Briefe 1949-1975

Lieferzeit: Lieferbar innerhalb 14 Tagen

42,00 

ISBN: 3608936416
ISBN 13: 9783608936414
Autor: Jünger, Ernst/Heidegger, Martin
Herausgeber: Günter Figal
Verlag: Klett-Cotta
Umfang: 317 S., 5 Fotos
Erscheinungsdatum: 07.04.2008
Format: 3 x 21.2 x 13.9
Gewicht: 484 g
Produktform: Gebunden/Hardback
Einband: LN

Die bisher ungedruckte Korrespondenz der beiden für das 20. Jahrhundert zentralen Figuren konservativ-revolutionären Denkens

Dieser bisher unveröffentlichte Briefwechsel zwischen Ernst Jünger und Martin Heidegger geht aus Gesprächen der Nachkriegszeit über ein großangelegtes Zeitschriften-Projekt hervor, an dem neben Jünger und Heidegger auch Gerhard Nebel, Friedrich Georg Jünger und Werner Heisenberg beteiligt sein sollten. Ein Vorhaben, das nicht verwirklicht wurde – und das doch einen schriftlichen Austausch zwischen den beiden Autoren initiierte, der bis zum Tod Heideggers dauerte.

Artikelnummer: 1393228 Kategorie:

Beschreibung

Martin Heidegger an Ernst Jünger Freiburg i. Br. 1949. 23. Juni Lieber Herr Jünger! Ich danke Ihnen für Ihren Brief. der sich mit meinen Überlegungen trifft. Zunächst möchte ich Sie aber bitten, den 'Professor' wegzulassen. Ich erinnere noch genau die Stelle des Weges, auf dem wir im vorigen Herbst von der äußersten Gefährdung derer sprachen, die heute versuchen, am Wesentlichen zu bleiben; daß es nicht Flucht sei, sondern höchste Freiheit, die Einsamkeit auszustehen. Aber der natürliche Drang, unmittelbar zu helfen, Stützen und Leitseil zu bieten, drängt dann Dinge zu versuchen, die sich bei strenger Besinnung als irrig herausstellen. [.] Es gibt eine Nachlaßaufzeichnung von Nietzsche, die Sie gewiß kennen, aus der Zeit der 'Fröhlichen Wissenschaft': 'Hundert tiefe Einsamkeiten bilden zusammen die Stadt Venedig - dies ihr Zauber. Ein Bild für die Menschen der Zukunft.' Mir scheint, daß sich hier ein Gesetz für die künftig Dichtenden und Denkenden verbirgt, zu dessen unscheinbarer Vorübung wir vielleicht bestimmt sind. Darum meine ich, wir sollten das Vorhaben zurücknehmen und seine Bestimmung erst noch länger wachsen lassen. Wir dürfen der fortbestehenden, aber inzwischen schlauer gewordenen Rachsucht nicht das letzte zum Fraß vorwerfen; wir müssen im eigentlichen unangreifbar bleiben. Die beste Taktik hülfe nichts; wir sind da längst überholt. Vor wenigen Tagen erhielt mein Freund, der als oberschlesischer Flüchtling bei uns wohnt, einen Brief von einem jüdischen Emigranten (Prof. i. U.S.A.), worin er schreibt, er (d. h. man) sei außerordentlich gespannt darauf, was aus der neuen Zeitschrift von Jünger und Heidegger würde. - Ich freue mich. daß Sie im oberschwäbischen Land, das ich liebe, heimisch geworden sind und ich hoffe, daß ich Sie dort einmal besuchen kann. Wir gehen erst Ende der Woche auf die nicht mehr so wetterfeste Hütte. Einen herzlichen Gruß Ihr Martin Heidegger Ernst Jünger an Martin Heidegger Ravensburg. Wilhelm-Hauff-Straße 18  25.6.49. Lieber Herr Heidegger, Ihre Lagebeurteilung trifft wohl das Richtige. Der Gedanke, ein Organ für die letzten selbständig Denkenden und schaffenden zu bilden, hatte etwas Verlockendes. Er hätte aber vielleicht auch zu stärkerem Aufwande geführt, als es in der Absicht der Beteiligten lag. Im Laufe der letzten Jahre ist mir ganz deutlich geworden, daß Schweigen die stärkste Waffe ist, vorausgesetzt, daß sich dahinter etwas verbirgt, das das Verschweigen lohnt. Gern komme ich bei Gelegenheit einmal herauf, vielleicht in Gesellschaft von Friedrich Georg oder Vittorio Klostermann. Zur Zeit bin ich recht in der Arbeit, von alten und neuen Manuscripten bedrängt. Mit herzlichem Gruß Ihr Ernst Jünger Ernst Jünger an Martin Heidegger Ravensburg, 6.1.1950. Lieber Herr Heidegger, Noch immer habe ich Ihnen zu danken für das Geschenk Ihres 'Feldweges'. Durch diese Gabe wurden mir besondere Aufschlüsse über die Art Ihres Denkens zuteil. Wie unser gemeinsamer Verleger Vittorio Klostermann Ihnen berichtet hat, möchte ich Ihnen meinen Dank nicht nur für Ihr Geschenk, sondern für Ihre Existenz durch einen Beitrag zu der Festschrift abstatten, die anläßlich Ihres Jubiläums erscheint. Die Gabe wird vielleicht nicht homogen sein, doch dafür, wie ich hoffe, echt. Von Herrn Barth, einem meiner Leser, erhielt ich einen ausführlichen Bericht über Ihren Bremer Besuch. Ich weiß nicht, ob die Diskussion in ihren Einzelheiten von ihm genau geschildert worden ist. Es fiel mir darin auf, daß Sie von 'meiner' neuen Theologie gesprochen haben - das ist indessen ein Anspruch, der von mir nicht erhoben wird. Was mich beunruhigt, das ist vielmehr der offensichtliche Mangel an theologischer Durchdringung, dessen Behebung ich von den philosophen erhoffe; es ist dies eine Aufgabe, die ihnen weder der Philosoph noch der Dichter abnehmen kann, von anderen Kräften ganz abgesehen. Ich nehme ferner nicht für mich in Anspruch, Christ zu sein. Noch weniger freilich e

