Beschreibung
Sie stand noch lange da und sah auf die leere Straße, bis sie sich aufraffen konnte, nach Hause zu fahren. Es fiel ihr schwer, ihm nicht sofort zu schreiben. Das wäre ja lächerlich, wie lange war er jetzt fort? Fünf Minuten? Zehn? Vermutlich antwortete er ihr jetzt sowieso nicht, was das Schreiben während der Fahrt anging, war er sehr strikt. Sie wusste nicht, was die Zukunft jetzt bringen würde, und die Ungewissheit schmerzte sehr. Eigentlich sollte sie den Rausch der Gegenwart genießen, doch ihre alte Freundin Angst war schon zur Stelle, hauchte ihr alle möglichen Fragen ein, auf die die Gegenwart keine Antworten geben konnte. Kopfschüttelnd stieg sie in ihr Auto. Sie war doch schon ein großes Mädchen, keine dumme kleine Göre, die sich in den Ersten unsterblich verliebte, der sie nach längerer Zeit wieder gefickt hatte. Verliebte sie sich überhaupt? Sie wusste es nicht. Ihr Arsch schmerzte lustvoll. Sie genoss es einen Moment den zärtlichen Schmerz, dann startete Sie, drehte das Radio auf und fuhr nach Hause. Ohne dich kann ich nicht sein Ohne dich Mit dir bin ich auch allein Ohne dich (Rammstein, Ohne dich) Die Musik fickte ihren Kopf und sie lächelte, ohne zu wissen, warum. Eigentlich war es ja nur ein Treffen gewesen, ein einfacher Fick und eine Handvoll Schläge. Nichts, was sie noch nie gemacht hätte. In ihrem Alter sollte man das können, ohne weiter darüber nachzudenken. Sollte. Sie fuhr rechts ran, kramte das Handy aus der Handtasche und tippte. *** Er fuhr viel zu schnell, merkte es aber nicht. Der innere Impuls, umzudrehen, war ihm fremd, ließ sich aber nur schwer ignorieren. Was soll denn die Scheiße?, dachte er. Er war wirklich alt genug, um jemanden ficken und dann einfach gehen zu können. Es war ja nicht so, dass er das noch nie gemacht hätte. Er zählte die Frauen nicht, mit denen er gespielt hatte, das wäre ja auch albern. Die Musik in seinem Auto dröhnte, er musste noch tanken, der Weg war weit und er hasste jeden Kilometer. Auch wenn er nicht gerne mit dem Auto unterwegs war, langweilte es ihn eigentlich mehr, als dass er es hasste. Nur heute, heute hasste er es. Er vermied es tunlichst, sich nach dem Warum zu fragen. Irgendetwas war ganz anders gewesen an dieser Frau, an dieser Nacht. Er fuhr an der ersten Raststätte ab, tankte und stellte dann den Wagen auf dem Parkplatz des Rasthofes ab. Durch die heruntergelassene Seitenscheibe wehte frische, kalte Luft ins Innere des Fahrzeugs. Er zündete sich eine Zigarette an, während sein Handy im Handschuhfach randalierte. Mühsam kämpfte er gegen den Impuls, das Handschuhfach zu öffnen, und verlor.
Prolog Erinnerung Wege Regeln Spiel Strafe Vergebung Warten Weg ohne Ziel Ziel Reise und Weg Veränderung Glück In den besten Tagen Der kleine Tod Auf Knien voll Lust Nachwort Impressum
Autorenporträt
Sir D. Smith, 1973 in Stuttgart geboren, spülte das Leben nach einigen Stationen quer durch Deutschland an die Nordseeküste. Der Liebe wegen zog er schließlich an die Ostsee, wo er ländlich in einer 24/7 Beziehung mit seiner Ehefrau lebt. In seinen Texten gewährt Sir D. Smith dem Leser tiefe persönliche Einblicke in sein Leben und sein BDSM. Schon früh von Büchern und dem Schreiben fasziniert, veröffentlichte D. Smith 2018 nach mehreren Sachbuchpublikationen seinen ersten SM-Roman "Gefallenen gefallen". Im Jahr 2021 fand er im Schwarze-Zeilen Verlag ein neues literarisches Zuhause.
