Der Ruf der Schlange

Lieferzeit: Zur Zeit nicht lieferbar, bitte kontaktieren sie uns zu diesem Artikel

23,00 

Roman

ISBN: 3608938753
ISBN 13: 9783608938753
Autor: Gößling, Andreas
Verlag: Klett-Cotta
Umfang: 526 S., Vorsatzkarten
Erscheinungsdatum: 12.08.2010
Format: 4 x 22 x 14.5
Gewicht: 718 g
Produktform: Gebunden/Hardback
Einband: GEB

Ein temporeicher Fantasythriller

Ein uralter Schöpfungs- und Vernichtungszauber streckt seine schrecklichen Klauen aus: Einst war die Schlange von den Schöpfergöttern unterworfen worden. Jetzt befreit sie sich und droht die Welt zu zerreissen.

Nicht vorrätig

Artikelnummer: 1972819 Kategorie:

Beschreibung

Prolog Bei Tag und bei Nacht lag die schwarze Riesenkatze reglos in ihrem Steinholzkäfig und starrte sie beide an. Nur ganz selten schlossen sich die grünen Augen, deren kaltes Glühen Maki bis in ihre Träume verfolgte. Sico machte ihr dann immer das gleiche Zeichen - die flache rechte Hand neben dem schräg gelegten Kopf - und auf Zehenspitzen stahlen sie sich in ihren Winkel. Dorthin, wo Sico eine Bettstatt für sie beide errichtet hatte, aus Matten und Lumpen und was sie sonst noch hier im Schuppen gefunden hatten. Auf ihrem Lager zog Sico sie an sich und sein Flüstern wurde heiser und atemlos. 'Wir müssen ihn töten - bevor er uns umbringt.' Maki schüttelte dann meist nur stumm den Kopf. Sie beide waren bloß hölzerne Figuren, mit Schnitzereien versehene Yasnabaumstämme, die er zu zauberischem Leben erweckt hatte. Er - Axoras, der Mächtigste im ganzen Moliat. Maki erinnerte sich noch an ihr Erwachen vor einer unbestimmten Anzahl von Tagen, an die allmähliche Fleischwerdung ihres hölzernen Körpers, wie man sich an Fieberträume erinnert, an Dämonentänze in der Morgendämmerung. Wie könnten sie jemals imstande sein, Axoras zu töten? Den Herrn über ihr Dasein, der nur aus List die Gestalt eines Nachtparders angenommen hatte und der auch sie beide jederzeit wieder verwandeln konnte. In Felsen, in Pfützen, in ein Gewimmel aus Würmern - wie es ihm gerade gefiel. Doch Sico berauschte sich an seinen Fantasien, genauso wie am Brausen der Leidenschaft in ihren Körpern, die doch nur so lange jung und kräftig waren, wie es Axoras gefiel. 'Wäre er wirklich so mächtig', flüsterte Sico ihr ins Ohr, 'würde er dann immer noch in diesem Käfig sitzen? Hätte er sich nicht längst befreit und seine wahre Gestalt wieder angenommen? Glaub mir doch, Maki, das ist einfach ein gewöhnlicher Nachtparder - wir müssen ihn töten, bevor er uns in Stücke reißt und verschlingt.' Nachtparder waren die schnellsten, stärksten, tödlichsten Raubkatzen Zaketumesiens und wahrscheinlich der ganzen Welt. Das konnte Maki aber nur vermuten, denn von ihrer Heimat kannte sie bloß die endlosen Nebelwälder des Moliat und von der restlichen Welt kaum mehr als diesen Schuppen. Bleibt in meinem Blickfeld - sonst seid ihr tot. Das kalte Grün seiner Augen verfolgte sie bei Tag und bei Nacht. Keinen Laut, sonst seid ihr tot. Maki war sicher, dass alle diese Gedankenbefehle von dem Parder ausgingen. Versucht nicht zu fliehen, sonst seid ihr tot. Also konnte er niemand anderes als Axoras sein, der mächtigste Zauberer im Moliat, ja höchstwahrscheinlich auf der ganzen Welt. Wann hätte man jemals gehört, dass ein gewöhnlicher Nachtparder, und wäre er noch so kräftig und wohlgenährt, Gedankenbefehle aussenden konnte? Und noch dazu schien er keinerlei Nahrung zu benötigen oder auch nur ein wenig Wasser. In einer der unzähligen Kisten hatte Sico Dörrfleisch und mehrere Fässer Maisbier gefunden. Doch Axoras hatte sich überhaupt nicht dafür interessiert. Es ist alles für euch. Bei Tag und bei Nacht lag er in seinem Käfig und starrte sie an. Weshalb die Männer, die ihn zusammen mit all den anderen Frachtgütern hier hereingeschleppt hatten, wohl auch geglaubt hatten, dass es sich um einen ausgestopften Tierkadaver oder um eine schwarz und grün bemalte Holzfigur handelte. So wie sie annehmen mussten, dass auch Sico und Maki keine lebendigen Menschen waren, sondern kunstvoll geschnitzte und bemalte Statuen aus Yasnaholz. Sie hatten die unzähligen Kisten, die Holzfiguren und den Käfig mit der starren schwarzen Katze aus dem Schiffsbauch in diesen Schuppen getragen und die Tür dann sorgsam hinter sich verriegelt. Durch Ritzen in den Bretterwänden konnten