Keiner will mehr nach San Francisco

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18,95 

ISBN: 3981348265
ISBN 13: 9783981348262
Autor: Fehn, Oliver
Verlag: Pandämonium
Umfang: 236 S.
Erscheinungsdatum: 14.01.2013
Auflage: 1/2013
Format: 1.7 x 21 x 14.8
Gewicht: 348 g
Produktform: Kartoniert
Einband: KT

Keiner will mehr nach San Francisco ist eine Sammlung von Kurzgeschichten, Aphorismen, Gedichten und Essays des Autors Oliver Fehn. Von der ersten Seite an begleiten wir ihn durch sein faszinierendes Schaffenswerk, das so stimmungsvoll anmutet wie die Jahreszeiten und so vielfältig ist wie das Leben selbst. Erleben Sie witzige, aber auch verträumte Texte eines jugendlichen Oliver Fehn, der von der großen weiten Welt träumt. Begleiten Sie ihn hinaus in die Städte, auf endlose Straßen, zu vielen Begegnungen, die den Jungen zu dem Mann machten, der er heute ist. Lassen Sie sich entführen auf eine literarische Reise durch das Leben eines außergewöhnlichen Autors. “Diese Sammlung zu veröffentlichen ist für mich ein echtes Erlebnis. Denn es ist eine Kollektion von größtenteils unveröffentlichten Texten aus vielen Jahren – und somit auch ein kleines Stück Geschichte. Ich hoffe, bei der Auswahl eine glückliche Hand bewiesen zu haben.” Münchberg, im Spätherbst 2012 Oliver Fehn

Artikelnummer: 4353363 Kategorie:

Beschreibung

Leseprobe der Kurzgeschichte "Knutschfleck". Wenn Cleo knurrte und die Lefzen hochzog, war etwas faul. Er bellte sonst nie Fremde an, außer in seinem Revier. Dort war es sein Job, das Grundstück zu bewachen, und wer das Warnschild am Tor nicht beachtete, begab sich leichtsinnig in Gefahr. "Das ist doch nur ein Kind, Cleo. Der will uns bestimmt nichts Böses." Der Junge, dessen Silhouette sich im fahlen Licht des Winterabends vor dem Eingangstor zum Kirchhof abzeichnete, kam näher. Cleos Fell stellte sich auf, und aus dem freundlichen Husky wurde binnen weniger Sekunden ein wilder Wolf. "Keine Angst, ich weiß nicht, was er hat", sagte Mira, als der Junge ein paar Schritte vor ihnen stehen blieb. "Er ist sonst total friedlich." "Sehe ich aus, als hätte ich Angst?" Er war blond, trug Jeans und eine erdbeerfarbene Bomberjacke. Ein ganz normaler Vierzehn- oder Fünfzehnjähriger. Sie lächelte, um ihm seinerseits ein Lächeln abzunötigen, doch er verweigerte sich, und seine Augen waren wie grünes Neon. "Was dagegen, wenn ich ihn mal streichle?" "Ich wäre vorsichtig." Mira hob die Brauen. "Er ist gerade ziemlich aus dem Häuschen. Das muss nichts mit dir zu tun haben. Vielleicht hat er irgendein Geräusch gehört. Vielleicht ist auch ein Karnickel in der Nähe." Sie zog mit einem kräftigen Ruck an der Leine. "Jetzt gib doch Ruhe, du Chaot." Der Junge streckte die Hand aus. Das Gebell des Hundes verebbte zu einem Winseln, und er wich zurück, wobei er noch immer die Zähne fletschte. "Ruhig, Cleo", sagte Mira, während der Junge das Tier an den Ohren kraulte. "Wenn du mich beißt, beiße ich zurück." Mira lächelte. Er war groß für sein Alter und hatte kräftige Handgelenke. Aus ihm wird mal ein attraktiver Mann werden, dachte sie, während der Hund sich hinter ihrem Rücken verkroch und erneut zu knurren begann. "Da hast du aber Glück gehabt", sagte sie. "Reden Sie mit mir oder dem Hund?" Sie lachte wieder. Ein kleiner Zyniker. Um ein Zyniker zu sein, brauchte man Köpfchen. Auf Männer mit Köpfchen stand sie. "Wo wohnst du?" "Gleich da drüben." Er deutete in eine Richtung, wo gar keine Häuser waren. Nur der Friedhof, und dahinter tausend Felder, und irgendwo der Wald. Er hatte wohl einfach keine Lust, ihre Frage zu beantworten. Was ging es sie auch an? In diesem Augenblick schnellte Cleos Kopf zwischen ihren Beinen hervor, und der Hund begann wieder zu kläffen. "Du machst mich wahnsinnig", stöhnte sie. Dann warf sie dem Jungen einen bedauernden Blick zu. "Wir müssen weiter. Ich glaube, da hilft nur noch Morphium." Der Junge zuckte mit den Schultern. "War nett, Sie kennen gelernt zu haben. Mach's gut, Cleo." "Du Scheusal!" Sie gab dem Hund einen Klaps, verfrachtete ihn im Heck des Autos und setzte sich ans Steuer. "Eigentlich müsste ich dich bestrafen." Sobald sie in der Stadt waren, legte sich Cleo hin und begann zu schnarchen. Die Welt war wieder in Ordnung. An einer Tankstelle stoppte Mira, um Zigaretten zu kaufen. Es standen eine Menge Leute in der Schlange, und sie hatte Angst, der Hund könne ihre Abwesenheit nutzen, um wieder auszurasten und womöglich den Kofferraum zu zerlegen. Als sie aber zurückkam, schlummerte Cleo noch immer. "Du bist ein seltsames Tier." Der Hund öffnete ein Auge und gähnte. Es klang wie ein quietschendes Scharnier. "Der Junge war doch nett, oder?" Sie vergrub das Kinn in Cleos Fell und tätschelte seine Pfoten. "Ich fand ihn jedenfalls großartig. Und nun guck mich nicht so strafend an." Als sie den Wagen in die Einfahrt lenkte, sah sie an der Haustür eine schwarz gekleidete Gestalt. Wie ein Blitz war Cleo wieder auf den Läufen, bellte und schabte mit den Pfoten am Hundegitter. "Willst du jetzt schon wieder durchdrehen? Siehst du Gespenster?" Die Gestalt stand mit dem Rücken zu ihr, einen dunklen Hut auf dem Kopf. "Weißt du was? Ich stecke dich jetzt in den Hinterhof und sperre das Tor ab. Dort kannst du dich austoben, so lange du willst, du verrücktes Huhn!" Als sie ohne Cleo zurückkam, blic

