Die irischen Schwestern

8,00 

ISBN: 3963621877
ISBN 13: 9783963621871
Autor: Alexander, Tamera
Verlag: Francke-Buchhandlung GmbH
Umfang: 527 S.
Erscheinungsdatum: 15.01.2021
Format: 3.5 x 20.5 x 13.5
Gewicht: 610 g
Produktform: Kartoniert
Einband: KT
Originaltitel: Colours of truth; Carnton 2
Artikelnummer: 432214 Kategorie:

Beschreibung

Kapitel 1 16. März 1866 Franklin, Tennessee 35 km südlich von Nashville Catriona hielt ihre jüngere Schwester am Arm fest, denn sie wusste ganz genau, dass sie ihren Griff nicht lockern durfte, solange sie von solchen verführerischen Anblicken umgeben waren. Ausnahmsweise könnte sie nun Nora fast alles kaufen, was sich ein siebenjähriges Mädchen in einem Gemischtwarenladen wünschte. Aber sie war den größten Teil ihres Lebens gezwungen gewesen, sehr sparsam zu sein und auf vieles zu verzichten. Selten hatte sie den Luxus eines vollen Bauchs, geschweige denn einer vollen Speisekammer gekannt. Deshalb konnte sie nicht einmal das dicke Bündel Geldscheine, das Ryan der Familie nach Irland geschickt hatte, verleiten, ihr genügsames Naturell aufzugeben und sich etwas Extravagantes zu leisten. Solange ihre Zukunft so ungewiss war, war das unmöglich. 'Lass meinen Mantel los, Cattie!' Nora zerrte kräftig und schaute sie mit einem finsteren Stirnrunzeln an. 'Ich möchte sie mir nur genauer ansehen.' 'Genauer ansehen, sagst du!' Catriona bemühte sich, leise zu sprechen, um in dem Gemischtwarenladen, in dem noch mehrere andere Kunden waren, kein Aufsehen zu erregen. Der Mann hinter der Verkaufstheke verfolgte sowieso schon jede ihrer Bewegungen. Es war wohl der Ladenbesitzer, jedenfalls schloss sie das aus seinem offensichtlichen Misstrauen und der Autorität, die er ausstrahlte. Vermutlich hatten die Ladenbesitzer in der Kleinstadt Franklin eine genauso schlechte Meinung von Iren wie ihre Kollegen in Nashville. Sie hatten auch die gleichen Schilder an der Eingangstür hängen: 'Irische Arbeitskräfte unerwünscht'. Aber das andere Schild an der Tür störte sie noch mehr: 'Zutritt für Freigelassene verboten'. Das Wort Freigelassene war durchgestrichen worden und ein anderes Wort, ein Schimpfwort, dem sie immer wieder begegnete, seit sie in New York City an Land gegangen waren, war ins Holz geritzt. Das war also die herzliche Begrüßung in Amerika. und in Franklin, Tennessee! Sie zog ihre Schwester enger an sich heran, da sie merkte, dass andere Kunden bereits in ihre Richtung blickten. 'Kind, ich weiß genau, was es heißt, wenn du dir etwas genauer ansiehst.' Sie schüttelte den Kopf. 'Nein. Du willst dir diese Puppe nicht genauer ansehen. Genauso wenig wie ich noch einmal drei Tage umgeben von Ruß und Asche Zug fahren will.' Noras einzige Reaktion war ein erneutes kräftiges Zerren in Richtung der Porzellanpuppe, die in einem viel zu niedrigen Regalfach an einer Vase lehnte. Das entschlossene Mädchen hatte überraschend viel Kraft. Noras hitziges Temperament entsprach ihrem feuerroten Haar. Aber Catriona ließ nicht locker. Sie hatte zwar nicht die leuchtend roten irischen Locken ihrer Schwester - ihr kastanienbraunes Haar war um einiges dunkler -, aber ihr Temperament stand Noras in nichts nach. 'Nora Emmaline O'Toole, sei nicht so starrköpfig!', zischte sie zähneknirschend. 'Benimm dich jetzt! Sonst kannst du dich auf etwas gefasst machen, wenn wir wieder draußen sind. Hast du mich verstanden?' Nora schaute finster zu ihr hinauf. Ihr schlankes Kinn war energisch vorgeschoben. Nicht zum ersten Mal fühlte sich Catriona eher wie eine Mutter als wie eine ältere Schwester. Bei ihrem Altersunterschied von 17 Jahren war das aber auch kein Wunder. Dieses Gefühl jagte ihr große Angst ein. Denn sie war keine Mutter. Eine Schwester? Mit dieser Rolle war sie bestens vertraut. Aber sie hatte den starken Verdacht, dass Nora viel mehr brauchte, als sie ihr geben konnte. Das Mädchen hatte auch viel mehr verdient. Aber eines wusste Catriona ganz genau: Die Erfahrung hatte sie gelehrt, ihre Schwester nicht loszulassen, da der quirlige Wildfang sonst anfangen würde, das zu tun, was er wollte, und nicht das, was man ihm sagte. Das hatte sie auf der Überfahrt aus Irland zur Genüge erlebt. Bei der Erinnerung, was beinahe passiert wäre, lief Catriona ein Schauer über den Rücken. Sie hatte Nora in jener Nacht fest an sich gedrückt und war so dankbar gewe

Carnton Plantage, Franklin, 1866: Catriona O´Toole und ihre Schwester Nora haben die grüne Insel hinter sich gelassen, um in Amerika ein neues Leben zu beginnen. Sie wollen zu ihrem Bruder, der bereits vor einigen Jahren ausgewandert ist. Doch auf der Südstaaten-Plantage Carnton verliert sich dessen Spur. Als die Geldscheine, die ihr Bruder ihnen geschickt hatte, sich dann auch noch als Fälschungen herausstellen, überschlagen sich die Ereignisse: Die beiden Schwestern geraten in das Visier von Regierungsagenten und stehen plötzlich völlig mittellos da. Ihnen bleibt keine andere Wahl, als um Aufnahme in Carnton zu bitten. Zu ihrem Glück meint es der neue Aufseher Wade Cunningham gut mit ihnen. Er fühlt sich zu der temperamentvollen irischen Schönheit Catriona hingezogen, doch sie geht auf Abstand. Ihr Instinkt sagt ihr, dass dieser Mann nicht der ist, der er zu sein vorgibt. Die Aufbruchszeit nach dem Ende des Bürgerkriegs und das Los ehemaliger Sklaven bilden den historischen Hintergrund dieser facettenreichen Liebesgeschichte.

Autorenporträt

Tamera Alexander ist für ihre historischen Romane schon mehrfach mit dem Christy Award ausgezeichnet worden, dem bedeutendsten christlichen Buchpreis in den USA. Sie lebt mit ihrem Mann und zwei erwachsenen Kindern in Nashville.

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