Wolfssonate

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19,90 

ISBN: 3764501960
ISBN 13: 9783764501969
Autor: Grimaud, Helene
Verlag: Blanvalet Verlag
Umfang: 254 S.
Erscheinungsdatum: 24.03.2005
Format: 2.6 x 22 x 14.4
Gewicht: 453 g
Produktform: Gebunden/Hardback
Einband: GEB
Originaltitel: Variations Sauvages

Nicht vorrätig

Artikelnummer: 1495679 Kategorie:

Beschreibung

Ich denke nicht mit Wehmut an meine Kindheit zurück. In all den Jahren, die vergangen sind, habe ich niemals das Gefühl gehabt, das Paradies verloren zu haben, sondern ein Paradies finden zu müssen, anderswo, das auf mich wartet. Ein Paradies, begraben in meinem Innern. 'Sie ist niemals zufrieden!' Tausendmal habe ich als Kind diese Worte aus dem Mund derer gehört, die mich betrachteten, auf mich aufpassten, Bemerkungen über mich machten, und lange bevor ich verstand, was sie bedeuteten, hatte ich mir aus ihnen eine Familie gebildet, wie mit meinen Stofftieren. Mit dem Familiennamen 'Un'. Sie waren die Familie der 'Un' und verfügten alle über die gleiche Macht: Verwunderung oder Besorgnis auf das Gesicht meiner Mutter zu zaubern. Allein in meinem Zimmer, sagte ich sie mir immer wieder vor, dabei betonte ich deutlich, was ich von ihren Silben behalten hatte. Ich erstellte einen Stammbaum für sie. Der Urgroßvater der Wörter (ich hatte selbst einen Urgroßvater, den ich abgöttisch liebte) war Un-gehorsam. Keine Urgroßmutter, dafür gab es keinen Grund, ich hatte ebenfalls keine. Übrigens hielt ich mich für ziemlich einzigartig: Meine seltenen Umfragen in der Schule hatten mich hinsichtlich dieses Schatzes beruhigt; keine, keiner von denen, die meine Eltern oder die Lehrerin meine 'Kameraden' nannten, besaßen einen Urahn in ihrer Familie. Auf Un-gehorsam folgte sehr häufig Un-zufrieden. Dann Un-bezähmbar. Oder Un-möglich. Un-diszipliniert. Un-ersättlich. Un-gezogen ... Un-erziehbar. Un-berechenbar. 'Lassen Sie sie Sport treiben.' Irgendjemand musste ein Zuviel an Energie, einen Überschuss an Vitalität diagnostiziert haben, wofür die Kampfsportarten oder Tennis das richtige Ventil sein könnten. Ich machte beides, und außerdem noch Ballett, aber ich wurde für völlig 'un-geeignet' für diese Kunst befunden. Meine Aversion ging über die schlichte körperliche Disziplin hinaus: Die ganze Ausstaffierung war mir zutiefst zuwider. Bodysuit oder Ballettröckchen, Ballettschuhe oder rosa Satin, nein, wirklich, nichts von all dem gefiel mir. Ich ähnelte erschreckend den Puppen, die man mir in ein paar unglücklichen Versuchen zu Weihnachten schenkte. Ich habe sie alle wütend an die Wand geknallt. Schon die Vorstellung, dass man darauf kommen konnte, mir so etwas zu schenken, entsetzte mich. Und jetzt sollte ich auch noch aussehen wie sie! Der Kampfsport bereitete mir dagegen ein gewisses Vergnügen, und Tennis spielte ich regelmäßig mit meinem Vater, wunderbare Augenblicke der Komplizenschaft mit ihm, der mit seinem kartesianischen Temperament, seiner Ordnungsliebe und Strenge und seinem Hang, alles durchzuplanen, von meiner hektischen Betriebsamkeit, meiner Sprunghaftigkeit und meinen plötzlichen Leidenschaften ganz schön genervt wurde. Ich spürte genau, dass er, wenn er mich ertappte, verärgert war. An dieser Überraschung, deren Ausmaß ich in der starken Erweiterung der Pupillen meiner Mutter zu erkennen lernte, wenn sie entdeckte, dass ich es erneut getan hatte. Dann suchten beide, die besten Eltern der Welt, ein Ventil für dieses unvernünftige Verhalten. Aber nichts vermochte diese Vitalität einzudämmen, die ich gegen mich zu richten verstand. Ich hatte keine Spielkameraden. Nicht in der Schule, die für mich eine Prüfung war, und nicht in den außerschulischen Aktivitäten, die man mir vorschlug. 'Sehen Sie sich diese Zeichnung an.' Die Lehrerin hatte meiner Mutter ein großes Blatt Papier gezeigt, auf dem sie nur ein Gitter aus Quadraten hatte erkennen können. Obwohl sie von Berufs wegen auf alle verrückten Einfälle vorbereitet war, da sie selbst Lehrerin war, erkannte sie die Falle nicht: 'Ich verstehe nicht, was das sein soll.' 'Dabei ist es ganz einfach', hatte meine Lehrerin geseufzt, 'ich habe Helene wie alle Kinder gebeten, Hühner in einem Hühnerhof zu zeichnen. Ihre Tochter hat ein Drahtgitter gekritzelt. Das ist sehr beunruhigend.' Anschließend hatten sie miteinander getus ...

Dass Helene Grimaud als Neunjährige zur Musik findet, ist dem Zufall zu verdanken. Helene ist ein temperamentvolles Kind, das nach einem Ventil für seine Energie sucht. Der Klavierunterricht ist der verzweifelte Versuch ihrer Eltern, einen Ausgleich für ihre Tochter zu finden. "Helene Grimauds Buch ist nicht einfach eine Autobiographie, nicht einfach ein Buch über Wölfe. Es ist der Bericht einer Seele." LE MONDE DE LA MUSIQUE "Eine faszinierende Autobiographie, die viel mehr ein Roman ist als die meisten Romane des Jahres!" LE JOURNAL DE DIMANCHE "Wenn es ein Lieblingskind in der Welt der schwarzen und weißen Tasten gibt, so ist es Helene Grimaud. Feuilletons, Fernsehsender, ja selbst die Redakteure der Boulevardpresse stehen Schlange, um der Musik der französischen Pianistin zu lauschen und im Anschluss ein Interview zu ergattern."

Autorenporträt

Helene Grimaud, Jahrgang 1969, ist eine der weltweit bekanntesten Pianistinnen. Erst mit neun Jahren beginnt sie mit dem Klavierspiel, drei Jahre später studiert sie bereits am Pariser Konservatorium. Die Begegnung mit einer Wölfin in Florida verändert ihr Leben. Seit 1997 besitzt sie in der Nähe von New York ein Wolfsgehege und engagiert sich für die vom Aussterben bedrohten Tiere. Im Herbst 2007 wird Helene Grimaud anläßlich ihrer neuen CD auf große Konzert-Tournee gehen.

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