Keiner will mehr nach San Francisco ist eine Sammlung von Kurzgeschichten, Aphorismen, Gedichten und Essays des Autors Oliver Fehn. Von der ersten Seite an begleiten wir ihn durch sein faszinierendes Schaffenswerk, das so stimmungsvoll anmutet wie die Jahreszeiten und so vielfältig ist wie das Leben selbst. Erleben Sie witzige, aber auch verträumte Texte eines jugendlichen Oliver Fehn, der von der großen weiten Welt träumt. Begleiten Sie ihn hinaus in die Städte, auf endlose Straßen, zu vielen Begegnungen, die den Jungen zu dem Mann machten, der er heute ist. Lassen Sie sich entführen auf eine literarische Reise durch das Leben eines außergewöhnlichen Autors. "Diese Sammlung zu veröffentlichen ist für mich ein echtes Erlebnis. Denn es ist eine Kollektion von größtenteils unveröffentlichten Texten aus vielen Jahren - und somit auch ein kleines Stück Geschichte. Ich hoffe, bei der Auswahl eine glückliche Hand bewiesen zu haben." Münchberg, im Spätherbst 2012 Oliver Fehn

Autorenporträt

Oliver Fehn, geboren 1960, ist Autor und Übersetzer zahlreicher Romane und Musikfachbücher. Zu seinen bekanntesten Büchern gehören die Romane "Verfluchter Sommer" und "Die Klavierbrücke" sowie die Kurzgeschichtensammlung "Hitzemond". Er wohnte mehrmals längere Zeit in den USA, in den 80er Jahren auch in New York City. Heute lebt er mit seiner Familie zurückgezogen in einer ländlichen Gegend und verbringt einen Großteil seiner Zeit mit dem Schreiben und Übersetzen von Musikliteratur sowie seiner großen Liebe, dem Klavierspiel.

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