Ich werde es sagen

Lieferzeit: Zur Zeit nicht lieferbar, bitte kontaktieren sie uns zu diesem Artikel

19,95 

Geschichte einer mißbrauchten Kindheit

ISBN: 3608936440
ISBN 13: 9783608936445
Autor: Jensen, Kristian D
Verlag: Klett-Cotta
Umfang: 309 S.
Erscheinungsdatum: 25.02.2004
Format: 2.9 x 21.1 x 13.5
Gewicht: 439 g
Produktform: Gebunden/Hardback
Einband: GEB
Originaltitel: Det bliver sagt

‘Jetzt bin ich bereit, es zu sagen. Ich hoffe, die Welt ist bereit zuzuhören.’ Ein Buch, das jeden angeht.

‘Ich werde es sagen. Ich werde es den Erwachsenen sagen’ – endlich sagen, was der Mann, der neben dem neunjährigen Kristian im Bett liegt, ihm antut. Es ist ein Eid, ein Gelöbnis, ein selbst auferlegter Fluch, das Schweigen zu brechen. 20 Jahre mußten vergehen, bevor Kristian Jensen über seine Verletzungen sprechen konnte: Dann entstand ein schonungsloses Selbstzeugnis, der packende Bericht einer mißbrauchten Kindheit, getragen von der bewegenden Offenheit eines Opfers.

Nicht vorrätig

Artikelnummer: 782298 Kategorie:

Beschreibung

Kristian D. Jensen: Warum wurde dieses Buch geschrieben? "Ich werde es sagen", flüsterte ich. Es war ein Gelöbnis. Ein Eid. Ein Fluch. Alles in einem. Ich habe es geflüstert. Denn an jenem Tag lag ich im Doppelbett mit den gestreiften Bezügen. Ein schwacher Geruch nach Sperma, Männerschweiß und Waschmittel lag in der Luft des Schlafzimmers. Das Geräusch des schnarchenden Mannes dicht neben mir. Das weiße scharfe Licht des frühen Sommermorgens. Ich konnte nicht schlafen. Ich wagte nicht zu schlafen. Mehrere Stunden hatte ich dagelegen und mit leerem Blick aus dem Fenster gestarrt. Immer auf dieselbe Sprosse des Fensters im Haus gegenüber. Irgendwann kam mir der Gedanke. Ich wird es sagen. Das hier werde ich eines Tages schon sagen. Ich werde es machen. Ich muß. Ich werde es den Erwachsenen sagen. Der Pausenaufsicht in der Schule. Der Polizei. Dem Staatsminister. Einem, der größer ist als Gustav und deshalb dafür sorgen wird, daß das niemals wieder passiert, was Gustav mir gerade angetan hat. Ich werde es schon sagen, ganz bestimmt. Ab jetzt werde ich aufpassen und mir alles merken. Und dann werde ich alles erzählen. Aber noch war ich nicht soweit. Bereits als Teenager habe ich immer wieder darüber geredet, was ich als Kind erlebt hatte. Mit Freundinnen. Mit Freunden. Mit meiner Familie, meinen Eltern. Seit ich es zum ersten Mal meinem Vater und meiner Mutter am Tisch mit dem Wachstuch erzählt habe, war ich der festen Meinung, man müßte doch darüber reden können. Ich wollte nicht verstehen, daß es nur allein mein Problem sein sollte. Daß ich mich ganz allein damit herumschlagen sollte. Kurz nach dem Prozeß in den neunziger Jahren versuchte ich daher, gemeinsam mit einem sehr fähigen, anerkannten und ausgezeichneten Journalisten ein Buch darüber zu schreiben. Aber letztendlich konnte ich es nicht. Traute mich nicht. Ich kniff. Noch war ich nicht soweit. Nach meiner Therapie bei Alice konnte ich besser mit dem Thema umgehen. Damals fing ich an, Leserbriefe in Weekendavisen darüber zu schreiben. Ich habe Chroniken und Kommentare in Politiken darüber geschrieben. Ich habe Kolumnen geschrieben, Interviews gegeben und Radiobeiträge darüber verfasst. 1995 schrieb ich eine Novelle darüber. Kurz danach lieferte ich bei einem Verlag sogar einen wilden, verrückten und seltsam kindlichen Roman darüber ab, 250 dicht beschriebene DIN A-4 Seiten. Er wurde abgelehnt - aus gutem Grund. Der Versuch, die Wirklichkeit zu erfinden, klappte nicht so recht. Das Buch wirkte - ja, unglaubwürdig. "Erzähl einfach die Geschichte - vergiß alles andere, alles Literarische", sagte der Lektor vor fünf Jahren. Aber noch war ich nicht soweit. Erst im Frühsommer 2000, in meinen Ferien - genau zwanzig Jahre, nachdem sich das größte Unglück meines Lebens angebahnt hatte -, fühlte ich mich bereit, mich hinzusetzen und das gesamte Rohmanuskript für dieses Buch in einem Monat herunterzuschreiben. Denn erst jetzt begann man diese Art von Verbrechen, das man an mir begangen hatte, tatsächlich wahrzunehmen und öffentlich darüber zu diskutieren. Erst heute schenkt man Kindern in unserer Gesellschaft wenigstens einen Zipfel der Aufmerksamkeit und des Respekts, den bis heute nur die - manchmal sogar organisierten - Verbrecher beharrlich und lautstark beanspruchten. Endlich habe ich mich ein- für allemal dazu durchgerungen, zu akzeptieren, daß ich weder die Kindheit noch die Jugend, die Gustav mir gestohlen hat, jemals zurückbekomme. Ich habe meine Geschichte aufgeschrieben, so gut ich konnte. Ich habe sie berichtet, so ehrlich ich konnte. Ich habe meinen Bericht so vollständig und klar verfaßt, wie ich konnte. Jetzt bin ich bereit, es zu sagen. Ich hoffe, die Welt ist bereit, zuzuhören. Kristian D. Jensen: Zur deutschen Ausgabe von "Ich werde es sagen" Währe

Endlich darf der neunjährige Kristian ohne die Eltern in den Urlaub fahren. Gustav, ein junger Graphiker, nimmt sich seiner an. Drei Jahre lang verbringt Kristian daraufhin fast jedes Wochenende bei Gustav; das sind drei Jahre Martyrium, die die Psyche des Jungen zutiefst prägen. Mit 20 zeigt er den Gewohnheitstäter schließlich an. Doch sein Leidensweg ist damit nicht zu Ende. Erst nach einer langen Phase des Schweigens, nach jahrelangen Therapien und aufgrund der Unfähigkeit, ein normales Leben zu führen, findet Kristian Jensen eine Sprache für den eigenen Schmerz.

Autorenporträt

Kristian Ditlev Jensen wurde 1971 in Holbaek (Dänemark) geboren. Er arbeitet als Journalist, ÜberSetzer (überSetzte Stupid White Men von Michael Moore ins Dänische) und Literaturkritiker. Zur Zeit schreibt er an seinem ersten Roman. Für Ich werde es sagen erhielt er den Literaturpreis der Wochenzeitung Weekendavisen.

Das könnte Ihnen auch gefallen …