Maki und Sico spärliche Ausschnitte ihrer Umgebung sehen. Anscheinend befanden sie sich in den Außenbezirken eines ungeheuer ausgedehnten Hafens. Zuweilen zogen Schiffe in einiger Entfernung vorüber - wendige Segler oder tempelgroße Kolosse, die Dampfwolken in den Himmel emporstießen. Ihr Schuppen lag offenbar am äußersten östlichen Rand des Hafens. Kein Schiff hatte an ihrem Steg angelegt, seit sie hier drinnen festsaßen. Nie waren dort draußen Schritte zu hören. Es war ein Ort wie in der Schattenwelt zwischen der Erde und dem Geisterreich. Zumindest von hier aus ähnelte die Küstenstadt mit ihren glitzernden Palästen der erhabenen Götterstadt, die Maki und Sico aus den Erzählungen der weisen Alten im Moliat kannten. Aber das da draußen war nicht Naxoda, die versunkene Stadt im Nebelwald. Maki hatte gehört, wie die Lastenträger mehrfach den Namen der Stadt genannt hatten. Es war ein Name, den selbst die weisen Alten zu Hause mit widerwilliger Ehrfurcht aussprachen. Phora, der strahlende Smaragd des Dunibischen Königreichs. Die reichste und mächtigste Stadt dieser Welt. Sicos Atem ging keuchend. Schwer legte er sich auf Maki und seine Lippen stammelten den immer gleichen hitzigen Unfug in ihr Ohr. 'Nur eine gewöhnliche Bestie. Ihn töten, bevor er dich, Geliebte. es nicht ertragen.' Ungestüm drang er in sie ein. Maki stöhnte auf, biss sich auf die Unterlippe - zu spät, sie spürte es noch im selben Moment: das kalte grüne Augenpaar, das sie im Dämmerlicht des Lagerschuppens suchte. 'Er ist wach', flüsterte sie. 'Und wenn schon! Er muss sterben!', schrie Sico. 'Noch heute, bevor.' Was er in seinem Zorn noch hatte herausschreien wollen, sollte Maki nicht mehr erfahren. Von der anderen Seite des Schuppens her, wo der Steinholzkäfig stand, erhob sich mit einem Mal ein Grollen und Donnern. So als ob dort drüben die Erde bebte oder Felslawinen zu Tale rasten. Ein Brausen mischte sich dazu - es klang wie Sturmwind und zugleich wie eine mächtige Stimme, die in einer uralten und doch seltsam vertrauten Sprache Beschwörungen formte. Maki hatte ihre Finger in den Rücken ihres Liebsten gekrallt. Jetzt spürte sie, wie sich unter ihren Händen sein Rückgrat bewegte. Wie es sich unter seiner Haut hervorbuckelte, wie es sich schlängelte und bäumte und Wirbel um Wirbel aus seinem Fleisch hervorgebrochen kam. Kein Laut sonst bist du tot. Sieh nicht hin - sonst bist du tot. Sie kniff die Augen zusammen, biss ihre Zähne aufeinander, presste die Kiefernknochen gegeneinander, dass es in ihren Ohren knackte und knirschte. Doch lauter, tausendmal lauter waren Sicos Schreie unmittelbar an ihrem Ohr. Sein erbärmliches Geheule, grässlicher als alles, was Maki jemals vernommen hatte, während die Wirbelsäule ihres Liebsten unter ihren schreckensstarren Fingern aus ihm hervorgeplatzt kam - Wirbel um Wirbel den Rücken hinauf bis in sein Genick - und dann mit trockenem Krachen sein Schädel gerade über dem Nacken zerknackte. Maki fühlte das alles mit ihren Fingern, auch das schleimige Etwas, das nun aus seiner Schädelschale hervorglitt. Ein Stück von seinem Gehirn, dachte sie, aber es fühlte sich federnd straff an unter all dem blutwarmen Schleim. Wie der Kopf einer kleinen Kreatur, durchfuhr es sie, und Sicos Rückgrat - der Leib einer sterbensmageren, kampfzerfetzten Schlange. Unerwartet kraftvoll bäumte sich das Kriechwesen auf, zuckte und wand sich, glitt durch ihre Finger und war fort. Weiterhin wagte Maki nicht, ihre Augen zu öffnen, etwas zu flüstern, sich auch nur mit einer einzigen Faser zu bewegen. Auch Sico gab nicht einen erbärmlichen Laut mehr von sich. Starr und schwer lag er auf ihr, so als ob er wieder zur Statue aus Yasnaholz geworden wäre. Aber er war noch immer aus Fleisch und Blut. Maki spürte seine Wärme auf ihrem Bauch, ihrer Brust, in ihrem Schoß. Und ihre Finger fühlten die schmierig nasse Furche hinten in seinem Rumpf, wo sein Rückgrat Wirbel um Wirbel aus ihm hervorgeborsten war. Das geschah im siebenhundertunddreizehnten Jahr neuer Zeit, im zehntausendeinhundertsiebenundsiebzigsten Jahr nach dem Untergang von Naxoda. Erstes Kapitel - Das Tempelzelt der Ragadhani 1 Auf dem Schindanger vor dem Schiffstor von Phora baute ein bakusischer Zirkus seine Zelte auf und damit begannen Samu Rabovs Probleme. Jedenfalls sollte er auch später...

