Heimat war gestern

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ISBN: 394925563X
ISBN 13: 9783949255632
Autor: Siebler-Ferry, Silvia
Verlag: Angelnova Verlag
Umfang: 104 S.
Erscheinungsdatum: 31.10.2021
Auflage: 1/2021
Format: 0.7 x 19 x 12.5
Gewicht: 112 g
Produktform: Kartoniert
Einband: Kartoniert
Artikelnummer: 4909317 Kategorie:

Beschreibung

Ein letztes Mal ziehen die Jungs los und suchen in den Ruinen der Stadt nach Lebensmittel und Dingen, die sie gut zu Geld machen können. Sie wollen gut ausgestattet sein, wenn sie ihre Flucht antreten. In einer Hütte am Rand der Stadt liegt ein kleines Mädchen. Ihr Körper ist durchsiebt von Kugeln. Sie muss schon lange hier liegen. Der Leib bebt und windet sich. Verursacht von Maden, die sich von ihr nähren und sie in diese Unruhe bringen. Anfangs fiel es der Gruppe schwer, solche entsetzlichen Dinge zu sehen. Enis musste sich ständig übergeben. Djamal wusch sich stundenlang um den Geruch des Todes, des faulenden Fleisches, abzuwaschen. So lange bis er blutete. Mittlerweile sind sie routiniert. Das Mädchen trägt Ohrringe aus Gold. Kleine Marienkäfer. Saad nimmt sie ab und packt sie in einen Beutel. In der Ecke liegt eine Petroleumlampe. Auch diese nehmen sie mit. Vergeblich sucht Enis nach Öl. Sie werden später versuchen etwas zu bekommen. Dann machen sie das, das jedes Mal tun. Sie graben ein Grab und legen den kleinen Körper hinein. Dann beten sie und danken dem Mädchen, dass es ihnen die Ohrringe überlassen hat. Auf einen Stein schreibt Baschar: Mädchen, ca. 5 Jahre". Einen Namen kennen sie nicht. Sie sehen es als ihre Pflicht an, die Toten ehrenhaft zu beerdigen. Somit geben sie ihnen etwas von ihrer Würde zurück. Machen sie durch die Steine unvergessen. In der Stadt tauschen sie die Ohrringe gegen Essen und Öl für die Lampe, auch 2 Batterien bekommen sie. Und etwas getrocknetes, mit Schimmel bedecktes Rindfleisch. Sie werden es abwaschen und ihren Tieren geben. Saad erledigt das. Sie müssen gut zwei Stunden durch die Dunkelheit laufen, um zur Höhle zu kommen. Die Nacht wird immer wieder erhellt von einschlagenden Granaten. Irgendwo knallt es immer. Furchtlos, abgestumpft und routiniert laufen sie. Blicken niemals zurück. Nie benutzen sie eine Taschenlampe auf ihrem Weg. Nur wenn es draußen finster ist, wagen sie sich hinaus. Morgen werden sie endgültig ihr sicheres Versteck verlassen. Davor wollen sie sich gut ausruhen, um genug Kraft für den kommenden, langen Marsch zu sammeln.

Krieg ist, wo du nicht bist. Krieg betrifft Andere. Krieg kennst du aus dem Geschichtsunterricht und den Nachrichten. Und plötzlich ist der Krieg da. Du bist mittendrin. So wie die Menschen, deren Geschichte ich schreiben durfte, deren Leid ich miterlebte. Das Mädchen aus Syrien, welches allein floh und Anschluss fand zu Baschar, Enis, Saad und Djamal. Der kleine Bruder, um den getrauert wird. Die junge Familie, die sich trennte, um zu überleben. Der einfache Mann von der Straße der tötete, um seine Frau und seine Kinder zu retten. Alima, die einen Sohn zu Grabe trug, der so viel Leid anrichtete. Mir erzählten sie ihre Geschichte. Ich habe mit ihnen gelitten und geweint. Silvia Siebler-Ferry

Autorenporträt

Silvia Siebler-Ferry wurde 1977 in Kreuztal geboren und lebt seit 2019 in Schleswig-Holstein. Gemeinsam mit ihrem Mann und ihrem Hund genießt sie die Gelassenheit und Ruhe. Sie ist Gründerin und Geschäftsführerin von Angelnova Verlag.

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