Queen of Sins

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Women of Revenge 1

ISBN: 3689080002
ISBN 13: 9783689080006
Autor: North, Isabelle
Verlag: Dantes Verlag
Umfang: 432 S.
Erscheinungsdatum: 21.03.2024
Format: 3.2 x 21.5 x 13.8
Gewicht: 556 g
Produktform: Kartoniert
Einband: PB
Altersangabe: Lesealter: 16-99 J.

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Artikelnummer: 2941453 Kategorie:

Beschreibung

EINS ASRA Das Knirschen meiner Stiefel auf dem dreckigen Asphalt klang viel zu laut für meine geschulten Ohren. Das Tier in mir, der Grund, weshalb ich überlebte, knurrte allzeit bereit. Dabei war ich wohl die einzige Frau in ganz Chicago, die sich nachts frei durch die dunklen Straßen bewegen konnte ohne belästigt, ausgeraubt, missbraucht oder getötet zu werden. Ich befand mich in den gefährlichsten Straßen dieser Stadt, meinem Zuhause, meiner ganzen Welt. Als ich mit vierzehn in den Sog aus Gewalt und Tod gezogen worden war, fürchtete ich noch die Schatten der engen Straßen, das konstante Bellen der Straßenhunde hielt mich nächtelang wach. Doch nun waren sie mir in Fleisch und Blut übergegangen. Die Geräusche des Untergrunds. Ich lächelte befreit, genoss die Stille, die mich umgab. Ich liebte meine Stadt, liebte ihre Kanten und die dreckigsten Ecken. Wo andere nur Schmutz und Abschaum sahen, sah ich mehr. Ein leises Wimmern wischte mir mein Lächeln vom Gesicht und das Monster in mir fletschte die Zähne. Die dunklen Gassen von Bezirk acht waren ungewöhnlich leer, ein Grund mehr, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Viel zu geübt zog ich meine Smith & Wesson und verschmolz mit der Dunkelheit meines Königreichs. Wie ein Schatten schlich ich mich an den Häusern vorbei, Winkel um Winkel, ohne ein einziges Geräusch zu verursachen. Ich ahnte nichts Gutes. Dann hörte ich es, ein Flehen. 'Nein, bitte, bitte hör auf!', die Stimme eines jungen Mädchens grub sich in mein Fleisch. 'Sei still Miststück, oder ich stopfe dir dein verdammtes Maul!' Ich spähte um eine Häuserecke, die in einer Sackgasse endete. Umringt von Backsteinen tat sich mir die schlimmste Seite dieser Stadt auf. Ein junges Mädchen, nicht älter als fünfzehn, wurde von einem bulligen Kerl auf den Boden gedrückt. Er hatte bereits seine Hose heruntergelassen und sein fetter, weißer, schwabbeliger Arsch, der in meine Richtung zeigte, legte sich mir in voller Pracht dar. Der Wunsch, mir die Augen auszustechen, kam in mir auf. Er hatte die typische Möchtegern-Gangster-Kleidung an. Longshirt, Goldkette, Bandana. Erleichtert stellte ich fest, dass der widerliche Kerl sich noch nicht an dem Mädchen vergangen hatte. Seine gierigen Wurstfinger fummelten an seinem Schwanz herum, wahrscheinlich, damit er überhaupt einen hochbekam. Ich konnte ihn nicht sehen, doch er musste winzig sein, wenn er sich an jungen Mädchen vergriff. Während ich mich schleichend an das Szenario herantastete, erfasste ich jedes Detail. Das Mädchen trug ihr Haar in Regenbogenfarben. Dunkle, schwarze Make-Up-Ringe zierten ihre Augen, die jetzt vor lauter Tränen schwarze Schlieren auf ihrem Gesicht hinterließen. Ihre Kleidung war zerlumpt, ein Punk, ein Kind der Straße. Der schmierige Wichser zerriss ihre mit Einhörnern und Löchern verzierte Leggins. Das war der Moment, in dem ich die Smith & Wesson entsicherte. Das Klicken hallte in der kleinen Sackgasse wie ein Presslufthammer. Sofort verstummten Täter und Opfer. Beide drehten sich nach dem Verursacher des Geräusches, nach mir, um. Das Mädchen wimmerte erleichtert, als sie mich erblickte. Dem fetten Schwein brach sofort der kalte Schweiß aus. Er sah mich ganze fünf Sekunden an, bis er realisierte, dass ich tatsächlich vor ihm stand. Die Gangster dieser Straßen kannten mich, mein Ruf eilte mir auch dieses Mal voraus. Selbst aus einer Entfernung von mehreren Metern konnte ich sehen, wie sein sowieso schon winziger Schwanz in sich zusammenschrumpfte. 'Was ist los? Will dein kleiner Kumpel nicht rauskommen und spielen?', säuselte ich. Meine Stimme klang nach einer Mischung aus rauchigem Whisky und süßer Verführung. 'Oh Shit', fluchte der Wichser verzweifelt. Er ließ von dem kleinen Mädchen ab und rutschte zitternd bis zur Backsteinwand der Sackgasse. Dabei sah er wie eine fette kriechende Robbe aus. Er schenkte nicht mal seiner heruntergelassenen Hose Beachtung. Das Mädchen hingegen zog die Fetzen ihrer Leggins einigermaßen zurecht und stand auf. Dass sie nicht wie ein verstörtes Kind am Boden blieb, imponierte mir. Sie hatte aufgehört zu zittern, stand einfach stumm da. Meine Waffe zielte ununterbrochen auf das Schwein, mein Gesicht zierte ein grausames Lächeln. 