Hemmungslos

Lieferzeit: Nicht mehr lieferbar

17,90 

Roman, REVISITED 2, Moderne Klassiker

ISBN: 3852861845
ISBN 13: 9783852861845
Autor: Bettauer, Hugo
Verlag: Milena Verlag
Umfang: 180 S.
Erscheinungsdatum: 25.09.2009
Format: 1.9 x 20.5 x 13.8
Gewicht: 322 g
Produktform: Gebunden/Hardback
Einband: GEB

Der politisch visionäre Roman von Hugo Bettauer veranschaulicht das Sittenbild der 1920er Jahre und wirft brandaktuelle Fragen nach Schuld und Sühne in Krisenzeiten auf. Desillusioniert und völlig verarmt kehrt der ehemalige Freiherr Kolomann von Isbaregg aus dem verlorenen Ersten Weltkrieg zurück und findet sich in der gesellschaftlichen Neuordnung nicht mehr zurecht: Weder seine adelige Herkunft noch seine militärischen Leistungen für die untergegangene k. und k Monarchie Österreich-Ungarn, sind noch einen Deut wert. Isbareggs einziges Kapital sind seine guten Manieren und sein attraktives Äußeres, mithilfe derer er die vornehme Wiener Gesellschaft hemmungslos täuscht, um auf deren Kosten ein standesgemäßes Leben zu führen. Betrug, Raub und Mord gehören fortan zum Alltag des gefallenen Adeligen, der trotz aller Zwiespältigkeit und vorsätzlicher Rohheit für kurze Momente einen letzten Funken sozialen Gewissens besitzt. In seinen destruktiven Beziehungen zu Frauen spiegelt sich die Zerrissenheit Isbareggs wider, Sieger über die Moral bleibt aber seine Gier nach Status und Reichtum. In seinem Kriminalroman HEMMUNGSLOS, einem Sittenbild der ersten Jahre der Zwischenkriegszeit, gelingt es Hugo Bettauer in grellen Bildern und gnadenlos überzeichneten Klischees die massiven, gesellschaftlichen Umwälzungen nach Ende des Ersten Weltkriegs darzustellen: Seine Welt der 1920er Jahre ist schwer gezeichnet vom Aufeinandertreffen unterschiedlicher Gesellschaftsentwürfe, von feministischem Aufbegehren versus erzkonservativer Rollenbilder und einem zutiefst wienerischen Antisemitismus.

Nicht vorrätig

Artikelnummer: 1357589 Kategorie:

Beschreibung

Sie schritt die Kärntnerstraße abwärts und blieb plötzlich vor einer Auslage stehen. Kolo, dicht neben ihr, fühlte ihren heißen Atem und den weichen, vollen Arm, der sich unauffällig an ihn drängte. Und da war sein Entschluß gefaßt. "Geh', sagte er sich, 'greif zu, das Weib hat Geld, wahrscheinlich viel Geld und vielleicht eine schöne Wohnung, in der du ausruhen und essen kannst.' Essen, ja essen, Himmel, der Speichel sammelte sich im Mund vor Hunger, und es dröhnte ihm in den Ohren. Ja, aber sie wird ihren Lohn verlangen, wird sich in seinen Armen wälzen und an seinen Lippen festsaugen wollen. Brr, wie grauslich! Aber essen können und ausruhen und vielleicht ein Bad nehmen und Geld, Geld. 'Zuhälter!' rief es ihm zu. 'Koloman Freiherr von Isbaregg, weißt du, wie du früher über Männer, die Liebe für Geld verkaufen, gedacht hast?' "Quatsch', antwortete Kolo sich. 'Das war der Baron mit den vielen Ahnen und der großen Karriere vor Augen! Heute bin ich der obdachlose Isbaregg, der seit vierundzwanzig Stunden nichts gegessen hat und die Welt von unten aus ansieht. Essen muß der Mensch, essen und sich ausruhen und Geld haben - alles andere ist Wurst! Geh mit, iß dich an und spiel dann den Zechpreller! Das kann lustig werden - hui, wird die Jüdin toben!' Kolo schmunzelte vergnügt, und die Dame, die sich immer wieder umsah, fing das Grinsen geschmeichelt auf, sie hielt es für eine Huldigung und quittierte mit einladendem Lächeln. Bei der Oper blieb sie stehen und wartete auf eine Elektrische. Kolo geriet in Verlegenheit Er konnte nicht mitfahren, weil er keinen Heller besaß! Aber an der Haltestelle lagen zahllose weggeworfene Umsteigkarten, die er kurz entschlossen zusammenraffte und in die Tasche steckte. Eine würde schon gültig sein, und wenn nicht - ach, was sich den Kopf zerbrechen - er mußte ja mitfahren, er mußte essen!

Hemmungslos: Das Requiem einer untergegangenen Gesellschaft aus der Feder des Autors von Stadt ohne Juden.

Das könnte Ihnen auch gefallen …