kosten, denn dieser Psychothriller hat Suchtpotential.« NDR „Die sozialkritisch geprägte Geschichte ist ebenso erschreckend wie faszinierend und verleitet dazu, den Roman in einem Zug durchzulesen.“ Hessisch-Niedersächsische Allgemeine

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Artikelnummer: 296987 Kategorie:

Beschreibung

Alles hat seinen eigenen Anfang. Das längste Buch beginnt mit einem einzigen Wort, die längste Reise mit einem einzigen Schritt. In Kirkston Abbey bestand der erste Schritt in einem unerwarteten Akt der Freundlichkeit: einem Fleck perfekten Blaus, der das Grau eines Oktobertags erhellte. Bald würde dieses Blau matt werden, es würde verderben und verrotten und seine Fäulnis über den ganzen Himmel verbreiten. Die Morgenandacht näherte sich ihrem Ende. Das Gotteshaus der Schule hallte wider vom Klang dreihundert jugendlicher Stimmen, die die Schönheit eines der erbaulichsten englischen Kirchenlieder zwar mindern, aber nicht völlig zerstören konnten: »Bring me my bow of burning gold! Bring me my arrows of Desire! Bring me my spear! O Clouds, unfold! Bring me my chariot of fire! I will not cease from mental fight, Nor shall my sword sleep in my hand, Till we have built Jerusalem, In England's green and pleasant land.« Das Lied war zu Ende. »Lasset uns beten!«, intonierte Mr. Howard, der Schuldirektor, von seinem Platz vor dem Chorgestühl. Die Schüler knieten nieder. Mit einem dumpfen Geräusch lehnten sich hunderte von Körpern gegen die Kanten der Holzbänke. »Herr, blicke herab auf uns, deine Diener, die wir heute hier versammelt sind. Gib uns die Kraft, dein Werk zu tun und deine Gebote zu befolgen, heute und alle Tage. Im Namen von Jesus Christus, unserem Herrn. Amen.« »Amen«, wiederholten die Schüler. Dreißig Sekunden Schweigen. Eine Gelegenheit zu beten, wehmütig an das gerade zu Ende gegangene Wochenende zu denken oder wegen nicht gemachter Hausaufgaben in Panik zu geraten. Die Orgel setzte wieder ein. Der Klang von Toccata und Fuge erfüllte die Kirche. Die Schüler erhoben sich und begannen hinauszuströmen. Haus für Haus, Reihe für Reihe, wobei jeder Junge sich nach vorn wandte und respektvoll in Richtung Altar nickte, bevor er den Gang entlangschritt und in den klaren Herbstmorgen hinaustrat. Von der Kirche aus strömten sie auf das Hauptgebäude der Schule zu. Jungen in schmucken blauen Blazern, auf denen das Schulwappen prangte, grauen Hosen mit scharfen Bügelfalten und auf Hochglanz polierten schwarzen Schuhen. Eine Masse geordneter Uniformität, belebt durch die Farbflecken der Aufsichtsschüler, denen es gestattet war, Jacken ihrer eigenen Wahl zu tragen. Der Wind pfiff über die flache Landschaft und durch die Äste der Buchen zu beiden Seiten des Weges. Es war ein bitterkalter, salziger Wind, der vom fünf Kilometer nördlich gelegenen Meer blies. Weiter vorn teilte sich der Weg. Ein Teil der Jungen bog auf einen Pfad ein, der auf den Wald und zwei Wohngebäude zuführte, Heatherfield und Monmouth, die versteckt zwischen den Bäumen lagen. Der Rest folgte dem Weg an den Rugbyfeldern vorbei auf das Haupthaus zu, ein riesiges viktorianisches Gebäude, das trotz seiner gotischen Architektur unter dem weiten Himmel Norfolks klein wirkte. Eigentlich handelte es sich um zwei Bauten, die durch einen Kreuzgang miteinander verbunden waren. Das Gebäude auf der rechten Seite beherbergte die Klassenzimmer und die Aula. In dem linken Gebäude waren zwei weitere Wohnbereiche untergebracht: Abbey House und Old School House. Die Jungen strömten in ihre jeweiligen Häuser, um die Bücher zu holen, die sie für die Unterrichtsstunden dieses Vormittags brauchen würden. Jonathan Palmer, ein Schüler im vierten Jahr, schob sich zusammen mit den anderen Jungen aus Old School House durch den Kreuzgang in Richtung Klassenzimmer. Er war ein schlanker, gut aussehender Junge mit hellbraunem Haar und feinen Gesichtszügen. Drei Monate zuvor war er vierzehn Jahre alt geworden. Jonathan ging an der Aula vorbei und folgte dann einem langen Gang. Um ihn herum drängelten und schubsten sich Jungen, die Neuigkeiten austauschten, sich gegenseitig hänselten und die letzten Reste ihrer Wochenendenergie aufbrauchten, bevor der Schultrott wieder begann. In der Luft hing der Geruch von Bohnerwachs. Zu beiden Seiten des Ganges lagen Klassenzimm

Jonathan ist ein einsames Kind. In dem englischen Knabeninternat Kirkston Abbey fühlt er sich unglücklich, denn seine Klassenkameraden hänseln ihn wegen seiner einfachen Herkunft. Auch einzelne Lehrer finden, dass er an der exklusiven Schule nichts zu suchen hat; man schreibt das Jahr 1954, und die englische Oberschicht verteidigt unerbittlich ihre Privilegien. Nur allzu oft ist Jonathan Zielscheibe von Spott und Hohn - bis zu jenem Vormittag, als sein Mitschüler Richard ihm in der Lateinstunde aus der Patsche hilft. Richard ist auch ein einsames Kind, doch im Gegensatz zu Jonathan sondert er sich bewusst von den anderen ab. Seine Altersgenossen bewundern ihn dafür, wirkt er doch stark und unabhängig. Nichts scheint ihn anzufechten, auch nicht das Internatssystem, das nach menschenverachtenden Gesetzen funktioniert und für viele die Hölle auf Erden bedeutet. Jonathan fühlt sich von Richards Interesse geschmeichelt, und die beiden werden unzertrennlich. Richard zeigt Jonathan, wie er sich gegen den Psychoterror der anderen wehren kann. Wie ein Ertrinkender greift Jonathan nach der rettenden Hand. Er vertraut sich Richard an und beginnt, dessen Spiel mitzuspielen. Er ist glücklich über diesen Freund - auch wenn ihn manchmal das seltsame Licht in dessen Augen ängstigt. Er lernt zu gewinnen, und seine Macht über andere wächst. Doch Richard ist das nicht genug. Er überzeugt Jonathan, dass sie ihre geheimnisvollen Kräfte nicht nur gegen jene richten sollen, die einst Jonathan gedemütigt haben, sondern gegen alle, die versuchen, sich ihrer immer enger werdenden Freundschaft in den Weg zu stellen. Ein tödliches Spiel nimmt seinen Lauf.

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