Phora, die ruhmreiche dunibische Hauptstadt, im Jahr 713 neuer Zeit: Mysteriöse Todesfälle erschüttern die Öffentlichkeit. Die Opfer wurden allesamt schrecklich zugerichtet - Stammhirn und Rückgrat der Leichen sind spurlos verschwunden. Die Taten eines Wahnsinnigen,wie behauptet wird? Samu Rabov ist anderer Ansicht: Magie hebt ihr grausames Antlitz. Seit Jahrtausenden warnen spirituelle Lehren vor den 'Schlangenkräften', die in den Körpern der Menschen auf ihre Entfesselung lauern, und ebenso lange schon huldigen Schlangenanbeter in serpentistischen Orden und okkulten Riten der göttlichen Schlange und ihrer dunklen Kraft. Rabov muss Jagd auf die bereits entfesselten Schlangen machen und zudem den Zauber von Naxoda zerstören, bevor die Katastrophe ihren Lauf nimmt. Die Zeit drängt.

Autorenporträt

Andreas Gößling, geboren 1958, lebt als freier Schriftsteller in Coburg. Er ist bekannt durch seine historisch-phantastischen Romane für Erwachsene ('Die Maya-Priesterin', 'Faust, der Magier') und jugendliche Leser ('Die Dämonenpforte', 'Opus - das verbotene Buch') sowie kultur- und mythengeschichtlichen Sachbücher.

Das könnte Ihnen auch gefallen …