'Wie heißt du?', fragte ich ihn. Meine Stimme war neutral, fast schon amüsiert. Der Abschaum der Straße trieb einem irgendwann alles andere aus. 'Hör zu, ich ', setzte der Fettsack an. Ich schoss. Er schrie. Wie ein Häufchen Elend hielt er sein blutendes Bein, in das ich meine Kugel versenkt hatte. 'Falsche Antwort, also nochmal. Wie heißt du?', fragte ich zuckersüß. Sein Jaulen und sein Wimmern waren Musik in meinen Ohren. Wenn mir etwas an die Nieren ging, dann war es solch verachtenswerter Abschaum wie dieser Kerl. 'Ben.' Seine heulende Antwort war fast schon mitleiderregend. Ben. Was für ein unscheinbarer Name für so eine seelenlose Kreatur. 'Wenn ich etwas nicht leiden kann, Ben, dann sind es solche Arschlöcher wie dich, die nur einen hoch bekommen, wenn sie sich an Schwächeren vergreifen. Du hast Glück, ich hatte einen wirklich miesen Tag.' Das schien dem Wichser das restliche Blut aus seinem Gesicht zu jagen. Vielleicht war es auch die Wunde. Er war bleich, fast schon grün. Er wusste, wer ich war, deswegen floh er nicht, deswegen kämpfte er nicht, deswegen wagte er es nicht zu hoffen. Betont langsam ging ich auf die beiden zu. Das Mädchen verzog keine Miene. Selbst als ich auf Bens zweites Bein schoss, verriet sie nur das kurze Zusammenzucken ihrer Glieder. Er dagegen schrie wie das Schwein, das er war. Ich hatte mit Absicht die Arterien nicht erwischt. Ohnmächtig war die Strafe schließlich nicht qualvoll genug. Wenn ich etwas nicht mit einem einfachen Tod segnete, dann waren es Vergewaltiger. Wo das Gesetz versagte, kehrte ich die Scherben auf. Das kleine Mädchen schielte auf das Blut, das im Dreck versickerte. Sie hatte Angst. Doch wie sie meinem Blick auswich, verriet, dass sie diese mehr vor mir als vor ihrem Peiniger hatte. Angst. Natürlich hatte sie die. Wenn selbst das Monster, vor dem sie sich fürchtete, vor mir in die Knie ging, aus welchem Albtraum war ich dann wohl entsprungen? Ich ging einen Schritt auf sie zu, drehte ihr Gesicht zu mir und schaute ihr in die wachen und intelligenten Augen. 'Wie heißt du, Kleine?', fragte ich sie sanfter, doch obwohl die Kleine etwas in mir rührte, ließ ich es nicht an mich heran. Wer begann den Dreck dieser Welt persönlich zu nehmen, ging daran zugrunde. Alles, was Menschen, wie ich taten, war Schadensbegrenzung. Ich konnte diesem Mädchen kein besseres Leben bieten, doch ich konnte ihr etwas beibringen. 'Jasmin, mein Name ist Jasmin.' Ihre Stimme schwankte zwischen Angst und Panik. Nicht sicher, ob ich Retter oder Mörder ihrer kleinen Seele war. Kluges Mädchen. 'Hör zu Jasmin, dieses wimmernde Etwas, das sich grad in Pisse und höchstwahrscheinlich auch in seiner eigenen Scheiße suhlt, weißt du, was er mit dir machen wollte? Ist dir das klar?' Kalt starrte ich ihr in die schwarz verschmierten Augen. Ihre sogar recht hübschen braunen Augen weiteten sich bei meinen Worten. Auch ohne ihre Antwort wusste ich, dass ihr klar war, welchem Albtraum sie knapp entkommen war. 'Ja', war ihre schlichte Antwort. Kein Reden um den heißen Brei. Die Kleine gefiel mir. 'Gut', antwortete ich, ließ sie los und hielt ihr meine Waffe hin. Sie zögerte. Der Kerl, der uns bleich beobachtete und leise vor sich hin stammelte, würgte überrascht. Gleich würde er sich übergeben. Eine Pfütze seines eigenen Urins kennzeichnete schon den Ort seines Endes. Weichei. Jasmin betrachtete noch immer die Waffe, die in meiner offenen Hand lag. Nicht sicher, ob sie danach greifen sollte oder ich sie in eine Falle lockte. 'Wer zögert, der stirbt.' Wenn es nicht meine Worte waren, die sich in die Seele dieses jungen Mädchens fraßen, dann war es der Klang meiner rauen Stimme, die diese Straßenregel in ihre Haut ritzte. Anstand, Moral, Achtung, das waren Güter, die man...

Asra In Chicago flüstern sie meinen Namen nur, weil sie Angst haben, dass ich vor ihnen stehe und ihnen jede Sehne einzeln durchtrenne. Ich bin Asra, Königin der Sünden. Ich bin nicht dein Albtraum, ich bin dein Untergang. Dorian Sie ist mein Untergang und die Einzige, die mir das geben kann, was ich brauche. Der letzte Schritt zur Rache. Diese Frau mit einem Blick, der nach Anarchie und Zerstörung schreit, wird mir den Weg ebnen.Wenn Asra eines weiß, dann, dass die Welt ihren wahren Namen vergessen hat. Sie hat all ihre Wurzeln ausgerissen und sich mit Blut an den Händen bis an die Spitze gekämpft. Jetzt gehört ihr der Untergrund Chicagos. Als der aufstrebende Politiker Dorian Bane vor ihr steht und sie mit dem Einzigen erpresst, das die Königin der Sünden in die Knie zwingen kann, lodert ihr kaltes Blut. Ein perfides Spiel beginnt. Asra weiß, dass das Feuer, das zwischen ihr und Dorian wütet, ganz Chicago in den Abgrund reißen wird.

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