Die Küste des Raunens

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Roman

ISBN: 3518405322
ISBN 13: 9783518405321
Autor: Jorge, Lídia
Verlag: Suhrkamp
Umfang: 272 S.
Erscheinungsdatum: 28.03.1993
Format: 2.6 x 20.5 x 12.9
Gewicht: 371 g
Produktform: Gebunden/Hardback
Einband: GEB

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Artikelnummer: 474784 Kategorie:

Beschreibung

Eva Lopo beginnt ihre eigene tastende, forschende Erinnerungsreise in eine Vergangenheit, die traumatisch ist. Damals, vor zwei Jahrzehnten, kam sie als Braut eines jungen Offiziers nach Moçambique. An der Küste dort lebten in einer prekären, halb schon unwirklichen Enklave von alter kolonialer Pracht die portugiesischen Offiziere mit ihren Frauen und Familien. Auf der Dachterrasse des Hotels Stella Maris erreicht sie die grelle Wirklichkeit des Kolonialkrieges und die ganz andere Wirklichkeit der afrikanischen Lebenswelt nur wie durch einen Filter. Es ereignen sich rätselhafte und erschreckende Vorkommnisse. Aber diese aus Europa verpflanzten, ganz dem Militärischen verschriebenen Männer und ihre sie beobachtenden Frauen leben der Wirklichkeit seltsam entrückt und können oder wollen die Feuerzeichen nicht lesen. Eva Lopo erzählt sich selbst die damaligen Ereignisse, das Geflecht der erotischen und der verborgenen Beziehungen, und vor ihrem erinnernden Auge ist alles wie frisch erblickt. Aus dem zeitlichen und räumlichen Abstand sucht sie Klarheit zu gewinnen über das, was geschah und wie es geschehen konnte. In leidenschaftlicher Wahrheitssuche tastet sie Sätze, Gesten, Blicke ab und gerät noch einmal in den Sog der damaligen Ereignisse.

Autorenporträt

Lídia Jorge wurde 1946 in der Ortschaft Boliqueime in der Algarve geboren. Ihre Jugend verbrachte sie dort als Einzelkind bei der Mutter und anderen weiblichen Familienmitgliedern. Alle Männer, der Großvater, der Vater und dessen Brüder, waren ins Ausland abgewandert. Die Abwesenheit der Männer, der enge Kontakt mit der ländlichen Umgebung, mit dem "Geruch der Erde", dem Wechsel der Jahreszeiten prägten ihre Kindheitserlebnisse ebenso wie die vielen wunderbaren, oft wundersamen Geschichten, die man sich dort erzählte. Nach ihrer Schulzeit in Faro zog sie nach Lissabon und studierte Romanistik. Während des Kolonialkrieges hielt sie sich mit ihrem ersten Mann, einem Offizier der Luftwaffe, einige Jahre in Afrika auf: zunächst in Angola (1969 - 1970), dann in Mosambik (1972 - 1974). Nach ihrer Rückkehr unterrichtete sie an einem Gymnasium in der Hauptstadt, arbeitete für das portugiesische Erziehungsministerium und lehrte an der Universität Lissabon Literaturwissenschaft. Bereits ihre beiden ersten Romane, O dia dos prodígios (1980, Der Tag der Wunder) und O cais das merendas (1982), wurden zu Hauptwerken der neueren portugiesischen Literatur, die sich in der Nachfolge der Nelkenrevolution von 1974 entwickelte. 1984 erschien ihr dritter Roman, der die magische Welt der beiden ersten Bücher verläßt und in Lissabon spielt, Notícia da cidade silvestre (Nachricht von der anderen Seite der Straße). Auch dieser Roman wurde von der Kritik als ein Meisterwerk der portugiesischen Gegenwartsliteratur gefeiert. Für O cais das merendas und Notícia da cidade silvestre bekam sie jeweils den Preis der Stadt Lissabon verliehen. Wie für viele Angehörige ihrer Generation war die Erfahrung des Kolonialkrieges für Lídia Jorge ganz entscheidend: "Die Geschichte dieses Krieges", so meinte sie in einem Gespräch, "muß erst noch geschrieben werden." Und sie schreibt sie: aus der Perspektive einer Frau, in dem 1988 erschienenen Roman A costa dos murmúrios (Die Küste des Raunens). Die Erzählerin sieht nach zwanzig Jahren jene Monate, die sie als junge Frau eines kriegsbegeisterten Offiziers in Mosambik in einer Atmosphäre latenter Gewalt erlebte, nun in ihrer ganzen Zwiespältigkeit. 1992 wurde ihr Roman A última dona und die Erzählung A instrumentalina (Eine Liebe) veröffentlicht, gefolgt von dem Roman O jardim sem limites (1995, Paradies ohne Grenzen), der in Lissabon spielt. 1996 erschien das Theaterstück A Maçon und 1997 der Erzählungsband Marido e outros contos. Ihr letztes Buch O vale da paixão (1998, Die Decke des Soldaten) wurde mit vielen Preisen ausgezeichnet, darunter dem Preis des portugiesischen Pen-Clubs, dem Dom Dinis-Preis, dem Máxima de Literatura-Preis, dem Bordalo Pinheiro-Preis und dem Jean Monet-Literaturpreis. Von der französischen Regierung wurde ihr im Jahr 2000 der Grad eines Chevalier de l'Ordre des Arts et des Lettres verliehen. 2006 ist Lídia Jorge gemeinsam mit ihrer Übersetzerin Karin von Schweder-Schreiner erste Trägerin des neu geschaffenen internationalen Literaturpreises Albatros. Die Auszeichnung wird von der Bremer Günter Grass Stiftung vergeben. Jorge erhält den Preis für ihr Romanwerk, sie habe - so die Jury - die 'Dämonen lusitanischer Geschichte, die Kolonialkriege und die Nachwirkungen der Diktatur im intimen Rahmen von Familien und Gruppen aufgespürt'. Schweder-Schreiner habe die geschichtenreichen Bücher Jorges 'meisterlich' übersetzt. 2007 erhält Lídia Jorge den 'Grande Prémio SPA/Millennium' für ihr Lebenswerk. Der Preis in Höhe von 25.000 Euro wird vom Portugiesischen Schriftstellerverband vergeben und von der Millennium Bank unterstützt. Ihre Bücher sind immer autobiographisch, niemals aber Autobiographie; stets Annäherung an die Wirklichkeit, sind sie dennoch nicht ihr Abbild. "Literarische Kühnheit und analytische Schärfe" bescheinigen ihr die Kritiker. "Ich schreibe aus Instinkt. Wie im Leben. Ohne Netz und ohne Deckung", sagt Lídia Jorge.

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