Inhaltsverzeichnis

TEIL I BRIEFWECHSEL Anhang BRIEFE ZWISCHEN ERNST JÜNGER UND HERMANN HEIDEGGER TEIL II: Ergänzende Texte ÜBER DIE LINIE ZUR SEINSFRAGE FEDERBÄLLE TEIL III Anmerkungen Nachwort Titelverzeichnis Siglenverzeichnis der Werkausgaben der Briefautoren Personenregister Bildnachweise

Autorenporträt

Ernst Jünger, am 29. März 1895 in Heidelberg geboren. 1901-1912 Schüler in Hannover, Schwarzenberg, Braunschweig u. a. 1913 Flucht in die Fremdenlegion, nach sechs Wochen auf Intervention des Vaters entlassen 1914-1918 Kriegsfreiwilliger 1918 Verleihung des Ordens »Pour le Mérite«. 1919-1923 Dienst in der Reichswehr. Veröffentlichung seines Erstlings »In Stahlgewittern«. Studium in Leipzig, 1927 Übersiedlung nach Berlin. Mitarbeit an politischen und literarischen Zeitschriften. 1936-1938 Reisen nach Brasilien und Marokko. »Afrikanische Spiele« und »Das Abenteuerliche Herz«. Übersiedlung nach Überlingen. 1939-1941 im Stab des Militärbefehlshabers Frankreich. 1944 Rückkehr Jüngers aus Paris nach Kirchhorst. 1946-1947 »Der Friede«. 1950 Übersiedlung nach Wilflingen. 1965 Abschluß der zehnbändigen »Werke«. 1966-1981 Reisen. Schiller-Gedächtnispreis. 1982 Goethe-Preis der Stadt Frankfurt/Main.1988 Mit Bundeskanzler Kohl bei den Feierlichkeiten des 25. Jahrestags des Deutsch-Französischen Vertrags. 1993 Mitterrand und Kohl in Wilflingen. 1998 Ernst Jünger stirbt in Riedlingen.

Das könnte Ihnen auch gefallen …